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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde
Autoren: Gwen Bristow
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erklärt, er möge Kendra so lange in dem Haus wohnen lassen, wie sie will. Es ist mir gar nicht in den Sinn gekommen, daß sie meinen Vorschlag in der Weise auslegen könnte, wie sie's getan hat. Ich habe mir das einfach nicht vorstellen können. Das ist alles.«
    Marny sah ihn mit einem schwachen Lächeln an, als müsse sie einen garstigen Buben schelten. »Sie sind manchmal aber wirklich sehr naiv.« – »Ich fürchte, das stimmt«, meinte er lammfromm. »Gleichviel, so hat sich die Sache verhalten. Aber als ich dann hörte, sie wolle wieder in den Calico-Palast gehen, habe ich mir gesagt, vielleicht tue ich ihr einen Gefallen, wenn ich sie hingehen lasse. Es war besser für sie, sich zu beschäftigen, als den ganzen Tag daheim herumzusitzen und über ihren Kummer zu brüten. Meinen Sie das denn nicht auch?«
    »Doch, der Meinung bin ich allerdings auch. Sie sind ein netter Kerl, Pocket, obwohl Sie gelegentlich geistlose Minuten haben.« Marny hatte den Plan wieder auf den Tisch gelegt. »Pocket«, fragte sie versonnen, »seit wann kaufen Sie eigentlich diese Grundstücke?«
    »Seit ich in Kalifornien bin. Als ich hier ankam, ahnte kein Mensch etwas von dem Gold. Aber es war vorauszusehen, daß San Francisco mit diesem Hafen und dem guten Ackerboden in der Umgebung bald eine große Stadt sein würde. Einige Parzellen habe ich aufgekauft, als ich noch Angestellter in Sutters Fort war. Das liegt nun vier Jahre zurück. Damals, 1847, waren Sie noch gar nicht im Lande.«
    »Es würde mich interessieren, was Sie anfangs dafür bezahlt haben. Oder wollen Sie das lieber für sich behalten?«
    »Weshalb denn? Damals konnte man ein Grundstück in der Nähe des Meeres für fünfzig oder für hundert Dollar bekommen.«
    »In der Montgomery Street?«
    »Ja, freilich. Parzellen, die ein Stück landeinwärts gelegen waren, kosteten zwölf Dollar. Um das Eigentumsrecht eintragen zu lassen, mußte man drei Dollar und zweiundsechzig Cent zahlen.«
    Marny dachte an das Vermögen, das man heute für diese Grundstücke zahlen müßte. Sie seufzte tief und respektvoll auf. »Und seit dieser Zeit haben Sie unentwegt Land gekauft?«
    »Ja.«
    Von neuem blickte Marny auf den Plan. Pocket wartete höflich. Sie fragte sich, ob er wohl jemals laut, ungeduldig oder grob gewesen sein mochte. Unwillkürlich sagte sie:
    »Pocket, ich habe Sie gefragt, weshalb sie nicht trinken und spielen. Sie haben mir darauf geantwortet. Jetzt möchte ich Ihnen noch eine Frage stellen.«
    »Sie können nach allem fragen.«
    Was für schöne Augen er hat, dachte sie, haselnußbraun mit dunklen Wimpern und Brauen. »Pocket, warum machen Sie aus Ihrem Reichtum ein Geheimnis?«
    »Man kann nicht sagen, daß es ein Geheimnis wäre. Hiram und Mr. Eustis kennen meinen Besitz, weil ich meine Geschäfte durch ihre Bank machen lasse, und auch Norington weiß Bescheid.«
    »Aber Sie leben doch so bescheiden! Warum hausen Sie in diesem kleinen Zimmer, wenn Sie eine ganze Suite in einem guten Hotel bewohnen könnten?«
    »Ich fühle mich in meinem kleinen Zimmer sehr wohl. Ich brauche nicht bei Wind und Wetter in ein Büro zu gehen, und im übrigen bin ich kein Protz.«
    »Um Himmels willen! Hiram war doch auch kein Protz, als er im Union Hotel gewohnt hat. Warum sollte ein Mann, der sich's leisten kann, nicht in einer komfortablen Umgebung leben?«
    »Hiram ist ein Bankier«, wandte Pocket ein, als sei ihre Frage dadurch beantwortet. »Die Leute erwarten von einem Bankier, daß er hartherzig ist.«
    Verdutzt fragte Marny: »Was hat denn das damit zu tun?«
    »Sehr viel«, erwiderte Pocket vergnügt. »Marny, reiche Leute werden arg belästigt. Ich bin kein Knauserer. Es macht mir Freude, jemandem zu helfen. Aber ich möchte nicht von allen jammernden Faulenzern dieser Stadt angebettelt werden.«
    Marny lächelte zustimmend. Dann blickte sie wieder auf die Karte. »Pocket, warum haben Sie mir nie etwas davon erzählt?«
    »Weshalb hätte ich's tun sollen?«
    »Sie sind ein sehr reicher Mann.«
    »Na und?« entgegnete er.
    »Wer genug Verstand hat, um so viele Grundstücke an den günstigsten Stellen zu kaufen, der hat auch genug Verstand, um ihren Wert zu kennen. Jetzt sagen Sie mir eines: Als Sie mich gebeten haben. Sie zu heiraten, weshalb verschwiegen Sie da Ihren Reichtum?«
    »Aber Marny, daran habe ich gar nicht gedacht. Weshalb hätte ich denn auch vom Geld reden sollen?«
    »Ja, das ist die Frage.«
    »Ach, das hätte so nach … nach Gewinnsucht geklungen. Ich
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