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Alptraum in Pink

Alptraum in Pink

Titel: Alptraum in Pink
Autoren: John D. MacDonald
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allein meine Schuld.«
    Ich sah eine fahle Gestalt zur Tür gehen. Sie blieb bei der Tür stehen und sagte: »Ich klage dich hiermit an, vermutlich ein verdammt guter Mann zu sein.«
    »Danke sehr.«
    »Und ich bin keine besonders nette Frau.«
    »Du bist wahrscheinlich netter, als du dir eingestehen willst, Teresa.«
    »Ha, ha, ha«, sagte sie, ging hinaus, und die Tür fiel leise ins Schloss.
    Ich ging zurück ins Bett. Es roch nach ihr. Mein Herz schlug immer noch ein wenig zu schnell. Ich lachte mich insgeheim aus, spöttisch und verächtlich zugleich. Ich hatte meine Ehre verteidigt, ich rechtschaffenes, prüdes Schwein. Ich wusste genau, was ich hätte tun sollen, als mir klar wurde, wer sie in Wirklichkeit war. Ich hätte meine verdammte Klappe halten und danach überrascht tun sollen. Wie oft liegt man schon mit einer lebenden Legende im Bett? Mein Selbstbild bestand aus den drei unheiligen McGees - der ich nicht sein will, der ich gerne wäre und der ich tatsächlich bin. Wahrscheinlich hätte der, der ich nicht sein will, weitergemacht. Aber manchmal wünsche ich mir, mein wirkliches Ich wäre nicht so ein Clown. Ich gehe meines Weges, werde mit Schweinsblasen verdroschen und stecke meine eigene Nase in Brand. Vielleicht will ich ein echter Held sein. Aber immer, wenn ich dieses Wort höre, sehe ich Nelson Eddy vor mir, der Jeannette anbrüllt und dabei seine Yogibärmütze aufhat.
    Ich überlegte noch, ob ich selbst eine kalte Dusche nehmen sollte, da schlief ich ein.

Vierzehn
    Obwohl der Arzt meine Gesundheit gelobt hatte, war ich selbst nicht besonders zufrieden damit. Die Kopfwunde war gar nicht so schlimm. Ich war mit dem Schädel auf der Kante des Resopaltisches aufgeschlagen und hatte eine klaffende Wunde unterhalb des Haaransatzes davongetragen. Ein zwölf Zentimeter langer Fetzen meiner Kopfhaut musste wieder angenäht werden. Ein paar Tage später bekam ich zwei Veilchen, von reichlich blauen Flecken umgeben. Ich sah wie ein übergroßer, verlegener Waschbär aus.
    Die körperlichen Schäden kümmerten mich wenig. Es waren die psychischen Schäden, die mir zu schaffen machten. Wir schweben alle in einem sorgsam austarierten Gleichgewicht und begreifen erst, wie empfindlich dieses Gleichgewicht wirklich ist, wenn es aus der Balance gebracht wird - entweder durch Emotionen oder durch Chemie. Dann traut man den ganzen, völlig zuverlässigen Meldungen der Sinne nicht mehr so richtig.
    Ich stellte fest, dass meine Gefühle stärker schwankten, als mir lieb war. Manchmal hatte ich ohne ersichtlichen Grund ein Stimmungshoch, dann stürzte ich ohne Vorwarnung in tiefe Depressionen. Und manchmal war ich verdammt nahe daran, wie ein kleines Mädchen loszuheulen. Das Kontrollorgan funktionierte nicht mehr. Ich sagte mir immer wieder, dass ich nicht wie eine Erstsemesterstudentin am Smith College reagieren dürfte, aber ich konnte dieses Gefühl nicht abschütteln, dass ich mich in einer emotionalen Genesungsphase befand und nie genau wusste, was ich im nächsten Augenblick tun würde. Obwohl ich keine Halluzinationen mehr bekam, hatte die Welt ihre Stabilität verloren. Von Zeit zu Zeit durchfuhr sie ein lebhafter Ruck, wie ein kurzer, kosmischer Schluckauf.
    Ich lernte Charles McKewn Armister und seine Frau kennen. Sie waren sich äußerlich sehr ähnlich - untersetzte, rotblonde, durchtrainierte, sportliche Typen. Sie verhielt sich ihm gegenüber sanftmütig, liebevoll, beschützend und leicht besorgt. Sie hatten einen muskulösen Chauffeur-Pfleger-Kammerdiener-Aufpasser angeheuert, der ständig in seiner Nähe war und dafür sorgte, dass er nichts anstellte. Ich hätte ihn für einen ganz normalen Langweiler aus dem Club gehalten, wenn ich nicht Bescheid gewusst hätte. Er unterhielt sich mit allen laut und freimütig und war ständig guter Laune.
    Er schüttelte meine Hand wie einen Pumpenschwengel und sagte: »Wir stehen in Ihrer Schuld. Ziemlich scheußliche Angelegenheit. Kannte den alten Bay seit Jahren. Hätte nie gedacht, dass er so eine Gaunerei versuchen würde. Hab jetzt ein paar gute Burschen, die den Laden schmeißen. Zuverlässig. Wie Jo schon sagte, jetzt ist es an der Zeit, mich zu erholen und zu vergnügen. Reisen, ein bisschen segeln, wieder einmal Tennis spielen wie früher, was, altes Mädchen?« Er legte den Arm um die Taille seiner Frau, drückte sie herzlich an sich, ließ seine sommersprossenbefleckte Hand ihren reifen Hintern hinuntergleiten und kniff sie so fest in den Po, dass
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