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Almas Baby

Almas Baby

Titel: Almas Baby
Autoren: Christina Fuessmann
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Wirklichkeit die kleine Friederike Storm.
    „Damit können wir unbeschadet mit einem Foto der Täterin an die Öffentlichkeit gehen“, jubelte Hammer-Charly und schlug vor Begeisterung mit der Faust auf den Schreibtisch. „Irgendwer muss diese Alma Behrend mit dem Kind doch wohl gesehen haben.“
    Dr. Zarah Silbermann reagierte weniger euphorisch: „Sicher, irgendjemand schon - früher oder später. Aber eine solche öffentliche Fahndung scheint mir nicht ungefährlich. Es könnte doch sein, dass auch Alma die Zeitung liest. Wie wird sie reagieren, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlt?“
    „Ich denke, du vertraust auf die mütterliche Fürsorge. Und jetzt, wo’s zur Sache geht, soll das auf einmal anders ein?“, maulte der Hauptkommissar. Dr. Silbermann ließ sich nicht irritieren. „Du darfst nicht vergessen, Charly, dass meine Einschätzung über Almas Person und Psyche mehr Allgemeingültigkeit hat. Meiner Ansicht nach passt sie in das übliche Schema der Kindesentführerinnen, um es mal laienhaft auszudrücken. Ich denke darum auch nicht ernsthaft daran, dass sie dem Baby, das sie so über alles gewollt hat, irgendetwas antun würde. Aber glauben heißt nicht wissen. Um ihre Psyche, die schließlich den Schlüssel für den Hintergrund dieser Tat bildet, konkret einschätzen zu können, bedürfte es einer Exploration, die ich leider - wie du weißt - mangels Probandin im Augenblick nicht durchführen kann. Was ist zum Beispiel, wenn Alma ein Borderline-Typ ist? Diese zutiefst gestörten Menschen haben ein negatives Verhältnis zu ihrer eigenen Person. Sie neigen dazu, sich selbst zu verletzen - bis hin zum Suizid. Was wird dann aus einem Würmchen, wenn man es nicht sofort findet, sondern es hilflos neben seiner toten Entführerin zurückbleiben muss?“
    Es herrschte eine Weile Schweigen im Kommissariat für Kapitaldelikte. Unterbrochen lediglich von dem rhythmischen Klopfen, das Hammer-Charly nervös mit seinem Kugelschreiber auf der Schreibtischplatte produzierte. Plötzlich sprang er so abrupt auf, dass der Bürostuhl hinter ihm auf den Boden schlug. „Verdammt noch mal. Will sich denn keiner von euch festlegen? Irgendetwas müssen wir doch tun. Also gut. Ich nehme das Risiko auf mich, damit ihr alle demnächst gut schlafen könnt. Lauer, du setzt dich mit der Pressestelle in Verbindung. Das Foto mit dem entsprechenden Text muss noch heute an die Medien gehen. Die Zeit drängt. Vielleicht können die vom Lokalfernsehen noch heute Abend eine Meldung bringen.“ Mit dieser Anweisung stürmte er aus dem Büro. Sein Vize wollte ihm folgen, aber Dr. Silbermann hielt ihn zurück: „Lassen Sie ihn. Ich kenne ihn. Er wird sich schon wieder beruhigen, aber das braucht ein wenig Zeit. Schließlich ist es ja auch keine einfache Entscheidung, aber er ist der einzige, der sie treffen kann und treffen muss. Kein Wunder, dass er unter Strom steht. Ich möchte auch nicht an seiner Stelle sein.“
    Volker Lauer nickte und beeilte sich, Fotos zu beschaffen und Pressetexte aufzusetzen, die dann umgehend an die Medien geschickt werden könnten.

    Kapitel 16
    Bertold Behrend sprang die elektrisierende Nachricht direkt aus dem Fernseher an. Lokalnachrichten. Der Funke, der ein Loch in den grauen Schleier des Vergessens brannte, den er mit Hilfe von viel billigem Fusel um sich gezogen hatte. Ein Bild von Alma - seiner Frau, die gesucht wurde wie eine Verbrecherin. War sie eine? Ein lächelndes Gesicht auf dem Bildschirm, das so gar nicht zu der dramatischen Meldung passte, die die Moderatorin in angemessen getragenem Ton vorlas: „Und nun eine wichtige Nachricht der Kriminalpolizei. Gesucht wird …“
    Berthold wollte es einfach nicht hören. Palmströmlogik, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Er drückte auf die Fernbedienung und schaltete den Apparat aus. Obwohl es nun still war, presste er beide Handballen fest auf seine Ohren und krümmte sich wimmernd in seinem Sessel zusammen. Er hatte gar keine Tochter und auch keine Frau mehr und keinen Job, denn niemals würde er sich wieder ins Amt trauen, wo jeder Bescheid wusste. Sein Leben war zerstört. Er setzte die Schnapsflasche an den Hals und ließ ihren Inhalt in sich hineinfließen, bis er nicht mehr schlucken konnte. Egal, er hatte nichts mehr zu verlieren - und nichts mehr zu erwarten. Nichts und niemanden mehr.
    Im Krankenzimmer von Katja Storm hatten die Lokalnachrichten eine völlig andere Wirkung. „Meinst du, sie werden die Frau jetzt finden
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