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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen
Autoren: Colin Dann
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Katze mich gesehen hätte, dann wäre das mein sicheres Ende gewesen. Glücklicherweise war es ein einigermaßen kühler Tag. Sobald es dunkel war, ließ ich mich vollends zu Boden fallen, und dann kroch und hüpfte ich so weit wie möglich vom Haus weg. In der Nähe gab es nur noch ein oder zwei weitere Häuser, und als ich an denen vorbei war, fühlte ich mich schon viel sicherer. Mein Richtungssinn sagte mir, welchen Weg ich einschlagen mußte, und so ging ich weiter, bis die Straße aufhörte. Am Ende der Straße verlief eine Art Graben, und dahinter lag ein Zaun. Ich wußte, daß ich richtig ging, und weder der Graben noch der Zaun bildeten ein allzu großes Hindernis für mich. Ich war auf der anderen Seite noch nicht sehr weit gekommen, als ich feststellte, daß ich mich in einem Privatpark befinden mußte, denn der Zaun erstreckte sich in beiden Richtungen, so weit meine Augen reichten.
Ich weiß eigentlich nicht so recht warum, aber je länger ich diesen Zaun anschaute, desto sicherer fühlte ich mich. Wahrscheinlich kam es daher, daß ich wußte, auf der richtigen Seite des Zauns zu sein. Es war sehr ruhig und friedlich dort, und ein wunderschöner klarer Mond stand am Himmel, als ich so dahinschlenderte und unterwegs ein paar Insekten fing. Ich entschloß mich, mein Bett unter einem Baum herzurichten, und so buddelte ich ein kleines Loch in den Boden und deckte mich mit ein paar trockenen Blättern zu. Ich schlief den ganzen Tag über recht gut, denn abgesehen von den Vögeln schien niemand in der Nähe zu sein.
Als die Dämmerung anbrach, kroch ich aus meinem Loch und machte mich wieder auf den Weg. Nach einer Weile wurden die Bäume von offenem Land abgelöst, und ich ahnte, daß es dort Wasser gab. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie mich - nach all den Wochen ohne ein Bad - die Aufregung packte. Es war wieder eine helle, mondbeschienene Nacht, und schließlich konnte ich vor mir einen Teich sehen, in dem sich ganz klar der Mond spiegelte. Als ich näher kam, hatte ich den Eindruck, ich hätte vom Wasser ein oder zwei Quaker gehört. Mir wurde klar, daß ich mich nicht getäuscht hatte, als die ganze Gruppe der Teichbewohner gemeinsam zu quaken begann und ein Riesenkonzert veranstaltete. Es war ein Quaken, das ich nicht einordnen konnte; es war völlig anders als alles, was ich bisher gehört hatte. Es waren offensichtlich Frösche - aber was für Frösche mochten es wohl sein? Da ich nicht wußte, ob sie mich freundlich empfangen würden, näherte ich mich ganz vorsichtig dem Rand des Wassers und sah ihnen eine Weile zu. Eine relativ große Gruppe von ihnen planschte in der Teichmitte umher, und einige ließen sich einfach dahintreiben, den Kopf aus dem Wasser gestreckt. Sie waren es, die den Krach veranstalteten. Sie bliesen die Backen zu großen Blasen auf, und jeder bemühte sich, lauter zu quaken als alle anderen.
Nachdem ich ein Weilchen gewartet hatte, hörten sie auf zu quaken und schienen gemeinsam zu dem Entschluß zu kommen, daß es Zeit sei, das Wasser zu verlassen. Sie hielten auf das Ufer zu, und einige schwammen in meine Richtung. Ich blieb stehen. Als sie herauskletterten, rief einer von ihnen: ›Wir haben Besuch! Eine Kröte !‹
Sie kamen alle her, um mich anzusehen, und sie sagten mir, daß sie mich noch nie gesehen hätten und daß die Kröten, die im Frühling den Teich mit ihnen geteilt hatten, vor einer Woche oder so weggezogen seien, um sich an Land einzurichten. Die Frösche machten ein Riesentheater um mich, als ich ihnen meine Geschichte erzählte. Sie erklärten mir, daß sie an Land gekommen seien, um zu fressen, und luden mich ein, an ihrer Mahlzeit teilzunehmen.
Es gab genug zu fressen, und wir wurden alle satt. Obwohl es Nacht war, konnte ich sehen, daß diese ungewöhnlichen Frösche grün waren. Sie hatten dunklere Flecken, und ein heller Streifen verlief in der Mitte ihres Rückens. Als wir mit unserer Mahlzeit fertig waren, luden sie mich ein, mit ihnen zusammen zu schwimmen, und ich nahm ihre Einladung gern an. Wir schwammen hinaus in die Mitte des Teiches und ruhten uns zwischen den Wasserpflanzen aus. Ich ergriff die Gelegenheit und befragte sie über den Park. Ihr Sprecher war ein alter Frosch, der offensichtlich in der Gruppe eine Art Vorrangstellung zu haben schien. Er sagte mir, der Park hieße Hirschpark und sei ein Naturschutzgebiet.«
Die Kröte machte eine effektvolle Pause, und ein höfliches Gemurmel mit »Ah!« und »Natürlich - ein
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