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Almas Baby

Almas Baby

Titel: Almas Baby
Autoren: Christina Fuessmann
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Vergessen erhofft hatte. Diesmal sehnte er sich sogar nach Bewusstlosigkeit. Nichts mehr wissen, nichts mehr denken, nichts mehr fühlen. So wie die alte Frau, die er tot im Hausflur gefunden hatte. Wer sie wohl beerdigen würde, dachte er kurz, als er an ihrer Wohnung vorbeikam auf seinem Weg zur Trinkhalle. Ganz steif und kalt hatte sie dagelegen. Seltsam verrenkt. An dem Tag, an dem Alma verschwand. Wann war das nur? Erst gestern? War gestern der Zeitpunkt, an dem er alles verlor, was seinem Leben einen Sinn gegeben hatte?

    Kapitel 15
    Der schöne Mirko hatte tatsächlich seine Kumpel im sonst üblichen, allmorgendlichen Treffpunkt der Teestube versetzt. Die äußerten gegenüber den Polizeibeamten große Verwunderung darüber, dass sie nun bedauerlicherweise alleine pokern mussten und stellten allerlei Vermutungen an, die Ingo Wallner und seinen Kollegen von der Schutzpolizei nicht im Geringsten interessierten. In diesen Kreisen hatten Ordnungshüter kaum jemals ein wahres Wort zu erwarten. Das lehrte die Erfahrung. Also versuchten sie es in der Wohnung von Jasmin Jordan. Tatsächlich: Da saß er am Küchentisch, barfuß, in Boxershorts und ausgesprochen schlecht gelaunt. Neben ihm - zusammengekrümmt auf einem Stuhl - hockte Jasmin. Sie sah gar nicht gut aus. Ihre Lippe von Blut verkrustet, das linke Auge veilchenblau. Tränenüberströmt versicherte sie den Beamten, sie sei dummerweise auf der Treppe gestürzt. Schrecklich, diese ständige Fallsucht. Der schöne Mirko war empört: „Schauen Sie sich die dumme Nuss nur an. So kann ich sie doch nicht arbeiten schicken.“
    „Das darfst du sowieso nicht,“ klärte Ingo Wallner ihn geduldig auf. „Du weißt doch, dirigistische Zuhälterei ist strafbar. Du schnallst doch hoffentlich, was das heißt, oder? Jasmin kann arbeiten gehen wann und wo sie will. Wenn du sie auf den Strich schickst, sieht es zappenduster für dich aus. Kost und Logis auf Staatskosten. Das kennst du doch, oder?“
    „Man, nun macht mal halblang mit eurem diri-sonstwas Gesülze, was immer das bedeuten soll,“ protestierte Mirko. „Euch wird der Spaß schon noch vergehen. Die dumme Kuh hat nämlich Alma und das Baby abhauen lassen. Und genau die sucht ihr doch, oder?“
    „Okay und dafür hast du Jasmin mal eben durchgeprügelt. Mensch Mirko, wann wirst du endlich begreifen, dass Körperverletzung keine tolerierte Freizeitbeschäftigung für Dreigroschenluden ist, wie du einer bist, sondern ein Straftatbestand. Zieh dir was über und komm mit.“
    „Wozu das denn?“, meuterte der schöne Mirko, „ihr Scheißbullen habt überhaupt kein Recht, mich einzusacken.“
    Ingo Wallner winkte mit den Handschellen. „Doch, haben wir. Kommst du jetzt freiwillig mit oder hättest du lieber ein paar Armbänder?“
    „Ne, lass mal,“ winkte Mirko ab. „Ich wollte ja ohnedies mit euch reden. Allerdings bevor die Schlampe hier der Alma die tausend Mäuse gemopst hat und sie dann ruhig gehen ließ.“
    Jasmin jaulte auf: „Das stimmt ja gar nicht. Die muss doch hier gewesen sein - weil doch das Baby ….“ Mirko holte vorsichtshalber schon mal drohend weit aus, verbal wie physisch: „Halt dein Lügenmaul, du alte Fotze, sonst kannst du was erleben.“ Dann quälte er sich in seine Lederhose und die Stiefel, schnappte sich den Nylon-Blouson und erklärte sich abmarschbereit.
    „Keine Sorge, der bleibt ein paar Stunden bei uns, und danach immer schön vorsichtig sein auf der Treppe“, riet Wallner der schluchzenden Jasmin, bevor er die Wohnungstür hinter sich schloss.
    Im Präsidium schienen die Kollegen wegen der etwas entspannten Lage ausgesprochen guter Dinge zu sein. Schließlich gab es wieder Hoffnung. Die Psychiaterin und Hammer-Charly vertrieben sich die Wartezeit, indem sie ihre Erinnerungen austauschten: „Kannst du dich noch an das erste Kapitalverbrechen erinnern, bei dem wir zusammengearbeitet haben?“, fragte Charly die Gutachterin. „Warte mal“, sinnierte Zarah, „war das nicht dieser 17-Jährige, der seine Großmutter erschlagen hat, weil sie ihm kein Kirmesgeld geben wollte?“
    „Klar, der schwachsinnige Bursche, der sich einbildete, mit dem Hauptgewinn eines Fußballtrikots von der Losbude könne er als Starkicker im Ausland steinreich werden. Nur das Trikot. Mehr brauche er nicht auf dem Weg nach ganz oben. Vielleicht hatte er ja sogar recht. Wenn Oma ihm nur das Geld für die Lose gegeben hätte. Weil sie das nicht wollte, musste sie eben sterben, denn schließlich
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