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Alles über Elfen (German Edition)

Alles über Elfen (German Edition)

Titel: Alles über Elfen (German Edition)
Autoren: Jonas Wolf
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intensiv erforschten Volk auf. Da Tolkien Sprachwissenschaftler war, bediente er sich auch eines kleinen sprachlichen Tricks, um seine Elben von den Elfen abzugrenzen: Er wählte für seine Elben im Englischen den veralteten Plural elves anstelle des damals gebräuchlichen elfs . So weit, so gut – und wenn Tolkiens Schriften nie ins Deutsche übersetzt worden wären, hätten wir auch kein Problem. Nun kam es jedoch anders, und Deutsch war zudem nicht die erste Sprache, in die Tolkiens Werke übertragen wurden. Warum dieses Detail wichtig ist? Weil Tolkien mit den zuvor erfolgten Übersetzungen ins Niederländische und Schwedische recht unzufrieden war, legte er kommentierte Listen mit eigenen Übersetzungsvorschlägen für bestimmte Begriffe an. Zu den Sprachen, die er im Zuge dessen berücksichtigte, gehörte das Deutsche, und zu den Begriffen eben auch die Elfen. Oder Elben. Sie wissen schon …
    Wie kam Tolkien dabei aber nun ausgerechnet auf Elben? Indem er sich Rat bei einem der frühesten Experten für Volksglauben und Folklore suchte, der im deutschsprachigen Raum je tätig gewesen war: Jacob Grimm. [Christiansen: Die eine Hälfte der Brüder Grimm. Plischke: Die mit den Märchen? Christiansen: Die beiden Germanisten und Volkskundler mit den berühmten Märchen, die sie für die Nachwelt gesammelt haben] In dessen  Deutscher Mythologie dreht sich das zwölfte Kapitel komplett um »Wichte und Elbe«. Er hat allerdings auch zu Elfen etwas zu sagen, nämlich Folgendes: »[…] daneben haben schriftsteller des vorigen jh. die unserer mundart ungerechte englische Form elf eingeführt; früher findet man nur den richtigen pl. elbe oder elben […].«
    Aus diesem Zitat lassen sich einige Schlüsse ziehen:
Die Forderung, man müsse das Deutsche vor dem Einfluss des Englischen schützen, ist keine moderne Erfindung, sondern war bereits in den 1830er-Jahren in einschlägigen Kreisen weitverbreitet.
Schuld an der Verrohung der sprachlichen Sitten waren auch damals unter anderem die Fantasyautoren bzw. deren Entsprechungen. Die Schriftsteller, die Grimm hier mit recht unverhohlener Verachtung straft, sind vermutlich frühe Romantiker, die in ihren Erzählungen allerlei phantastische Kreaturen in Erscheinung treten ließen – unter anderem eben Elfen. Einen gehörigen Einfluss auf die Verbreitung von »Elf« hatte auch die deutsche Fassung von Shakespeares Mittsommernachtstraum , in dem mit Oberon und Titania ein Elfenkönigspaar eine zentrale Rolle spielt.
Tolkien hat sich gemeinsam mit der Übersetzerin Margaret Carroux gegen den von Grimm offenbar präferierten Plural »Elbe« und für »Elben« entschieden. [Christiansen: Schade. Wenn die Elfen bei Tolkien doch nur so heißen würden wie ein großer Fluss. Dann wären sie definitiv nie so beliebt geworden]
    Und so begab es sich also, dass wir uns hierzulande in Expertenrunden darüber in die Haare kriegen, ob nun »Elf« oder »Elb« irgendwie richtiger sei. Man könnte fruchtbarere Auseinandersetzungen führen …
    Nur drei kleine Anmerkungen meinerseits zu diesem heiklen Thema:
    1.Solange jeder weiß, wovon die Rede ist, halte ich die Unterscheidung von Elfen und Elben größtenteils für überflüssig.
    2.Die meisten Menschen verwenden im normalen Sprachgebrauch Elfen statt Elben. Dies liegt unter anderem darin begründet, dass ein Großteil der Autoren und Elfologen, die nach Tolkien wirkten, den Elfen den Vorzug gaben (bzw. die jeweiligen Übersetzer sich bei der Übertragung ins Deutsche für »Elf« und »Elfen« entschieden).
    3.Sprachwandel ist ein natürliches Phänomen, und den Elfen ist es wahrscheinlich relativ schnuppe, welche Bezeichnung wir für sie verwenden, sofern sie nicht ins Beleidigende abrutscht. [Christiansen: Dann darf ich also ungestraft Spitzohren sagen. Spitze Ohren sind auch ein natürliches Phänomen – zumindest bei Elfen – und damit ja wohl auch keine Beleidigung. Plischke: Zu den spitzen Ohren kommen wir noch. Keine Sorge …]
    Den letzten Punkt kann ich gar nicht genug betonen: Bedenkt man nämlich die Art und Weise, wie wir Menschen die Elfen betrachten, so haben letztere sich im Lauf der Jahrtausende gewiss daran gewöhnt, dass wir unsere Meinung über sie immer wieder gewaltig ändern.

Als Zwerge noch Elfen waren
    Hält man es wie Tolkien und begibt sich hinsichtlich der Herkunft des Wortes »Elf« auf Spurensuche, stößt man unweigerlich auf das althochdeutsche alb. Dessen Wurzeln wiederum sind recht strittig. Zwei
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