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Alles ist mir nicht genug

Alles ist mir nicht genug

Titel: Alles ist mir nicht genug
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Touris überfüllt ist - im Stau stecken geblieben, weshalb sie
irgendwann ausgestiegen und zu Fuß weitergegangen war. Sie war sich sehr
erwachsen und souverän vorgekommen, wie sie da so ganz allein durch die Nacht
zu einer Party ging, auf der sie ihren Freund wiedersehen würde. Ihre große
Liebe.
    Sie stieg oben
aus dem Aufzug, knöpfte den Mantel auf und gab ihn dem Mädchen an der Garderobe.
Und dann betrat sie in ihrem auffälligen schwarz-goldenen Strickpulli, aus dem
ihre Brüste jeden Augenblick herauszuplatzen drohten, den Raum.
    Halloooo!
    Diverse
männliche Partygäste erkannten sie sofort. Es hatte sich mittlerweile
rumgesprochen, wer das Mädchen aus dem Internet-Film war: die kleine Jenny
Humplirey mit den großen Möpsen. Sie stellten sich hin und applaudierten.
    »Hierher,
Süße. Lass mal deinen Tanga sehen!«, grölte ein stockbesoffener Typ, der einen
altmodischen schwarzen Zylinder aufhatte.
    »In meinem
Mantel ist auch noch viel Platz!«, brüllte ein anderer.
    Jenny
erstarrte, presste ihr Abendtäschchen an sich und fühlte sich wie Clara im
»Nussknacker«, von der bösen Mäusebande umzingelt. Sie schaute sich
verzweifelt nach Nate um.
    Wo war er nur?
Wo war ihr Prinz?
    An der Bar am
anderen Ende des Raums standen ein Typ mit honigbraunen welligen Haaren und ein
Mädchen mit toupiertem dunklem Pferdeschwanz und unterhielten sich. Die beiden
steckten die Köpfe so eng zusammen, dass man hätte meinen können, sie küssten
sich. Sie sahen einander exakt so an, wie Jenny gerne angesehen worden wäre:
als hätten sie vor lauter Verliebtheit vergessen, dass sie sich inmitten von
hunderten von Menschen auf einer lärmenden Party befanden.
    Das Gejohle
und Geklatsche um Jenny herum ging weiter, und irgendwann wandten der Typ und
das Mädchen an der Bar die Köpfe, um zu sehen, was los war.
    Noch
mal: Halloooo!
    Und in diesem
Moment begriff Jenny.
    Nate hatte sie
nie geliebt. Er hatte nämlich nie aufgehört, Blair zu lieben. Und weil er sie
belogen und bloß so getan hatte, als wäre er in sie verliebt, war er noch nicht
mal jemand, der als Freund ganz cool war, wie Dan und Vanessa gesagt hatten.
Nein, Nate war nicht der Prinz. Er war einer von den fiesen Mäuserichen.
    »Nate«,
entfuhr es ihr mit erstickter Stimme. Sie ging mit wackeligen Knien zur Theke,
riss sich den Türkisanhänger vom Hals und schleuderte ihn ihm vor die Füße.
    »Jennifer, tut
mir echt Leid...«, stammelte Nate, aber seine
    Augen sahen
nicht aus, als täte es ihm sonderlich Leid, und Jenny wollte auch gar nichts
hören. Es war ihr auch egal, dass Blair sie anfunkelte.
    »Du bist so
ein Arschloch«, flüsterte sie und die ersten heißen Tränen quollen ihr aus den
Augen. Sie wirbelte auf dem Absatz herum und machte sich auf die Suche nach
einem Klo, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen und die Party
einigermaßen würdevoll verlassen zu können.
    Nate bückte
sich nach dem Anhänger und steckte ihn in seine Hosentasche. Er sah unbeholfen
aus und irgendwie ausgelaugt. Blair schob sich eine Zigarette zwischen die
Lippen, griff nach einem Streichholzheftchen, riss ein Streichholz heraus und
strich über die Reibefläche. Das verdammte Ding wollte nicht brennen und sie
warf es mit einem entnervten Stöhnen auf die Theke.
    Nate zückte
sein Zippo, doch Blair ignorierte ihn. »Was hast du denn?«, fragte er, obwohl
er sich ziemlich sicher war, dass er es schon wusste.
    Blair kniff
die Augen zusammen, die unangezündete Zigarette hing ihr im Mundwinkel. Nate
war gar nicht der Star ihres Films. Er war ein abgehalfterter Ex-Star. Wozu
brauchte sie ihn überhaupt? Wo doch da draußen so viele viel versprechende
junge Talente herumliefen. »Weißt du was? Du bist noch so ein Grund, warum ich
mich freue, bald weit weg auf der Uni zu sein.«
    »Aber ich
wollte dir doch bloß Feuer geben«, sagte Nate hilflos.
    »Dann mach.«
Nate zündete ihr die Zigarette an und Blair nahm einen tiefen Zug. Sie blies
ihm den Rauch ins Gesicht. »Okay. Und jetzt kannst du dich verpissen.«
    Nate klappte
stirnrunzelnd das Zippo über der Flamme zu. Blair regte sich immer so schnell
auf. Um sie herum begannen die Leute zu brüllen: » Zehn! Neun! Acht!...«
    »Blair?«
Eigentlich mussten sie sich jetzt nur noch küssen und versöhnen und alles wäre
wieder wie sonst. Wie früher.
    Aber Blair
drehte sich um, ließ ihre brennende Zigarette fallen und schritt mit wippendem
Pferdeschwanz auf die gläsernen Schiebetüren zu, die auf die
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