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Alptraum in Pink

Alptraum in Pink

Titel: Alptraum in Pink
Autoren: John D. MacDonald
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den Kollegen von der Mordkommission. Doch ich konnte noch nicht einmal das in Erfahrung bringen, bevor mich nicht Lieutenant Bree einer sorgfältigen und argwöhnischen Befragung unterzogen hatte.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte er immer wieder. »Was wollen Sie denn noch ausrichten?«
    Ich versuchte es noch einmal. »Lieutenant, Sie wissen, was ein Kriegsveteran ist?«
    »Kommen Sie mir nicht mit so einer Klugscheißerei.«
    »Dieser Mann ist in einem Krankenhaus für Kriegsveteranen. Seit Korea. Blind und verkrüppelt. Plummer wollte die kleine Schwester dieses Veteranen heiraten. Ich bin sein bester Freund. Er hat mich gebeten, herauszufinden, wie Plummer ums Leben gekommen ist.«
    »Was wollen Sie denn damit erreichen? Es stand in der Zeitung. Wollen Sie andeuten, dass wir hier unsere Arbeit nicht richtig machen? Oder haben Sie uns etwas zu erzählen, was wir noch nicht wissen? Ich verstehe das nicht.«
    »Lieutenant, bitte stellen Sie sich einmal vor, Sie lägen als blinder Kriegsversehrter im Krankenhaus. Da wird der Verlobte Ihrer Schwester umgebracht.«
    »Besser so, als wenn sie so einen geheiratet hätte wie meine Schwester.«
    »Würden Sie sich damit zufrieden geben, dass Ihnen jemand einen kleinen Artikel aus der Zeitung vorliest, oder wäre es Ihnen nicht lieber, wenn ein Freund von Ihnen dort vorbeigeht, sich erkundigt, wie und wo es passiert ist, zurückkommt und Ihnen berichtet?«
    Er fing an zu begreifen, und sein Augenzwinkern verwandelte sich in ein Lächeln. »He, Sie wollen ihm also nur erzählen, wie der Fall bearbeitet wurde, he?«
    »Genau.«
    »Zeigen Sie mir noch mal Ihre Ausweispapiere, McGee.«
    Er studierte eingehend meine in Florida ausgestellte Fahrerlaubnis. Darin befindet sich eine Rubrik für die Berufsangabe. Eine Herausforderung an den Erfindungsgeist. Dieses Jahr hatte ich in die kleine Spalte »Geschäftsf.« eingetragen. Als er den Führerschein zurückgab, begutachtete er mich schnell mit seinen geübten Polizistenaugen - Schnitt des Anzugs, Stoff, Hemdkragen, Knöchel und Fingernägel, Zustand der Schuhe, Haarschnitt, all die subtilen Hinweise auf den gesellschaftlichen Status.
    »Was sind Sie von Beruf, Mr. McGee?«
    »Berater für die Herstellung von Schiffszubehör.«
    »Aha. Setzen Sie sich da drüben hin. Ich werde sehen, was ich tun kann.« Er ging schwerfällig davon, gewichtig, weißhaarig, begriffsstutzig. Ich saß auf der abgewetzten Bank und beobachtete das geschäftige Treiben. Es war ungefähr so spannend wie in einem Postamt, und über allem lag derselbe Behördengeruch von Fleisch, Schweiß, Desinfektionsmitteln und Stempeltinte. Zwei Prozent der Polizeiarbeit hat mit Blut zu tun. Alles andere ist die mühselige, verdrießliche, komplizierte Beschäftigung mit kleinen Regeln und Verfahrensvorschriften, mit der Durchsetzung nummerierter Verordnungen, mit Beschwerden, die aus Gehässigkeit und Dummheit vorgetragen werden, mit all den kleinen Reibereien und Ärgernissen, die entstehen, wenn zu viele Menschen auf zu engem Raum leben. Die Polizei begegnet dem üblicherweise mit einer müden, freundlichherablassenden Gereiztheit.
    Detective Sergeant Thomas Rassko sah aus wie ein junger Verkäufer in einem Geschäft für Herrenbekleidung und benahm sich auch so. Ruhig, gelangweilt, gleichgültig, unauffällig gekleidet, blass und geschmeidig. Bree hatte mir grünes Licht gegeben, aber sich mit mir zu beschäftigen, war offensichtlich reine Zeitverschwendung. Er führte mich zu einem Besucherstuhl neben einem typischen Bullenschreibtisch, ließ mich allein und kam mit einer dünnen Akte zurück.
    Er setzte sich, schnürte die Akte auf, sortierte deren Inhalt und sagte dann: »Der Verstorbene war Amerikaner weißer Hautfarbe, siebenundzwanzig Jahre alt. Geschätzte Todeszeit zwischen dreiundzwanzig Uhr und Mitternacht, Samstag, zehnter August. Die Leiche wurde direkt neben dem Lieferanteneingang eines Warenhauses in der 19. Straße, Nummer drei eins acht, gefunden. Die Mitteilung des Wachmannes traf um ein Uhr fünfunddreißig ein.« Er ordnete ein paar Hochglanzfotos vom Format 18 mal 24 und reichte sie mir. »Darauf sehen Sie es selbst am besten.«
    Howard Plummer lag im grellen Licht des Elektroblitzes, das Gesicht auf dem asphaltierten Boden, dicht neben einer Backsteinmauer. Er lag leicht zur Wand gedreht, die Beine von sich gestreckt, einen Arm unter sich, die Jacke des hellen Anzugs war über den Rückenansatz hochgeschoben. Beide Seitentaschen und eine
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