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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde
Autoren: Gwen Bristow
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wollte nicht, daß es so aussieht, als wären Sie hinter meinem Geld her.«
    Beide verstummten. Marny sah ihm direkt in die Augen. Dann sagte sie klar und deutlich:
    »Pocket, habe ich jemals ein Wort gesagt, aus dem Sie hätten entnehmen können, ich sei nicht hinter dem Geld her?«
    Pocket schnaufte plötzlich. Seine Augen wurden groß. »Aber Marny!« keuchte er. »Wenn Sie gewußt hätten, daß ich reich bin – hätten Sie dann ja gesagt?«
    Sie lachte kurz auf. »Jetzt ist es zu spät. Ich kann genausogut die Wahrheit sagen. Selbstverständlich hätte ich ja gesagt.«
    »Wirklich?«
    Marny hob die Schultern. »Ich hätte ja gesagt. Aber ich konnte doch nicht ahnen, daß Sie eine Goldmine sind.«
    Pocket brach in das fröhlichste Gelächter aus, das sie seit langem von einem Mann gehört hatte. Dann erklärte er:
    »Sehr schön. Aber jetzt wissen Sie es ja. Also: Wollen Sie mich heiraten?«

68
    Marny fuhr sich mit der Hand an die Kehle, als müsse sie etwas verschlucken. Sie starrte ihn immer noch an. Mit Mühe fand sie einige Worte.
    »Möge der Herrgott sich Ihrer erbarmen. Sie wissen nicht genug, um auf sich selbst achtgeben zu können.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Ich bin beim Antworten«, sagte Marny. »Ich muß ihnen sagen, daß ich in meinem ganzen Leben noch keinen so dummen Menschen wie Sie getroffen habe.«
    »Ist es denn dumm, wenn ein Mensch genau weiß, was er will?«
    »Es ist idiotisch«, betonte Marny. »Es ist idiotisch, wenn ein Mann eine Frau heiraten will, die ihn bloß seines Geldes wegen nimmt.«
    Pocket schüttelte verzweifelt den Kopf. Er glich einem Lehrer, der sich abplagt, einem Schüler etwas beizubringen, was der gar nicht beigebracht haben möchte. »Marny, ich sage Ihnen noch einmal, daß ich Sie liebe. Und wenn ich dies sage, dann meine ich damit, daß ich Ihnen das geben will, was Sie gern haben möchten.«
    »Glauben Sie denn, ich müßte so viel Geld haben?«
    »Wie soll ich wissen, was Sie haben müßten?« rief er aus. »Ich weiß ja nicht einmal, was ich haben müßte. Aber ich weiß, was ich will, und ich will Sie. Werden Sie jetzt endlich ja sagen?«
    »Nein!« sagte Marny. Sie knallte ihm das Wort wie eine Pistolenkugel entgegen.
    »Aber weshalb denn nicht?« fragte er drängend. Jetzt wurde er allmählich energisch. »Sagen Sie es mir doch, Marny.«
    Sie gab keine Antwort.
    »Sagen Sie es mir doch!« forderte er abermals.
    Marny holte ihre Karten wieder aus der Tasche. Sie betrachtete und streichelte sie. »Es wäre nicht anständig von mir, wenn ich keine Antwort gäbe. Pocket, Sie meinen, Sie lieben mich, und das glaube ich Ihnen. Es würde mir auch nicht schwerfallen, Sie meinerseits zu lieben. Aber heiraten? Nein. Ich werde Sie nicht heiraten und auch keinen andern.«
    »Und warum denn nicht, Marny?«
    Marny strich über ihre Spielkarten. »Sie denken wohl, ich würde mich nach der Heirat ändern. Sie glauben, ich würde dann so wie Rosabel. Eine glückliche Hausfrau, die am Kamin den Tee eingießt und die auf den Markt geht, um Karotten für das Mittagessen einzukaufen. Eine brave Hausmutter, die es mit Wonne sieht, daß sie nun von den Ehefrauen der Herren Eustis und Chase anerkannt wird …«
    Sie hielt inne, denn Pocket wurde von einem neuen Heiterkeitsausbruch überwältigt. Als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, meinte er:
    »Marny, ich bin nicht so gebildet wie Sie, aber ein Dummkopf bin ich deswegen noch lange nicht. Ich denke keineswegs, daß Sie sich so wie Rosabel mausern werden. Ich möchte gar nicht, daß Sie so wären wie Rosabel. Ich liebe Sie so, wie Sie sind. Etwas anderes will ich nicht.«
    Verdattert fragte Marny:
    »Was wollen Sie denn?«
    »Ich will Sie heiraten.«
    »Nein. Sie wollen, daß ich den Calico-Palast aufgebe …«
    »Das will ich eben nicht!« Pocket bohrte seine Hände in die unordentlich ausgebeulten Taschen seines Anzugs. »Warum bilden Sie sich denn in einem fort ein, Sie wüßten, was in meinem Kopf vor sich geht, und Sie könnten meine Wünsche erraten? Ich weiß, was ich mir wünsche.«
    Marny schaute wieder auf ihre Karten, als suche sie bei diesen ihren besten Freunden Unterstützung. »Da ich schon einmal dabei bin, die Wahrheit zu sagen, ist es besser, wenn ich Ihnen die ganze Wahrheit sage, Pocket. Ich will nicht heiraten – weil ich Angst davor habe.«
    Jetzt war Pocket erstaunt. »Angst haben!« rief er. »Haben Sie etwa Angst vor mir?«
    »Nein, nicht vor Ihnen. Ich habe Angst davor, mich zu eng an
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