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Alles paletti

Titel: Alles paletti
Autoren: Assaf Gavron
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Ihnen gelangen. Sie müssen jetzt ein Karnickel aus dem Hut zaubern, Vladimir, und zwar schnell.«
    Vladimir streichelt seinen Bart. Auch wenn er Jonsy nicht über den Weg traut, dieser Junge hat etwas an sich, das er vom ersten Augenblick an mochte. Schlicht, aber unerschütterlich. Er lässt ihn weiterreden.
    »Ihr verlasst jetzt das Kasino und fahrt so weit weg wie möglich, aus Vegas raus. Wir bleiben im Kasino, um das ganze Feuer auf uns zu lenken. Vor Mitternacht gehen wir dann auch. Wer an dem Automaten spielen wird, ist die alte Frau.«
    »Welche alte Frau?«
    »Es ist besser, wenn Sie nichts über sie wissen.«
    »Aber sie wird das Geld gewinnen. Das Geld solcher Gewinne kommt in Teilzahlungen. Wie kann ich mich darauf verlassen, dass sie mir das Geld überweist?«
    »Sie werden sich darauf verlassen müssen, denn Sie wissen, dass die zweite Möglichkeit weniger gut ist. Sie werden die Daten ihres Bankkontos bekommen, Sie kriegen ihre ganzen
Personalien. Sie weiß, mit wem sie es zu tun hat. Sie ist bereit dazu, gegen eine halbe Million.«
    Vladimir betrachtet Chen. Sie hat Kraft in den Augen. Ihre geröteten Wangen, als sie vorher aufgeregt auf ihn eingeredet hat, haben ihm gefallen.
    Er sagt leise zu ihnen: »Versteht ihr eigentlich, wer wir sind? Begreift ihr, was euch passieren wird, wenn ihr ein Spiel mit mir treibt?«
    Sie einigen sich auf zweihundertfünfzigtausend Dollar each. Eine Viertel Million für jeden.
     
    Vladimir holt Pozailov und Popeye und befiehlt ihnen: »Kommt mit.«
    Im Kontrollraum fragt Psych: »Was machen die?« Er schickt ihnen zwei Leute nach draußen hinterher.
    Jonsy steht vor einem Automaten. Neben ihm, an einem zweiten Automaten, steht die alte Frau. Er schenkt ihr keinerlei Beachtung.
    Izzi betritt die Halle, durchquert die Lobby. Er schaut nicht links und nicht rechts, geht schnell, seine Hand dreht einmal an dem Ring in seinem Ohr, rückt ihn an seinem Platz zurecht. Er findet die richtige Reihe, stellt sich vor den Spielautomaten - die Slotmaschine, die demnächst gen Himmel fahren soll. Er steckt die Hand in die Hosentasche, die voller Münzen ist, wirft einen Dollar in den Schlitz. Die Räder drehen sich, die Melodien erklingen. Doch es passiert nicht. Die laufende Anzeige von Mega-Bucks zeigt jetzt 27 275 211 Dollar an. Siebenundzwanzig Millionen, zweihundertfünfundsiebzigtausend und zweihundertelf Dollar - und bis du das zu Ende gesagt hast, sind es bereits zweihundertsiebzehn Dollar geworden, denn mit jeder Sekunde, die vergeht, springt die Summe höher.

    Jonsy legt von hinten eine Hand auf Izzis Schulter - noch eine Hand aus dem Repertoire derer, die sich heute Abend auf Izzis Schultern legen - und zieht ihn weg. »Komm, wir gehen raus«, sagt er leise.
    Monty denkt, was zum Teufel ist da los?
    Fünf Minuten noch, die Slotmaschine ist nicht besetzt.
    Jonsy bückt sich plötzlich, um einen Schnürsenkel zu binden. Er sagt etwas. Auf dem Bildschirm sieht es aus, als rede er mit sich selbst. Das Mikrophon fängt etwas Undeutliches auf. Die alte Frau verlässt den Automaten daneben.
    Chaim sabbert Speichel in sein Whiskyglas an der Bar. Er denkt - vielleicht sollte ich mein Glück an einer Slotmaschine versuchen?
    Chen beendet ein Spiel - sie hat nichts gewonnen - und macht sich auf den Weg nach draußen.
    Schlomi, am Sedertisch, mit seiner Hand zwischen den Beinen der Schwägerin, spürt die aufsteigende Hitze und singt: »Und nun war es um Mitternacht.«
     
    Mitternacht.

LIEBER IZZI
    Hi, Liebling,
    Ich weiß nicht so ganz genau, wie ich diesen Brief anfangen soll, denn einerseits will ich dir einfach von den Dingen erzählen, die mir passiert sind und dich fragen, was es bei dir gibt und das alles, denn ich bin sicher, dass du eine Menge erlebt
hast, aber andererseits ist das keine gewöhnliche Mail, das heißt, ich muss dir etwas Wichtiges erzählen. Du hast zu mir am Telefon gesagt, du hättest das Gefühl, dass ich mich anders anhöre, und das stimmt, es ist mir nicht gelungen, so zu tun, als sei alles wie immer. Vielleicht hab ich’s gar nicht versucht.
    Es war ein ätzender Sederabend, bei Mama und Kobi, mit seinen nervigen Kindern und ihrem Baby, das die ganze Nacht gebrüllt hat. Dazu die ganzen Schwestern von Mama, und noch Großmutter - kurz gesagt, das willst du lieber gar nicht wissen. Ein Albtraum. Ich hab mir den ganzen Abend den Arsch für sie aufgerissen. Ich war die Gastgeberin, Bedienung, Geschirrspülerin und normale Teilnehmerin am Essen, was
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