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Alptraum-Sommer

Alptraum-Sommer

Titel: Alptraum-Sommer
Autoren: Jason Dark
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hielt ihn an der Schulter fest. »Wohin, O’Hara? Wo liegt unser Ziel? Sagen Sie es mir wenigstens.«
    Mit einer erschöpften Bewegung schaffte er eine halbe Drehung und streckte anschließend seinen Arm vor. »Nicht mehr weit«, keuchte er.
    »Es ist nicht mehr weit… wirklich nicht. Sie… sie müssen hingehen, wo das Licht strahlt. In die Sonne, Sinclair, in die Sonne.« Er starrte mich an, und dabei zuckte sein Gesicht, bevor es so seltsam bläulich anlief.
    Seine Augen öffneten sich noch weiter. Die Zunge schnellte plötzlich aus dem Mund, und er brachte seine nächsten Worte nur mühsam über die Lippen. »Laufen Sie, Sinclair, laufen Sie zum Licht! Vielleicht… vielleicht können sie ihn noch retten. Töten Sie das Monstrum, die Spinne… sie ist… Guywano hat sie…«
    Seine Worte rissen ab. Er wurde plötzlich schwer in meinem Griff. Ich hielt ihn noch immer fest, aber ich merkte Sekunden später, daß ich einen Toten stützte.
    Es war zuviel für Patrick O’Hara gewesen. Sein Herz war dieser Belastung nicht mehr gewachsen.
    Behutsam ließ ich den Mann zu Boden gleiten. Er lag im weichen Gras, wo ich ihm die Augen schloß.
    Dann hielt mich nichts mehr…
    ***
    Böse Alraunen, haßerfüllte kleine Galgen- oder Wurzelmännchen näherten sich dem gefangenen Suko, der nur ihre Körper mit den bösen, flachen Gesichtern anzusehen brauchte, um zu wissen, daß sie ihm nicht den Hauch einer Chance lassen würden.
    Vier kleine Mörder.
    Ein Quartett aus Wurzelbälgern würde ihn mit Hilfe der Spinne vernichten. Und es würde ein langsamer Tod werden, das stand für Suko fest. Er dachte an die drei verschwundenen Männer. Auch sie mußten auf die gleiche Weise ums Leben gekommen sein. Zurückgeblieben war dann nichts von ihnen.
    Suko schwitzte, als hätte man ihn mit Wasser übergossen. Sein eigener Körpergeruch vermischte sich mit dem Duft der Sommerblumen, und er hörte das Summen der Insekten in seiner Nähe wie eine irre Musik. Mit jeder Sekunde, die verstrich, sanken seine Chancen immer mehr. Auch wenn er sich bewegte, die Arme bekam er nicht frei, er konnte nur seinen Oberkörper von einer Seite auf die andere rucken.
    Manchmal dachte er auch an den Jungen. Was mit ihm geschah, bekam er nicht direkt mit. Da mußte er sich schon auf den Schatten der Spinne verlassen, der schräg über ihm aufgetaucht war und sich auf die Mitte dieses Gebüschnetzes zubewegte.
    Er brauchte nur an das widerliche Maul zu denken, um zu wissen, was die Spinne vorhatte.
    Gnade kannte sie nicht.
    Aber auch nicht die Alraunen. Die erste war Suko so nahe gekommen, daß sie ihn mit einem Sprung erreichte.
    Sie löste sich mit einer geschmeidigen Bewegung von ihrem Faden und landete auf der Brust des Inspektors, dicht unter dessen Kinn. Sie war so nahe bei ihm, daß er ihren Geruch wahrnehmen konnte. Die Alraune roch nach Erde und Holz, aber auch nach altem, stockigen Blut, das in ihr floß.
    Ihr Maul hatte sie verzogen, so daß es einen nach unten gekippten Halbmond bildete, damit die kleinen, spitzen Zähne entblößt waren, die Suko schon an das Blatt einer Säge erinnerten.
    Damit konnte sie zubeißen.
    Und sie biß zu.
    Suko fluchte, als die Zähne sich in seinem Hemd verhakten und an dem Stoff rissen, bevor sich das Maul von einer Seite zur anderen bewegte und dabei tatsächlich die Funktion einer Säge annahm.
    Gleichzeitig sprangen zwei andere Alraunen auf seine dicht an den Körper gedrückten Arme, um dort mit dem gleichen Werk beginnen zu können. Sie fingen an zu nagen und behielten ihre Plätze bei, obwohl sich Suko ruckartig bewegte.
    Dann hörte er einen Schrei.
    Kelly hatte ihn ausgestoßen.
    Es mußte der Moment sein, wo der Junge im Rachen der Monsterspinne verschwand.
    Und dann fiel ein Schuß!
    ***
    Kelly brüllte seine Not hinaus.
    Dicht vor sich sah er den Rachen. Er bildete den Eingang zu einer anderen Welt, in der es brodelte und kochte, wobei ein Licht entstand, das wie ein orangefarbenes Feuer zuckte und an den Innenwänden in die Höhe glitt.
    Die Spinne würde ihn schlucken, fressen und verdauen. Von ihm würde nichts mehr zurückbleiben. Guywano hatte gewonnen, seine Welt trug den Sieg davon.
    »Es gibt keine Prinzessin«, flüsterte Kelly. »Nein, es gibt sie nicht…«
    Dann schrie er noch einmal, bevor er in den Schlund der verdammten Riesenspinne eintauchte…
    ***
    Ich sah das Monster und war entsetzt.
    Ein riesiger widerlicher, schwarz behaarter Spinnenkörper, der auf hohen Beinen stand und sein
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