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Alles ist mir nicht genug

Alles ist mir nicht genug

Titel: Alles ist mir nicht genug
Autoren: Cecily von Ziegesar
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gewisse Dinge eben
nur in New York gab. Nur in New York traf man auf alte Damen mit Pudeln im
Nerz-Partnerlook, die mit Spinnern in abgeschnittenen Jeans an Silvester im
Park um die Wette liefen. Okay, jetzt hatte sie endlich auch den perfekten
Titel für ihren Film: Nur in New York. Die Idee war
genial, das musste sie mal ganz unbescheiden sagen.
    Angel hatte
inzwischen seine Stiefelchen an und trabte stolz im Kreis herum. »Sehr schön!«,
lobte Vanessa und folgte ihm mit der Kamera.
    Sie war von
ihrer Arbeit so gefangen genommen, dass sie nicht bemerkte, wie jemand
herangeschlendert kam und sich auf eine nahe gelegene Parkbank setzte.
    Dan hatte
stundenlang nach Vanessa gesucht. Als Erstes war er natürlich bei ihr zu Hause
in Williamsburg gewesen, aber nachdem er unten an der Tür vierzehnmal
geklingelt und mehrmals vergeblich zu ihrem Fenster hochgebrüllt hatte, war er
weitergezogen. Seine zweite Station war das Five and Dime gewesen, wo Ruby später
mit ihrer Band SugarDaddy einen Gig hatte. Die Band war gerade mitten im
Soundcheck gewesen, und Ruby hatte ihm nur kurz zugerufen, dass Vanessa um
Mitternacht irgendwelche Verrückten in irgendeinem Park filmen wollte.
    Wie hilfreich.
Als würden sich nicht in jedem New Yorker Park jede Menge Verrückte
herumtreiben.
    Zuerst
versuchte er es im Madison Square Park, wo Vanessa die Szene aus »Krieg und
Frieden« mit ihm gedreht hatte. Doch da hatten nur ein paar Leute ihre Hunde
spazieren geführt und auf einer Bank hatte ein Mann mit einer Papiertüte über
dem Kopf geschlafen. Danach war er im Washington Square Park gewesen, wo aber
nur haufenweise Skater he- rumgebrettert waren und Studenten der NYU illegale
Feuerwerkskörper gezündet hatten. Zuletzt hatte er sich wieder Richtung Uptown
zum Central Park aufgemacht, war ziellos darin herumgestreunt und hatte
Vanessas Abneigung gegen Handys verflucht. Er schlenderte um das Reservoir
herum, beobachtete die darauf treibenden Mini-Eisschollen, die immer wieder
zusammenstießen, und fragte sich, wohin die Enten verschwunden waren. Plötzlich
bemerkte er die Menschentraube, die sich in der Nähe des Ausgangs zur 89.
Straße versammelt hatte. Ein blasses Mädchen in schwarzer Jacke, mit schwarzer
Wollmütze und schwarzen Doc Martens wanderte mit einer Videokamera durch die
Menge und sprach einzelne Leute an.
    Dan ging die
breiten steinernen Stufen hinunter und setzte sich zu einem Mittdreißiger mit
roten Locken und Sommersprossen, der eine teuer aussehende dunkelgraue Skijacke
mit Pelzkapuze trug, auf eine Bank. Der Typ hatte die Hände wegen der Kälte
unter die Oberschenkel geschoben und schien Vanessa aufmerksam zu beobachten.
    »Guck sie dir
an. Bevor sie die Leute anspricht, folgt sie ihnen immer erst eine Weile mit
der Kamera.« Er zeigte mit dem Finger auf Vanessa. »Es sieht aus, als würde sie
eine Seite von ihnen kennen lernen, von der sie selbst gar nichts wissen.«
    Dan nickte.
Wer war dieser Typ?
    »Und ich finde
es ganz stark, wie sie es schafft, sich völlig im Hintergrund zu halten. Sie
wird fast unsichtbar und lässt die Leute einfach sein. Die Frau ist
toll. Ganz toll.«
    Dan starrte
den Typen gereizt an. Er hätte ihm gern eine reingehauen.
    Der andere
streckte ihm die Hand hin. »Hi übrigens. Ich bin Ken Mogul, unabhängiger Filmemacher«,
stellte er sich vor. »Bist du auch im Business?«
    Dan gab ihm
kurz die Hand. »Nein.« Sein Atem schwebte in frostig en Schwaden himmelwärts.
»Ich bin Dichter.«
    Beide sahen
Vanessa zu, die sich hinkniete und einen weißen Pudel im Nerzmantel an ihrer
Kamera schnüffeln ließ. Dan beugte sich unwillkürlich vor. Vanessa bewegte sich
so natürlich hinter der Kamera und war so eins mit dem, was sie tat, dass er
sich plötzlich nicht mehr vorstellen konnte, dass sie ihr Material so
missbrauchen würde. Vielleicht hatte Jenny ihr zu Recht nicht zugetraut, den
Film ins Netz gestellt zu haben. Womöglich hatte sie mit der
Internet-Geschichte gar nichts zu tun und die Aufnahmen waren irgendwie in falsche
Hände geraten.
    »Schon mal was
veröffentlicht?«, fragte Ken Mogul.
    »Bis jetzt
noch nicht.« Dan lächelte stolz. »Aber im Neiv Yorker erscheint
bald ein Gedicht von mir.«
     

 
    n ist weder prinz noch
star
    Es war schon
kurz vor Mitternacht, als Jenny endlich auf Serenas Party eintraf. Ihr
freundlicher, aber unfähiger Taxifahrerwar auf dem Times Square - um den jeder
vernünftige Mensch zu Silvester einen großen Bogen macht, weil er mit
betrunkenen
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