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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust
Autoren: Willibald Spatz
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und mir ein paar Sachen besorgen? Ich geb dir das Geld. Das wäre Wahnsinn.«
    »Ist in Ordnung«, sagte Birne, froh einen Vorwand zu haben, aus dem Raum zu gehen. »Ich bin gleich zurück.«
    Birne ging nicht aus dem Haus, sondern nach oben, versuchte sich an der rechten Tür und landete in einem Schlafzimmer. Nina lag im Bett, die Decke über sich gezogen, sie war nackt, ihre Kleider lagen neben dem Bett auf dem Boden. Sie erschrak. »Birne!«
    Birne wurde energisch: »Zieh dich bitte sofort an.«
    »Birne, hör zu, ich kann dir das erklären, das war das letzte Mal, ich schwör’s . Das ist wichtig, dass du mir vertraust, ich mach uns beide sehr glücklich.«
    »Zieh dich an jetzt. Da unten brennt’s «
    »Da brennt’s ?« Sie sprang auf, ließ das Laken aber nicht los.
    »Da sind zwei Typen, die wollen mich totschlagen. Deinetwegen. Wir hauen ab.«
    »Oh scheiße.« Sie fiel zurück ins Bett.
    »Zieh dich sofort an oder ich fahre ohne dich.«
    Nina setzte sich auf die Bettkante und raffte ihre Kleider zusammen: »Dreh dich bitte um.«
    »Wieso? Alle sehen dich dauernd nackt.«
    »Dreh dich bitte um.« Birne gab nach. Birne hasste nun auch diese Frau. Dann fiel ihm ein, dass das Nächste, was er fühlen würde, eine Axt im Nacken sein könnte. Er drehte sich empört um und sah Ninas wunderbaren Busen in ihrem Blüschen verschwinden. Eine kleine Freude in der höchsten Not.
    Aus der Küche hörte er die schwache Andeutung eines Rufs: »Birne«, hieß es da. »Nicht eifersüchtig sein. Ich habe doch sonst nichts mehr.«
    Sie kooperierte nun. Stand schnell auf, schnappte sich eine Plastiktüte vom Nachttisch, die sie vorher noch nicht gehabt hatte, und ließ sich von Birne nach unten führen. Der Graue stand auf wackligen Füßen dürr in der Küche und versuchte, sie mit einer erhobenen Hand zum Bleiben zu bewegen.
    Birne und Nina stürmten zur Haustür und rissen vergeblich an der Klinke. Die Tür war verschlossen. Birne fand den Schlüssel nicht mehr im Schloss. Er warf sich zu Boden, fluchte und suchte im Dreck. Ihn würgte der Gestank. Nichts. Er bellte.
    »Was ist denn?«, fragte der Graue ganz ruhig. Er war ihnen nahe gekommen.
    »Wieso ist die Tür zu?«
    »Sie ist immer offen. Klemmt sie vielleicht?« Er rüttelte kraftlos an ihr. »Komisch.«
    Diese Gelassenheit versetzte Birne in Rage. »Scheiße«, schrie er und zog Nina mit sich nach hinten zur Waschküche.
    »Warte«, sagte der Graue. Birne stoppte. »Tut mir leid, ich wusste nicht, dass sie deine Freundin ist. Ich dachte, sie macht es eh für jeden und für Geld. Oder wusstest du das nicht?«
    Diese Stimme war ruhig, ganz ruhig, aber nicht kraftlos.
    »Darum geht es nicht. Ich bin hier in deinem Hof angegriffen worden. Die sind hinter mir her. Ich muss weg.«
    »Und mich allein lassen? Ich bin beinahe tot. Wie soll ich mir helfen? Du darfst nicht gehen. Du musst mich beschützen, Polizist.«
    Das letzte Wort klang beinahe höhnisch in Birnes Ohren. Ein bisschen sah er es allerdings ein, dass es nicht in Ordnung war, einen Todkranken der Gewalt von zwei Zuhältern auszuliefern. Die würden keine Rücksicht nehmen. Die würden ihn büßen lassen.
    »Dann komm halt mit.« Birne fand eine Lösung für alle.
    »Ich ziehe mir nur schnell was anderes an«, freute sich der Graue und wandte sich zur Treppe.
    »Dann lass ich dich hier verrecken.«
    Der Graue lachte. »Das ist doch keine Drohung für mich.« Er ging langsam weiter nach oben.
    »Leck mich«, sagte Birne und zog Nina zur Waschküchentüre, die ebenfalls verschlossen war. Er trat dagegen, ohne groß was zu bewirken.
    Nina flüsterte in seinen Rücken: »Küchenfenster.«
    Birne gab nach. »Natürlich.« Von oben meinte er, ein dreckiges Lachen vom Grauen zu hören.
    Sie eilten in die Küche, rissen das Fenster heftig auf, hüpften hinaus und rannten zum Auto. Birne schnellte auf den Fahrersitz und fieselte den Schlüssel ins Loch. Gerade als er fahrbereit war, erhob sich hinter seinem Sitz, mit einer Knarre in der Hand, der Große.
    »Scheiße, nicht schon wieder«, schnaubte Nina, warf sich aus dem stehenden Auto und lief, was das Zeug hielt.
    Birne sah, wie sich die Waffe seiner Schläfe näherte, und schnallte sich an.
    »Du sollst so etwas nie wieder versuchen, sonst geht es dir richtig dreckig«, sagte der Große.
    Birne startete den Motor, drückte das Gaspedal durch und fuhr los, gerade gegen die Hausmauer. Es schleuderte ihn wuchtig gegen das Lenkrad. Er dachte: Das war die Nase, es wird
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