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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde
Autoren: Gwen Bristow
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Hive‹, sodann auf Buckelews Uhrenreparaturwerkstatt und auf den Schneiderbetrieb des Lazarus Everhard. Ein Stück weiter zeigten sie ihr das Geschäft, welches den beiden Herren gehörte, die sie vorhin kennengelernt hatte, Chase und Fenway.
    »Jedermann freut sich von Herzen, Sie zu sehen!« behauptete Morse.
    »Und jetzt«, meinte Vernon fröhlich, »können wir endlich ein bißchen tanzen.«
    »Wir planen nämlich schon seit langem einen Ball«, erklärte Morse, »aber wir wollten warten, bis Sie da sind.«
    Die Clay Street war eine schmutzige Gasse, die sich einen Berg hinaufwand. Kendra wich erschrocken zurück. »Guter Gott! Das ist ja, als ob man auf einen Kirchturm ritte.«
    Aber es half nichts, und so machten sie sich an den Aufstieg.
    Wie die Hafenstraße war auch diese ›Straße‹ nur ein Pfad, der weder eine Fahrbahn noch Bürgersteige hatte. Als sie das City Hotel erreichten, erklärte Morse, hier gebe sich die ganze Stadt ein Rendezvous. »Dort kehrten wir immer ein, um zu hören, ob etwas passiert ist. Das heißt, falls überhaupt mal etwas passiert«, fügte er mit einem ärgerlichen Lachen hinzu.
    »In San Francisco passiert grundsätzlich nie etwas«, stieß Vernon hervor.
    Dem City Hotel gegenüber lag der Marktplatz. Die beiden erläuterten Kendra, daß dieser Platz in mexikanischer Zeit plaza geh eißen habe. Auf dieser plaza erhob sich ein altes Gebäude aus Lehmziegeln, das einst ein mexikanisches Zollamt gewesen war und nun als Kaserne herhalten mußte.
    Es folgten Baracken, an denen Schilder hingen, die mit unbeholfener Hand bekanntgaben, daß hier Zimmerleute, Schuhmacher und Hufschmiede wohnten. Kendra sah ein paar Männer in Flanellhemden und beschmutzten schwarzen Hosen den Berg hinauf stapfen sowie einige Frauen mit Sonnenhüten und Baumwollschürzen. San Francisco glich wirklich einem Ort, an dem nie etwas passiert. Sie sagte sich: Ich werde dafür sorgen, daß etwas passiert. Ich werde etwas unternehmen. Doch in einer solchen Stadt …? Wie soll ich das anfangen? »Erzählen Sie mir doch etwas von den Leuten, die hier leben«, bat sie hoffnungsvoll.
    »Nun, also die Händler«, begann Morse, »dann ein paar Siedler, die in Planwagen eingetroffen sind, und schließlich eine Gruppe Mormonen. Sie sind per Schiff aus New York herübergekommen.«
    »Und die Landstreicher«, warf Vernon ein, »und die davongelaufenen Seeleute.«
    »Und die Verrückten«, ergänzte Morse, »Leute, die das Perpetuum mobile erfinden oder sich eine neue Methode ausdenken, Gold aus dem Meer zu fischen.«
    »Einer von ihnen«, sagte Vernon, »ist gerade jetzt wieder da. Nur handelt es sich diesmal um Süßwasser. Ein Flüßchen in der Nähe von Sutters Front – das liegt jenseits der Bucht. Dieser Bursche hat eine Konservenbüchse voll Kies und behauptet, das sei kein Kies, sondern Gold.«
    Kendra verspürte Interesse. »Gold? Wo hat er es denn her?« Lachend setzte Vernon es ihr auseinander. »Er sagt, das Bett des Flüßchens bestehe nicht aus Sand, sondern aus Gold. Er sucht jemanden, der ihm Geld pumpt, damit er Vorräte kaufen und zurückkehren kann, um eine Million Dollar zu scheffeln.«
    »Glauben die Leute das?« fragte sie.
    »Aber nein. Wir sind an solche Burschen gewöhnt. Wir lassen sie ruhig quatschen. Sie bieten wenigstens etwas Abwechslung.«
    Allmählich näherten sie sich dem Gipfel des Berges. Jetzt konnte Kendra auch andere Berge erkennen, die in langen verschwommenen Linien bis zur Küste reichten. Parallel zur Montgomery Street in der Tiefe durchschnitt ein Pfad den Abhang. Entlang dieses Pfades stand eine Reihe von Häuschen, die viereckig wie Kisten und weiß angestrichen waren. Morse und Vernon sagten ihr, dies sei die Stockton Street, wo die Mormonen lebten. Einer von ihnen, ein unternehmungslustiger Mensch namens Riggs, der Zimmermann war, hatte zunächst ein Haus für seine Familie gebaut und danach andere zum Vermieten. Der Oberst Taine hatte hier Wohnung genommen. Sie ritten auf diese Residenz zu.
    Das Haus glich allen übrigen. Das Erdreich ringsum bestand aus schwarzem Schlamm, in den Mr. Riggs eine Anzahl Trittsteine gelegt hatte. Eva trat auf die Veranda – munter, heiter und so häuslich gestimmt, als hätte sie immer in San Francisco gewohnt. Sie grüßte herzlich:
    »Kommt herein. Das Feuer brennt schon. Ich habe Kaffee gekocht.«
    Als sie zu dritt in den Flur traten, wies sie auf eine Tür. »Kendra, das ist unser Zimmer, und das dort ist deines.« Sie öffnete eine
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