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Alles, was ich will, bist du

Alles, was ich will, bist du

Titel: Alles, was ich will, bist du
Autoren: Abby Green
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er nach seiner Rede nicht direkt zu Honora Winthrop gegangen war, sondern nach der namenlosen Fremden gesucht hatte – nur um festzustellen, dass sie verschwunden war.
    Immer noch konnte er den Schock und die Überraschung spüren.
    Niemand – und schon gar keine Frau – ließ ihn einfach stehen.
    In den fünfzehn Jahren seit er Italien verlassen hatte, war er noch nie einen Schritt von seinen sorgfältig ausgearbeiteten Plänen abgewichen – auch nicht für eine schöne Frau.
    Dabei war sie nicht einmal besonders schön gewesen. Aber vom ersten Blick an, hatte er in seinem tiefsten Inneren diese unwiderstehliche Anziehung gespürt. Den ganzen Abend lang hatte er sich immer wieder suchend nach ihr umgesehen.
    Wieso musste er immer noch an die wenigen Sekunden denken? Es war nicht mehr als eine bedeutungslose Begegnung gewesen. Er würde sich seinen Platz in der feinen Gesellschaft erobern, weit weg von seiner dunklen Vergangenheit. Dabei konnte er sich solche albernen Gefühle nicht leisten.
    In einer für ihn untypischen Geste, rieb Rocco sich müde den Nacken. Seine Grübeleien waren bestimmt nur auf die Sicherheitsverletzung in seiner Firma zurückzuführen. Zum Glück war das Leck rasch entdeckt und beseitigt worden, aber der Vorfall hatte Rocco vor Augen geführt, wie gefährlich selbstzufrieden und nachlässig er wurde.
    Er hatte Steven Murray vor einem Monat aus einem Impuls heraus angeheuert – ganz unüblich für Rocco. Aber der junge Mann strahlte so viel Talent, Intelligenz und echte Begeisterung aus, dass Rocco plötzlich eine Art Verbundenheit fühlte. Also gab er ihm trotz des beunruhigend vagen Lebenslaufs eine Chance.
    Und war damit belohnt worden, dass genau dieser junge Mann in der vergangenen Woche eine Million Euro von De Marco International auf ein unauffindbares Konto gebucht hatte und verschwunden war.
    Rocco konnte sich nicht leisten, auch nur für eine Sekunde unachtsam zu sein. Jetzt hofierten ihn die Menschen und drängten sich darum, mit ihm zusammenzuarbeiten. Sie umwarben und feierten ihn, weil er reich und mächtig war. Aber sobald er auch nur die geringste Schwäche zeigte, würden sie sich ohne zu zögern von ihm abwenden. Auch Honora Winthrop würde ihm dann nur noch einen verächtlichen Blick schenken. Um seine Position dauerhaft zu sichern, musste er selbst ein Mitglied der feinen Gesellschaft werden.
    So lange hatte er alles perfekt unter Kontrolle gehabt, und plötzlich sprach er wahllos Frauen in schlecht sitzenden Kleidern an und stellte Leute aus einem Bauchgefühl heraus ein. Wenn er so weitermachte, gefährdete er alles, wofür er so hart gearbeitet hatte.
    Er musste auf der Hut sein! Schon jetzt waren einige Leute neugierig auf seine Vergangenheit geworden. Er durfte ihnen keinen Grund geben, noch gründlicher nachzuforschen.
    Jetzt war seine wichtigste Aufgabe, Steven Murray zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen. Er würde nicht eher ruhen, bis er ihn aufgespürt hatte.
    Und bestraft haben würde.
    Rocco schüttelte den Kopf über seine düsteren Gedanken. Er wendete sich vom Fenster ab und griff nach seiner Jacke, um nach Hause zu gehen. Draußen legte sich die Dämmerung über die Stadt, und alle anderen Büros im Gebäude waren schon leer. Normalerweise war dies Roccos liebste Arbeitszeit – wenn alle anderen gegangen waren.
    Er mochte die Stille. Sie beruhigte ihn. Sie war Welten entfernt von dem unaufhörlichen Lärm, der seine Kindheit und Jugend begleitet hatte.
    Rocco war schon an der Tür, als sein Telefon schellte. Er ging zurück und hob ab. Während er den Worten des Anrufers lauschte, spannte sich sein gesamter Körper an. „Schicken Sie sie rauf!“
    Jemand war gekommen und hatte nach Steven Murray gefragt! Er eilte zum Fahrstuhl und sah ungeduldig zu, wie die Nummern den Aufstieg der Kabine anzeigten.
    Der Lift hielt an. Für einen Sekundenbruchteil spürte Rocco eine seltsame Vorahnung.
    Dann öffneten sich die Türen und gaben den Blick auf eine zierliche Frau in einem grauen T-Shirt und verblichenen Jeans frei. Um die Taille hatte sie eine Strickjacke geschlungen.
    Sie war schlank und anmutig, ihre kleinen Brüste drängten sich gegen das dünne Oberteil. Ihr schweres rotes Haar fiel über eine Schulter nach vorn und reichte fast bis zu diesen kecken Brüsten. Ihr Gesicht war blass und herzförmig, die Augen braun und riesengroß, gefleckt mit grünen und goldenen Sprenkeln.
    Rocco streckte die Hände aus und umklammerte ihre Oberarme,
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