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Alles ist mir nicht genug

Alles ist mir nicht genug

Titel: Alles ist mir nicht genug
Autoren: Cecily von Ziegesar
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da jemanden
kennen gelernt.«
    Serena
kicherte. »Ach was, echt?«
    Aaron steckte
die Hände in die Taschen seiner Armeehose und sah wieder zu Blair und Nate
hinüber.
    Serena folgte
seinem Blick. Wieso zog Aaron immer so ein todtrauriges Gesicht, wenn er Blair
anguckte? »Echt süß, die beiden mal wieder zusammen zu sehen, was?«, entfuhr es
ihr, und sie hoffte, dass er das genauso sah.
    Aaron zwang
sich zu einem Nicken. Er und Blair hatten sowieso keine Zukunft und sie sah
glücklich aus. »Ja«, sagte er. »Doch. Absolut.«
    Serena hakte
sich bei ihm unter und zog ihn zur Tanzfläche. »Komm mit«, rief sie. »Ich
glaub, du musst ein bisschen ab rocken.«
    Sie roch nach
Sandelholz und Lilien und war barfuß genauso groß wie Aaron. Wow, dachte er, als sie ihre biegsamen goldenen Arme anmutig über den Kopf hob und
mit fliegenden Haaren eine kleine Pirouette vor ihm drehte. Serena ist wirklich wunderschön.
    Der
Blindfisch.
    Er hatte bei
seiner Ankunft zwar leicht blass ausgesehen, aber das änderte nichts daran,
dass ihm eine ganz außerordentlich gelungene Silvesterparty bevorstand.
     

 
    nur in new york
    Vanessa hielt
nichts davon, haufenweise sturzbesoffene Leute abzuküssen, die ihr nicht
sonderlich sympathisch waren, und dazu »Fröhliches neues Jahr!« zu grölen. Das
klang für sie eher nach gelebtem Albtraum. Statt zu Serenas Party zu gehen,
packte sie deshalb ihre Kameraausrüstung zusammen, zog mehrere Schichten
Kleidung übereinander und setzte sich in die U-Bahn Richtung Central Park. Wer
»dazugehörte«, würde sich auf Serenas Party tummeln, und sie wollte sich auf
die Suche nach denen begeben, die nicht dazugehörten.
Das Thermometer zeigte minus sieben Grad und fiel weiter. Vermutlich würde sie
nirgendwo mehr kauzige Außenseiter auf einem Haufen finden als beim
mitternächtlichen Silvesterlauf durch den Central Park. Das war auch der perfekte
Abschluss für ihr Stadtporträt.
    Vanessa
postierte sich am Eingang 89. Straße unterhalb des Reservoirs und filmte, wie
die Läufer nach und nach am Treffpunkt eintrudelten. Es hatte angefangen zu
schneien, und sie hatte Mühe, die Linse sauber zu halten. Auch die Lichtverhältnisse
waren problematisch. Aber der Park war mit einer dünnen Schicht Neuschnee
bedeckt und sah traumhaft unberührt aus und unter den Läufern entdeckte sie
tatsächlich die skurrilsten Gestalten. Das Material würde sogar den Puppenkopf
im Müllwagen toppen.
    »Machen Sie
jedes jähr bei dem Lauf mit oder ist das Ihr erstes Mal?«, wollte Vanessa von
einem ausgemergelten Typen wissen, der halb nackt in ultrakurz abgeschnittenen
Jeans und Basketballschuhen ohne Socken angetreten war. Sie zoomte auf seine
knochige, eingefallene Brust, um seine Gänsehaut in Großaufnahme zu zeigen.
Erschreckenderweise hatte er keine.
    »Mein erstes
Mal?« Der Mann band sich seine wenigen grauen Strähnen zu einem Pferdeschwanz
zurück und griente mit nikotinfleckigen Zahnstumpen. »Seh ich etwa aus wie 'ne
Jungfrau?«
    Igitt.
    Sie war froh,
sich hinter ihrer Kamera verstecken zu können.
    »Tja dann.«
Vanessa ging langsam rückwärts. »Viel Glück!«
    Um ein Haar
wäre sie mit einer etwa siebzigjährigen Frau zusammengestoßen, die einen
Nerzmantel, Nerz-Ohrenschützer und Chanel-Turnschuhe trug und einen weißen Pudel
dabeihatte, der ebenfalls im Nerzmäntelchen steckte.
    »Na, wer bist
du denn?« Vanessa hockte sich hin, um den Hund zu streicheln.
    »Wir joggen
beide gerne durch den Schnee.« Die alte Dame mit den weißen hochgesteckten
Haaren lächelte. Ihre verwitterten Lippen waren dick mit orangem Lippenstift bemalt
und auf ihren Wangen leuchtete fleckiges Rouge. »Meine Kinder sind alle
erwachsen, und mein Mann ist in Nizza im Kasino, deshalb haben Angel und ich
beschlossen, hier unseren Spaß zu haben.«
    »Genau wie
ich«, sagte Vanessa, obwohl sie ziemlich offensichtlich weder erwachsene
Kinder noch einen Mann und auch keinen Hund besaß. Sie lächelte der alten Dame
verschwörerisch zu. »Ganz schön verrückter Haufen, was?«
    Die Frau
kramte in ihrer grünen Kelly-Tasche von Hermes, und als Vanessa mit der Kamera
heranzoomte, erkannte sie, dass sie kleine rote Hunde-Gummistiefel auspackte.
    »Damit er sich
nicht die Pfötchen verkühlt«, erklärte die Frau und kniete sich neben den Hund,
um die Stiefel mit Kreppband an seinen Beinen zu befestigen.
    »Und schick
sind sie auch noch«, sagte Vanessa.
    Plötzlich wusste
sie genau, was die Leute meinten, wenn sie sagten, dass es
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