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Als Erzieherin gelassen und erfolgreich

Titel: Als Erzieherin gelassen und erfolgreich
Autoren: Christine Weiner
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einer Vision zu tun. In einzelnen Coachingstunden stellte sich heraus, dass jede - und wirklich jede Erzieherin - im Team zwar wusste, wie schlimm und verfahren die Situation war, aber keine wollte, dass das Team auseinander gerissen werden würde.
    »Ich will hier arbeiten, und es war doch auch mal gut«, sagten die meisten. Nicht einmal die abgemahnte Erzieherin, die angeblich eine andere gemobbt haben sollte, wollte gehen. Auf meine Frage, was sich die einzelnen von der Zukunft wünschten, kam einstimmig die Antwort: »Es soll wieder gut werden!«
    Als Ziel ist das noch sehr vage, das wissen Sie, aber es war dennoch eine gespürte Vision. Es gab die Sehnsucht und die Bereitschaft, wieder in ein harmonisches Miteinander zu kommen, ohne dass »dunkle« oder »schräge Perlen« aussortiert würden. Ohne diese Vision, diese Bereitschaft, hätte ich als Coach nicht viel ausrichten können. Mit dieser Vision, die sich zudem auf bessere Zeiten in der Vergangenheit stützte, war jedoch jede einzelne Kollegin bereit, sich zu öffnen, neue Gedanken anzunehmen und die Veränderung zu wagen. Im Verlauf eines Jahres wuchs dieses Team immer mehr zusammen. Nachdem das letzte Weihnachtsfest voller Kälte und Schweigen gewesen war, feierten die Frauen im Jahr der Veränderung
nicht nur gemeinsam Weihnachten, sondern zusätzlich mehrere Adventsfeiern. Sie begannen unter anderem mit Yoga, denn die Einzelnen brachten ihre Kompetenzen, die vorher erst nach Dienstschluss gelebt worden waren, nun auch in das Team ein. Die Leitung war zu einem neuen Verständnis von Führung gelangt, und die älteren Erzieherinnen sahen sich nicht mehr allein in Profession, sondern erkannten auch ihre Vorbildfunktion an.
    Sie lebten damit vor, wie Konflikte angegangen werden, was es heißt, in diesem Beruf älter zu werden, wie man Jüngere einbindet, immer weiter wach bleibt und sich engagiert. Denn auch die Jüngeren werden ja einst älter sein und sich dann an diese Kolleginnen erinnern. Die jüngeren Kolleginnen wussten mit einem Mal, dass es ihre Pflicht ist, neues Wissen und Frische einzubringen. Einzubringen bedeutet, der Einrichtung etwas hinzuzufügen, und das geht nur, wenn auch die älteren Kolleginnen mit im Boot sind. Und alle wussten, dass sie für die Kinder ein Modell von vielen sind, wie Erwachsene miteinander umgehen.
    Vergessen wir nie, dass Kinder sich zwar noch nicht so artikulieren können, aber sehr feine Sensoren für Stimmungen haben. Wie schön, wenn ein Kind sich bei Ihnen in der Einrichtung entfalten und wohl fühlen kann, weil es sicher weiß, dass Sie und Ihre Kolleginnen Ihr Miteinander »im Griff« haben. Kinder müssen schon zwischen den Eltern so oft taktieren und Verantwortung übernehmen, im Kindergarten sollte für sie ein Ort sein, in dem ihre Entwicklung Vorrang hat.

Von der Idee zu Vision
    Ein konkretes Beispiel zeigt vielleicht am besten, was eine Idee von einer Vision unterscheidet. Eine Idee ist ein kurzes oder längeres Aufflammen einer Vorstellung. Wie sinnvoll eine Idee ist, wird sich bei genauerer Betrachtung erweisen.

    »Wir könnten ein Frühlingsfest machen...«
    »Mmh, in diesem Frühjahr sind wir gerade total unterbesetzt. Das ist schon jetzt absehbar.«
    »Ja, stimmt. Ach, machen wir was anderes. Es war nur so eine Idee.«
    Nicht alle Ideen, die noch nicht ganz stimmig sind, werden fallen gelassen, manche werden zu einem späteren und passenderen Zeitpunkt wieder aufgegriffen. Ideen können sich erweitern, an Raum gewinnen, sodass auf einmal eine Vision im Raum steht.
    »Bei dem Frühlingsfest könnten wir ein Beet anlegen.«
    »Wie wäre es, wenn wir einen Teil des Gartens in einen Nutzgarten verwandeln?«
    »Mit vielen Beeten?«
    »Ja, wir könnten uns selbst einarbeiten und ein richtiges Gartenjahr leben.«
    »Eigene Produkte ernten...«
    »Und unseren Kindern ein Stück Natur in die Stadt bringen.«
    »Für mich wäre das auch schön.«
    »Und für mich erst mal!«
    Jetzt hat sich etwas gewandelt. Aus dem Frühlingsfest ist eine Vision geworden. Wie ein Ballon steigt auf einmal ein Bild in die einzelnen Köpfe.

    Damit etwas zu einer gemeinsamen Vision werden kann, braucht es einen Bildabgleich. Beide müssen sich erzählen, was sie sich vorstellen, wie ihr Wunschgarten aussieht, und dann können beide an einem gemeinsamen Bild arbeiten und modellieren.

    Es ist ein Faden aufgenommen worden, den beide miteinander verfolgen. Vielleicht braucht es nun weitere Informationen und das Einverständnis
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