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Als ich im Sterben lag (German Edition)

Als ich im Sterben lag (German Edition)

Titel: Als ich im Sterben lag (German Edition)
Autoren: William Faulkner
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und sägt.
    Das ist wahr. Nie wurde ein Atemzug getan, der wahrer gewesen wäre. «Der Herr hat’s gegeben», sage ich.
    Der Junge kommt den Hang rauf. Er trägt einen Fisch, der fast so lang ist wie er selbst. Er schmeißt ihn auf die Erde und ächzt: «Ha» und spuckt über die Schulter wie ein Mann. Fast so groß wie der Junge, verdammt nah dran.
    «Was ist das?», frag ich. «Ein Katzenfisch? Wo hast du ihn gefangen?»
    «Unten bei der Brücke», sagt er. Er dreht ihn um, die Unterseite ist da, wo sie nass ist, dreckverkrustet, das Auge ist mit einem Staubfilm überzogen und wölbt sich vor unter dem Schmutz.
    «Hast du vor, ihn da liegen zu lassen?», sagt Anse.
    «Ich will ihn Ma zeigen», sagt Vardaman. Er sieht zur Tür. Wir können Stimmen hören, die Zugluft trägt sie herüber. Und auch Cashs Rumklopfen und -hämmern an seinen Brettern. «Da drinnen ist Besuch», sagt Anse.
    «Bloß meine Leute», sage ich. «Die würden ihn bestimmt auch gern sehn.»
    Der Junge sagt nichts, beobachtet die Tür. Dann sieht er auf den Fisch runter, wie er daliegt im Staub. Er dreht ihn mit dem Fuß um, polkt mit dem großen Zeh am Augenhöcker herum und will ihn rausquetschen. Anse sieht hinaus übers Land.
    Vardaman sieht Anse’ Gesicht an, dann die Tür. Er dreht sich um und geht auf die Hausecke zu, als Anse ihn ruft, ohne sich zu ihm hinzuwenden.
    «Du machst den Fisch sauber», sagt Anse.
    Vardaman bleibt stehen. «Kann Dewey Dell ihn nicht sauber machen?», sagt er.
    «Du machst diesen Fisch sauber», sagt Anse.
    «Och, Pa», sagt Vardaman.
    «Du machst ihn sauber», sagt Anse. Er dreht sich nicht um. Vardaman kommt zurück und hebt den Fisch hoch. Er rutscht ihm aus den Händen, beschmiert ihn mit nassem Matsch und glitscht auf die Erde und macht sich noch mal dreckig, mit klaffendem Maul und Glotzaugen versteckt er sich im Staub, als ob er sich schämt, dass er tot ist, und es eilig hat, wieder unsichtbar zu sein. Vardaman flucht. Er flucht wie ein Erwachsener und steht breitbeinig über dem Fisch. Anse sieht sich nicht um. Vardaman hebt den Fisch wieder auf. Er legt ihn sich über beide Arme, wie ein Bündel Holz, und schleppt ihn so ums Haus, auf der einen Seite hängt der Kopf herunter, auf der andern das Schwanzende. Verdammtes Vieh, fast so groß wie er.
    Anse’ Handgelenke baumeln aus den Ärmeln: hab ihn nie in einem Hemd gesehn, das aussah, als ob es seins wär, mein ganzes Leben nicht. Man könnte denken, dass er Jewels abgelegte Hemden trägt. Aber so ist das nicht. Jewel hat zwar lange Arme, auch wenn sie spindeldürr sind, aber in den Hemden sind keine Schweißflecken, daran kann man sehn, dass sie nie jemand anderm gehört haben als Anse, da gibt es keinen Zweifel. Seine Augen sehn wie ausgeglühte Kohlenstücke aus, die sich in sein Gesicht gebrannt haben; er sieht noch immer hinaus übers Land.
    Als der Schatten auf die Verandastufen vorrückt, sagt er: «Es ist fünf.»
    Gerade als ich von meinem Stuhl aufstehe, kommt Cora an die Tür und sagt, es wird Zeit, dass wir uns auf den Weg machen. Anse langt nach seinen Stiefeln. «Aber Mr. Bundren», sagt Cora, «bleiben Sie doch sitzen.» Er zieht die Stiefel an, stampft auf, damit die Füße richtig drinstecken, und bewegt sich so schwerfällig wie bei allem, was er tut, als ob er ständig hofft, dass er’s doch nicht kann und es gar nicht erst zu versuchen braucht. Als wir durch den Flur gehen, können wir die Stiefel auf den Dielen dröhnen hören, als wären sie aus Eisen. Er nähert sich der Tür zu ihrem Zimmer, blinzelnd, den Blick erst wie aus weiter Ferne zurückholend, ehe er zu ihr hineinsieht, und es ist, als ob er erwartet, sie in einem Sessel sitzend oder vielleicht beim Fegen anzutreffen, und er sieht zur Tür hinein auf die gleiche erstaunte Art, wie er immer zu dieser Tür hineinschaut und sie jedes Mal noch im Bett liegen sieht, und Dewey Dell fächelt ihr immer noch Luft zu mit ihrem Fächer. Er steht da, als habe er nicht vor, sich jemals wieder zu rühren oder sonst was zu tun.
    «Ich glaube, wir gehn jetzt lieber», sagt Cora. «Ich muss die Hühner füttern.» Und regnen wird es auch bald. Solche Wolken trügen nicht, und die Arbeit mit der Baumwolle jeden Tag, den der Herr werden lässt. Für ihn wird das was anderes sein. Cash schnitzt immer noch an den Brettern rum. «Wenn wir irgendwas für euch tun können», sagt Cora.
    «Anse sagt es uns dann schon», sage ich.
    Anse sieht uns nicht an. Er sieht blinzelnd um sich mit
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