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Almas Baby

Almas Baby

Titel: Almas Baby
Autoren: Christina Fuessmann
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Kokon aus Liebe und Geborgenheit. Solche Menschen fühlen sich immer minderwertig. Meistens ist ihnen dieses Gefühl der Unzulänglichkeit sogar regelrecht eingeprügelt worden.“
    Hammer-Charly parkte seinen Dienstwagen noch vor der Kleingartenanlage. Direkt neben Volker Lauers Pkw. Beide waren ohne Blaulicht und Martinshorn gefahren. Die „Musik“ würde später noch früh genug vom MEK nachgeliefert werden. Zarah und er gingen durch die, inzwischen wie ausgestorben wirkende Anlage. Vor der Laube der Familie Mast wartete bereits Volker Lauer. Alles war dunkel und still. Ein schöner Abend, der möglicherweise schrecklich enden würde, fürchtete Hammer-Charly und beorderte per Handy vorsichtshalber noch den Rettungsdienst und den Babynotarztwagen zum Ort des Geschehens. Ihm war so mulmig zumute wie selten sonst. Ein Baby, ein winziges Wesen. Wie schnell konnte dem etwas passieren. Aber es lebte, denn plötzlich durchbrach das Wimmern eines kleinen Kindes ganz leise die Stille. Wenige Minuten nur war es zu hören - dann beherrschten die ohrenbetäubenden Geräusche der Fahndung die Szenerie: Die Martinshörner, das Motorengeräusch der Einsatzwagen, das - wenn auch gedämpfte - Gerede der Einsatzleitung, die Anweisung über die Positionierung von Scheinwerfern und Megafonen gab. Plötzlich war die Laube in helles Licht getaucht. „Wie im Kino“, dachte Hammer-Charly. Alles kam ihm so unwirklich vor, obwohl er es doch schon zigmal zuvor erlebt hatte. Aber diesmal? Schließlich wollten sie hier keinen gefährlichen Schwerverbrecher stellen.
    Genauso klang es allerdings. „Kommen Sie heraus. Die Laube ist umstellt. Sie haben keine andere Chance mehr.“ Eine Anweisung, die hart und böse die Ruhe im Kleingarten durchbrach. Hammer-Charly winkte ab und griff selbst zum Mikrofon: „Alma. Hören Sie mich? Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich komme jetzt zu Ihnen. Ich will ihnen und dem Baby nur helfen. Sie können doch nicht für immer in der Hütte bleiben. Wir finden eine Lösung. Glauben Sie mir.“
    Er näherte sich vorsichtig der Laube und dann ging auch schon die Tür auf. Im Scheinwerferlicht leuchtete Almas rotblonde Haarpracht wie eine Gloriole. Hammer-Charly aber sah nur das Blut. Überall Blut. An Almas Kleidung, ihren Händen und an dem Bündel, das sie einem MEK-Beamten entgegen hielt, der auf sie zustürmte. Charly, der sich ebenfalls in Bewegung setzte, sah im Laufen, wie der Beamte das Kind in seine Arme nahm, während Alma auf dem Boden zusammensackte. Auch Notarzt und Rettungssanitäter rannten los. Der Mediziner nahm den Säugling aus dem Arm des Polizisten. Nach wenigen Minuten schon winkte er Entwarnung. Alles okay. Dem Baby war nichts passiert. Es war Almas Blut, mit dem der kleine Körper besudelt war. Hammer-Charly zerrte sein Handy aus der Tasche und wählte die Durchwahl von Katja Storms Krankenhauszimmer: „Wir haben Ihr Kind,“ sagte er nur, „ihm ist nichts passiert. Wir bringen es in wenigen Minuten zu Ihnen ins Hospital.“ Die Ruhe, mit der der Hauptkommissar das sagte, war nur Fassade. Er hätte tanzen können vor Glück. Ein tanzender Bär? Lieber nicht. Er rannte stattdessen zum Notarztwagen, wo man sich um Alma Behrend bemühte. „Sie hat eine Stichwunde in der Brust“, teilte ihm der Notarzt mit. „Ist die Verletzung lebensgefährlich?“, wollte Charly wissen. Der Mediziner zuckte mit den Schultern: „Wir bringen sie am besten so schnell wie möglich ins Krankenhaus. Dort erfahren wir dann mehr.“
    „Die wievielte Tasse Kaffee ist das wohl heute, was meinst du?“, fragte Hammer-Charly, als sie wieder im Kommissariat saßen. Zarah lächelte, während Corinna Hase gerade mit einer frisch gefüllten Kanne anrückte. „Frag lieber nicht, Chef“, riet die Sekretärin, während sie dem Hauptkommissar nachschenkte, „du hast sie dir verdient. Heute war schließlich ein langer Tag. Aber immerhin mit glücklichem Ausgang.“
    „Ach Häschen, was heißt schon Glück“, stöhnte Charly, und zu Zarah Silbermann gewandt fuhr er fort: „Stell dir mal vor, was Alma Behrend zuletzt gesagt hat, als sie das Baby dem MEK-Beamten übergab. Ich habe ihn gefragt. Sie hat nichts Besonderes gesagt. Nur was 90 Prozent aller Straftäter sagen, wenn sie geschnappt werden.“
    „Und das wäre?“, wollte die Psychiaterin wissen. Charly antwortete prompt: „Ich hab das nicht gewollt. Mehr sagte sie nicht. Nur das. Und ich habe gedacht, sie hätte irgendetwas über ihr Motiv verlauten
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