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Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene

Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene

Titel: Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene
Autoren: Alva Gehrmann
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sind sie alle
     vier sehr eigenständig. »Manchmal sind sie den ganzen Tag mit Freunden in den Bergen«, erzählt sie, »doch wir vertrauen ihnen.
     Und wissen, dass sie nie verhungern werden, schließlich gibt es überall Beeren, Vogeleier, die man im heißen Quellwasser kochen
     kann, und natürlich Bäche mit frischem Trinkwasser.«
    Nun, am frühen Abend, streunen die Kleinen im Garten herum, während Hlynurs Sohn seinem Stiefgroßvater beim Umbau des Kuhstalls
     hilft. Sie hämmern, schweißen, es gibt keine Nachbarn, die das stören könnte. Neben dem Haupthaus grunzen zwei rotborstige
     Schweine vor sich hin. »Darf ich vorstellen«, sagt Hlynur: »Das sind Egg und Bacon.« Viktorías Elfjähriger findet sie sehr
     süß, fragt aber auch gelegentlich, wann sie denn endlich auf dem Teller landen. In ländlichen Regionen wie diesen hat man
     eine natürliche, unsentimentale Einstellung zum Werden und Vergehen. Das gilt für Lämmer und Wale ebenso wie für die hübschen
     Papageitaucher. Einerseits sind dieschwarz-weiß gefiederten Seevögel mit ihren orange leuchtenden Schnäbeln eine beliebte Touristenattraktion – ebenso wie die
     Steilküste bei Látrabjarg, wo Abertausende der etwas tollpatschigen Seevögel an den schmalen Felsvorsprüngen nisten, andererseits
     stehen die Papageitaucher wie fast alle isländischen Tiere auf dem Speiseplan.
    So bekommen Touristen bisweilen einen Schrecken, wenn sie sehen, wie niedliche blonde Kinder mit blauen Kulleraugen die toten
     Papageitaucher routiniert rupfen – genauso selbstverständlich, wie unsere Dorfkinder ein Huhn schlachten. Ist auf dem Titelbild
     der Tageszeitung ein blutverschmierter, erschossener Eisbär abgebildet, stehen daneben garantiert ein paar neugierige Kinder.
    Hlynur füttert die beiden wohlgenährten Schweine und klopft ihnen auf die Hintern. Für heute bleiben sie verschont. Zum Abendessen
     gibt es Fisch, den Viktorías Bruder im nahe gelegenenFluss gefangen hat. Da ihnen das Land vom Tal bis in die Berge hinauf gehört, haben sie ihren eigenen Supermarkt direkt vor
     der Haustür. Nach einer kurzen Pause arbeiten die Männer weiter, auch Hlynur gesellt sich nun zu ihnen. Die schwangere Viktoría
     zeigt mir die Scheune, in der sie ihre Partys feiern. Sie haben dort sogar eine Bühne, an der Theke hängen etliche Island-Flaggen,
     neben einer Sitzecke heizt ihnen im Winter ein kleiner Ofen ein.
    Partyscheune
    Noch lieber als in der Scheune trifft sich die Familie selbst in der kalten Jahreszeit im Freien – stundenlang hocken sie
     dann im »heitur pottur«, dem heißen Pott. Denn das Baden ist neben all den anderen Aktivitäten ihre liebste Freizeitbetätigung.
     »Ich bin süchtig nach den wohlig-warmen Pools«, gesteht Viktoría.
    Papageitaucher

Das nasse Café der Isländer
    Da ist sie nicht die Einzige. Wer einmal drinnen sitzt, möchte eigentlich nie wieder raus. Gerade im Spätherbst und Winter,
     wenn bei eisigen Außentemperaturen die Schneeflocken in der Luft tanzen oder die Nordlichter den Abendhimmel in eine spektakuläre,
     grün-gelblich schimmernde Lightshow verwandeln, lässt es sich in den heißen Quellen Islands wunderbar entspannen. Rund vierzig
     Grad warm sind die Hot Pots, die einem Whirlpool ähneln. Es gibt sie neben Schwimmbecken, in den Vorgärten der Wohn- und Sommerhäuser
     oder verstreut als natürliche Quellen in den einsamen Landschaften. Beim beliebtesten Hobby der Isländer kann man dann auch
     wirklich mal von Relaxen sprechen. Viktorías Familie hat die Qual der Wahl: Neben dem Haupthaus steht nicht nur ein selbst
     gebauter Hot Pot, den Hang hinauf haben sie außerdem einige Naturbadewannen und nur zehn Minuten entfernt liegt ein wohltemperiertes
     Freibad. Da die Vulkaninsel mit Erdwärme gesegnet ist, verfügtfast jedes Dorf über ein geothermisch beheiztes Schwimmbad.
    Nachrichtenbörse Hot Pot bei Nauthólsvík
    Der Hot Pot ist ein wichtiges Kulturgut, quasi das Café der Isländer: Seit jeher tauschen sie hier den neuesten Tratsch aus
     und diskutieren über die aktuelle Lage der Nation. Schon Snorri Sturluson, Politiker und Autor der ›Snorra-Edda‹, einem Lehrbuch
     der alten nordischen Mythologie und Dichtkunst der Skalden-Prosa, traf darin im 13.   Jahrhundert Kollegen zu hitzigen Debatten. Auch die ehemalige Präsidentin Vigdís Finnbogadóttir wollte in den neunziger Jahren
     während ihrer Amtszeit nicht auf das tägliche Bad im öffentlichen Freibad Vesturbæjarlaug verzichten. Eines
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