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Alptraum-Sommer

Alptraum-Sommer

Titel: Alptraum-Sommer
Autoren: Jason Dark
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einzudringen.
    Alten Feinden.
    Gefährlichen Feinden.
    Nicht von dieser Welt, sondern aus der, die Kelly nur wundersam erlebt hatte.
    Ein Feind aus Aibon!
    Dieser Gedanke traf ihn wie ein Paukenschlag. Er brachte für einen Moment die Erinnerung wieder in sein allmählich starr werdendes Gehirn zurück.
    Gab es nicht zwei Teile dieses wunderbaren Landes? Und hatte nicht immer der böse, der unheimliche Teil versucht, den anderen zu schlucken? Kelly erinnerte sich.
    Ein Name erschien vor seinem geistigen Auge.
    GUYWANO.
    Er war der Gegenpol, der Böse, der Dunkle. Ein mächtiger Druide, ein Schwarzmagier, der verbannt worden war, um die Qualen des ewigen Fegefeuers zu erleiden.
    Doch er hatte es geschafft, sich mit dem Grauen zu arrangieren und Helfer zu finden.
    Wie die Spinne!
    Der Junge bewegte seinen Mund. Er merkte sehr deutlich, wie schwer es ihm fiel, weil auch die Kiefer immer hölzerner wurden. Und die Verwandlung wollte einfach nicht aufhören.
    »Guywano…«, keuchte er, »hat dich Guywano geschickt…?«
    Das Maul klaffte noch weiter auf.
    Für einen Moment sah Kelly tief im Schlund einen Umriß. Ein kantiges, grünliches Gesicht mit kalten, bösen Augen. Eine Projektion des grauenvollen Herrschers.
    Ja, sie gehörte zu ihm.
    Und sie wollte nicht, daß Kelly überlebte, daß die andere Seite des Landes Aibon Fuß faßte.
    Der Junge wollte sich herumrollen, aber er war bereits zu sehr erstarrt.
    Dann hörte er das Zischen.
    Aus dem Schleim des Rachens löste sich ein Faden. So schnell, daß Kelly nichts dagegen tun konnte. In rasender Geschwindigkeit umwickelte er den Körper des Jungen wie ein unzerreißbares Band und preßte auch dessen Arme fest.
    Ein erstickt klingender Schrei drang aus dem Mund des Kindes. Es stemmte noch seine Hacken in die weiche Unterlage, doch es war ihm kein Erfolg beschieden.
    Aibons böse Kraft war stärker.
    Sie zog ihn auf das Maul der Spinne zu. Ein fast verholztes Wesen mit dem Körper eines Kindes, doch mit dem uralten Gesicht eines nahezu hundertjährigen Mannes…
    ***
    »Kommen Sie, Mr. Sinclair, kommen Sie schnell!«
    Mein Begleiter hatte es schrecklich eilig. Ich wunderte mich, woher der alte Mann die Kondition hatte, schließlich hatte er uns schon über den Fluß gerudert, und wir waren dann gemeinsam in einen so feuchten und fremden Wald eingetaucht, in dem die Hitze wie ein gewaltiges Polster lag und uns mit einem regelrechten Dunstschleier umgab.
    O’Hara kannte sich aus. Er wußte, welchen Weg wir zu nehmen hatten, und er trieb mich immer wieder voran.
    »Was ist los? Warum…?«
    »Fragen Sie nicht, Sinclair.«
    »Kann es zu spät sein?«
    »Ja, verdammt!«
    Es war seine letzte Antwort, die ich von ihm bekam. Nun kümmerte er sich nur um den Weg, und der war schwierig genug, weil die Natur zahlreiche Hindernisse aufgebaut hatte, die aus gefallenen und quer liegenden Bäumen ebenso bestanden wie aus dichtem Gestrüpp, das manchmal dick wie eine Wand wirkte.
    Wir hetzten weiter, und die verdammte Hitze setzte mir zu. Ich hatte mehr als einmal den Eindruck, durch eine schwülfeuchte Waschküche zu laufen.
    Patrick O’Hara ließ sich durch nichts aufhalten. Er stampfte weiter, er keuchte dabei. Manchmal bewegte er seine Arme wie Windmühlenflügel, dann wieder wie Dreschflegel, wenn er irgendwelche Hindernisse aus dem Weg räumte.
    Das Waldgebiet war ziemlich groß. Ich bewunderte O’Haras Zielstrebigkeit, mit der er sich voranbewegte. Er schien genau zu wissen, wo unser Ziel lag, und ich hatte tatsächlich Mühe, ihm auch auf den Fersen zu bleiben.
    Einmal rutschte er weg. Ich fing ihn ab, er bedankte sich keuchend und drückte seinen Rücken dann gegen einen mit Moos bewachsenen Baumstamm. Er atmete keuchend mit offenem Mund. Eine Hand hielt er auf seine linke Brustseite gepreßt. Um die hervorquellenden Augen herum zeichnete sich ein Muster aus malvenfarbenen Äderchen ab.
    »Was haben Sie, O’Hara?«
    »Ich… ich spüre es.«
    »Wen oder was?«
    »Die andere Kraft, die zweite Macht aus diesem Land. Die Gegenseite. Das müssen Sie doch auch wissen, Sinclair, wenn Sie Aibon kennen, oder etwa nicht?«
    »Guywano?«
    »Jaaa…«, röchelte er mich an. »Ja, verdammt. Guywano. Er und kein anderer. Er will es nicht. Er hat es damals torpediert, das weiß ich. Und er wird nicht aufgeben. Das Böse in Aibon soll stärker werden, nicht das Gute…«
    »Ist es so?«
    »Ich… ich hoffe nicht.« Er gab sich einen Ruck. »Sinclair, wir müssen weiter, schnell!«
    Ich
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