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Als der Tag begann

Als der Tag begann

Titel: Als der Tag begann
Autoren: L Murray
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überprüfen, noch riskanter wurde.
    Daddy dachte sich einen Weg aus, die Anrufe der Apotheker abzufangen. Damals überprüften die Telefongesellschaften die Anmeldedaten von Ärzten noch nicht, also beantragte und kündigte Daddy häufig neue Telefonnummern mit Namen von Antragstellern,
die er entweder aus der Luft griff, oder er ließ sich von früheren Professoren inspirieren, Dr. Newman, Dr. Cohen, Dr. Glasser. Die Apotheker erreichten tatsächlich jemanden am anderen Ende der Leitung, sie wurden sogar von einer Sekretärin durchgestellt. In Wahrheit waren es nur Ma und Daddy in Teamarbeit. Ihre Arbeitstage waren lang, und sie benutzten wochenweise angemietete Zimmer in Absteigen über ganz New York City verteilt, während Freunde auf Lisa aufpassten, die zu diesem Zeitpunkt erst ein paar Monate alt war.
    Die Rezepte erstellte Daddy mithilfe seiner Crew. Er beteiligte Freunde in einer Druckerei an seinem Profit im Austausch für die konstante Versorgung mit individuell angefertigten Stempeln mit den Namen der falschen Ärzte und der Versorgung mit echt aussehenden Rezeptblöcken. Mithilfe seiner Verbindungen und des Preises von fünfundzwanzig Dollar pro Block verwandelte Daddy leere Rezepte zu Gold, eine wahre Gelddruckmaschine, Stempel für Stempel. Durch seine Planung, sagte Daddy, war sein Szenario »wasserdicht« und hätte auch weiterhin funktioniert, wäre da nicht Mas kleines Missgeschick gewesen.
    Er übernahm jedoch die Verantwortung für zumindest die Hälfte der begangenen Fehler und gab zu: »Wir hätten niemals etwas aus unseren eigenen Vorräten für uns nehmen dürfen, das war ein echter Anfängerfehler. Wenn du süchtig bist nach deinem eigenen Geheimvorrat, kommst du in Bedrängnis.«
    Aber es ließ sich einfach nicht genau sagen, ob es Mas Abhängigkeit war, die sie so in Bedrängnis geraten ließ, dass sie die offensichtliche rote Flagge ignorierte, oder ob es einfach an der für Ma typischen Ungeduld lag. Daddy hatte Ma sorgfältig vor den Anzeichen gewarnt, die verrieten, dass ein Apotheker dir auf die Schliche gekommen war: »Wenn du nur einen Tag zuvor ein Rezept für hochverdächtige Schmerzmittel vorgelegt hast, dann gibt es ganz sicher nur einen einzigen Grund, warum ein Apotheker dich bittet, noch zwanzig Minuten länger zu warten – er hat die Polizei gerufen, und du solltest dich so schnell wie möglich aus dem
Staub machen.« Daddy hatte Ma vor dieser Situation gewarnt und es ihr genau erklärt.
    Aber am Tag ihrer Verhaftung würde Ma, die bekannt war für ihre Kompromisslosigkeit und Unnachgiebigkeit, wenn sie etwas wollte, lediglich erklären: »Ich konnte einfach nicht anders, ich musste noch mal da aufkreuzen, Lizzy. Es bestand die Chance, dass er mir die Pillen geben würde, weißt du? Ich musste es zumindest versuchen.« Sie bekam am helllichten Tag Handschellen angelegt und wurde kurzerhand von einem Polizisten, der in der (berechtigten) Hoffnung auf den Anruf reagiert hatte, er würde die Kriminellen fangen, die für das Abzocken unzähliger Apotheken in allen fünf Bezirken verantwortlich waren, in ein bereitstehendes Polizeiauto gesetzt. Ohne es zu wissen, war Ma zu diesem Zeitpunkt bereits schwanger mit mir.
    Seit über einem Jahr hatten die FBI-Polizisten Beweise gesammelt, darunter belastende Dokumente und Filmmaterial aus Sicherheitskameras, die Ma und Daddy unleugbar mit nahezu jeder betroffenen Apotheke in Verbindung brachten. Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, fanden die Polizisten, als sie die Tür eintraten, um Daddy zu verhaften, beutelweise Kokain und Dutzende von Pillen auf dem Tisch ihres Apartments im East Village verteilt, des Weiteren Luxusgegenstände wie einen Schrank voller Nerzmäntel, Dutzende Paar Lederschuhe, Ledermäntel, Goldschmuck, mehrere Tausend Dollar in bar und sogar einen Glasbehälter, in dem sich ein gigantischer Burmesischer Python befand.
    Daddy, der die Mehrheit ihrer illegalen Aktivitäten inszeniert und ausgeführt hatte, wurde wegen einer Vielzahl von Betrügereien angeklagt, darunter auch das Verkörpern eines Arztes. Bei seiner Verhandlung karrte der Staatsanwalt – als dramatische Effekthascherei – einen bis zum Rand mit gefälschten Rezepten gefüllten Einkaufswagen ins Gericht, auf denen sich Daddys Handschrift und betrügerische Stempel befanden. »Haben Sie etwas zu Ihrer Verteidigung zu sagen, Mr Finnerty?«, fragte der Richter.

    »Nein, Euer Ehren«, antwortete er, »ich denke, das hier spricht für
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