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Alles, was ich will, bist du

Alles, was ich will, bist du

Titel: Alles, was ich will, bist du
Autoren: Abby Green
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hatte einen Traum. Aber um diesen Traum zu verwirklichen, musste sie essen und überleben.
    Innerlich schüttelte sie den Kopf über ihre ganz untypischen Grübeleien. Mit niederen Arbeiten kam sie zurecht. Womit sie aber nicht zurechtkam, war das hier . Mit beiden Händen presste sie ihre Handtasche vor den Bauch. Wo war Steven? Gracie spürte, wie die viel zu vertraute Besorgnis um ihren Bruder in ihr aufstieg. Nur um ihm einen Gefallen zu tun, war sie heute Abend überhaupt mitgekommen.
    Sie atmete tief durch und versuchte, sich zu entspannen. Diese Wohltätigkeitsveranstaltung seiner Firma stellte einen Wendepunkt in Stevens Leben dar. Wahrscheinlich war er nur darum in der letzten Zeit so angespannt und schlecht gelaunt gewesen.
    Sie waren jetzt beide vierundzwanzig, und sie musste endlich aufhören, sich ständig Sorgen um ihn zu machen. Nur weil sie von klein auf diese Rolle übernommen hatte, konnte sie sich nicht ewig für ihn verantwortlich fühlen. Noch immer trug sie Narben von den Kämpfen, bei denen sie ihren jüngeren Bruder vor stärkeren Gegnern beschützt hatte – jünger um zwanzig heikle Minuten, in denen sein Leben auf dem Spiel gestanden hatte.
    Bevor ihre Mutter sie verlassen hatte, war kaum ein Tag vergangen, an dem sie Gracie nicht vorgeworfen hatte, dass ihr Bruder bei der Geburt fast gestorben war, während sie die Dreistigkeit besessen hatte, von der ersten Minute an mit aller Kraft zu wachsen und zu gedeihen.
    Sie glaubte wieder, die Abschiedsworte ihrer Mutter zu hören: Wenn ich könnte, würde ich ihn mit mir nehmen und nur dich zurücklassen. Er ist der Einzige, den ich je wollte. Aber er hängt zu sehr an dir, und ein jammerndes Gör kann ich nicht gebrauchen.
    Gracie drängte ihre Erinnerung zurück. Wieso musste sie ausgerechnet jetzt wieder daran denken?
    Sie seufzte erleichtert, als sie endlich ihren Bruder am anderen Ende des Raums entdeckte. Als sie ihn anschaute, schwoll ihr Herz vor Liebe zu ihm an. Seitdem sie klein waren, hatten sie immer aufeinander aufgepasst. Ganz egal, was auch passiert war. Selbst Gracies Kraft hatte zwar nicht ausgereicht, um Steven vor einigen dunklen Jahren zu bewahren, aber jetzt war er endlich wieder auf dem richtigen Weg.
    Sie dachte an Stevens flehentliche Bitte, sie heute Abend zu begleiten: Bitte komm mit, Gracie! Ich brauche dich wirklich dort an meiner Seite. Alle werden ihre Frauen mitbringen, und ich muss in diese Gesellschaft hineinpassen. Weißt du, wie schwierig es ist, einen Job bei De Marco International zu bekommen?
    Er hatte so lange von dem gottgleichen Rocco de Marco geschwärmt, dass Gracie schließlich nachgab – allein schon, um seine Loblieder zu stoppen. Aber auch, weil sie gesehen hatte, wie aufgewühlt Steven war. Sie wusste, mit welcher Ausdauer er für eine Chance wie diese gearbeitet hatte. Unzählige Stunden hatte er im Gefängnis gelernt und sein Abitur nachgeholt, damit er direkt nach seiner Entlassung mit dem Studium beginnen konnte.
    Gracie hatte lange gefürchtet, dass er zurück in die Drogensucht fallen würde, aber das war nicht passiert. Und jetzt wurden endlich seine einzigartige Begabung und sein scharfer Verstand gewürdigt.
    Sie sah, dass er mit einem anderen Mann sprach. Niemand, der sie anschaute, würde vermuten, dass Steven und sie verwandt waren. Ihr Bruder war groß und dünn wie eine Bohnenstange. Gracie dagegen kam gerade mal auf einen Meter fünfundsechzig, und sie wünschte sich sehnsüchtig ein paar Rundungen anstelle ihrer fast knabenhaften Figur. Steven war blond, blass und blauäugig, sie dagegen rothaarig, sommersprossig und braunäugig wie ihr irischer Vater. Ein Grund mehr, warum ihre Mutter sie gehasst hatte.
    Gracie schnitt eine Grimasse, als ihr Kleid noch einen Zentimeter tiefer rutschte und noch etwas mehr von ihrem nicht sehr beeindruckenden Dekolleté entblößte. Sie hatte das Kleid in einem Secondhandshop entdeckt und gekauft, ohne es anzuprobieren.
    „Großer Fehler“, murmelte sie vor sich hin. Das Kleid war mindestens zwei Nummern zu groß und hing ihr um die Füße wie das Kleid ihrer Großmutter, wenn sie als Kind Verkleiden gespielt hatte.
    Steven schien sich sehr angeregt zu unterhalten. Er würde wohl nicht so bald zu ihr zurückkommen. Gracie seufzte, wandte der Menge den Rücken zu und raffte ihr Kleid wieder hoch. Dabei entdeckte sie das üppige Buffet. Der Tisch bog sich unter all den köstlichen Häppchen. Plötzlich kam Gracie eine großartige Idee.
    Einige
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