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Alptraum in Pink

Alptraum in Pink

Titel: Alptraum in Pink
Autoren: John D. MacDonald
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Gesäßtasche waren herausgezogen.
    »Man könnte es quasi als einen Zufallsmord bezeichnen«, meinte Rassko. »Ein ganz normaler Raubüberfall, der schief gelaufen ist. Üblicherweise arbeiten sie zu zweit. Sie suchen sich jemanden aus, der gut gekleidet ist, vielleicht ein bisschen angetrunken, und folgen ihm dicht auf den Fersen. Wenn die Situation günstig ist und niemand vorbeikommt, packt ihn der Stärkere von hinten, legt ihm den Arm um den Hals und zerrt ihn in ein dunkle Ecke, dort räumt ihn der andere aus - Brieftasche, Armbanduhr, alles. Falls er inzwischen nicht ohnmächtig geworden ist, reißen sie ihm die Hosen herunter, versetzen ihm einen gewaltigen Stoß und nehmen die Beine in die Hand. Dieser Plummer war ein stämmiger Kerl. Groß genug, um sie vielleicht nervös zu machen. Oder er hat sich zu heftig gewehrt. Vielleicht waren es aber auch Amateure. Manchmal haben wir es mit Matrosen zu tun, die selbst ausgenommen worden sind und die es dann dem Nächstbesten wieder abnehmen, der ihnen über den Weg läuft. Ein Unterarm auf der Kehle kann sehr gefährlich sein. Wahrscheinlich haben sie gedacht, er sei nur bewusstlos, aber sein Kehlkopf war zerquetscht. Sie haben ihn fallen lassen und sind davongerannt. Er ist erstickt.«
    »Überhaupt keine Hinweise?«
    »Das ist kein besonders dringlicher Fall, Mr. McGee. Junge Schlägertypen kommen von weit her - aus Queens, Brooklyn, sogar von Jersey, also ist es nicht unbedingt ein Verbrechen in der Nachbarschaft. Vielleicht haben sie nie mitbekommen, dass der Typ gestorben ist. Diese Leute lesen keine Zeitung. Unsere Informanten haben bislang nichts in der Hand. Für das Labor gab es nichts zu untersuchen. Wir konnten niemanden auftreiben, der etwas gesehen hätte. Wir schätzen, dass er ungefähr fünfzig Dollar bei sich hatte. Seine Brieftasche ist nie wieder aufgetaucht. Niemand, noch nicht einmal seine Verlobte, konnte uns die Marke seiner Armbanduhr nennen, also können wir nicht nachforschen, ob sie versetzt wurde.«
    »Was hat er in dieser Gegend gemacht?«
    Rassko zuckte mit den Schultern. »Es war ein heißer Samstagabend. Seine Verlobte musste an irgendeinem Geschäftsessen in einem Hotel teilnehmen. Er hat die Wohnung gegen sechs verlassen. Wir haben seine Spur nicht verfolgen können. Vielleicht ist er nur so herumgelaufen. Wir wissen nicht, ob er nach Westen oder nach Osten unterwegs war, als man ihn überfallen hat. Vielleicht hat er irgendein Mädchen nach Hause begleitet und war auf der Suche nach einem Taxi. Jammerschade. Netter Bursche, nehme ich an, gute Ausbildung, guter Job, kurz davor zu heiraten. Wie gesagt, fast ein Zufallsmord. Aber es war keine Gegend, in der ein gut gekleideter Mann nachts alleine spazieren gehen sollte, schon gar nicht, wenn er ein paar getrunken hatte. Damit fordert man so etwas geradezu heraus.«
    »Hatten Sie irgendwelche Schwierigkeiten, ihn zu identifizieren?«
    »Nein. Sein Name stand auf einem Etikett der Wäscherei im Anzug, und wir haben den Namen im Telefonbuch gefunden. Wenn wir schnell Gewissheit haben wollen, machen wir normalerweise eine Polaroid-Aufnahme vom Gesicht des Opfers und schicken einen Mann los, der die Nachbarn befragt. Die erste Person, die er angesprochen hat, hat die Identität Plummers bestätigt. Ich weiß nicht, was wir noch unternehmen sollen. Kann sein, wir fassen morgen oder auch nächstes Jahr jemanden wegen einer ganz anderen Sache und erfahren dann alles über diese Geschichte. Dann können wir die Akte schließen. Man kann nur eine bestimmte Arbeitszeit auf so einen Fall verwenden, und dann hat es irgendwann keinen Zweck mehr, weil die übrigen Fälle auf uns warten. Aber wir vergessen es nicht. Wir behalten immer ein Auge auf ungelöste Fälle.«
    Ich bedankte mich, dass er mir so viel Zeit geopfert hatte. Ich ging hinaus in den hellen, schönen Oktobertag und spazierte langsam und nachdenklich zur Stadtmitte zurück. Es war gerade kurz nach Mittag, und die Büromädchen verwandelten die Straßen in einen warmen, schnell dahinsprudelnden Fluss. Ein bulliger Mann, der es eiliger hatte als ich, rempelte mich an und schubste mich auf ein großes Mädchen. Sie drehten sich beide um und fauchten mich an.
    In New York wird es anfangen, denke ich. Man kann es kommen sehen. Die Insektenfachleute haben herausgefunden, wie das bei Heuschrecken abläuft. Bis zu einer bestimmten Bevölkerungsdichte benehmen sich Heuschrecken wie alle anderen Grashüpfer. Wenn der kritische Punkt erreicht
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