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Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene

Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene

Titel: Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene
Autoren: Alva Gehrmann
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sind immer aktiv«, sagt etwa Hlynur, und seine Frau Viktoría nickt.
     Zu ihren liebsten Freizeitbetätigungen zählen Motocross fahren, fantasievolle Möhren züchten, Angeln, Scheunenpartys feiern,
     Beeren und Pilze sammeln, Bootstouren, Jagen und Häuser verpflanzen.
    Seit drei Jahren sind die beiden 3 7-Jährigen ein Paar, sie kennen sich schon aus Schulzeiten, verloren einander aber zeitweise aus den Augen. Viktoría hat zwei Kinder,
     Hlynur ebenfalls, nun erwarten sie noch ein gemeinsames. Die Patchworkfamilie lebt in Hólmavík, einem 40 0-Seelen -Ort im östlichen Teil der Westfjorde. Viktoría arbeitet Vollzeit als Projektmanagerin für die Gemeinde, Hlynur ist leidenschaftlicher
     Fischer, wenn auch ein seekranker.
    Das Haus der Familie liegt auf einem Hügel, von dort haben sie den perfekten Blick auf das gemütliche Dorf und den Steingrímsfjörður.
     Morgens beim Zähneputzen können sie den Walen zuschauen, wie sie beim Luftholen Wasserfontänen ausstoßen. Vor kurzem wäre
     einer der Kolosse beinahe gestrandet,doch Hlynur und andere Fischer fuhren mit ihren Booten los und retteten ihn, indem sie ihn wieder hinaustrieben. Sie wollten
     kein »hvalreki«, Walstrandgut, sondern lieber einen glücklichen, lebendigen Wal.
    In Viktorías und Hlynurs Garage stehen zwei Motocross-Räder. Jetzt, wo die 3 7-Jährige schwanger ist, muss sie sich ein wenig zurückhalten, doch momentan kümmert sich das Paar hobbymäßig ohnehin um ein ganz anderes
     Projekt. Mitte Januar heirateten die beiden in einem hundertjährigen Holzhaus beiReykhólar. »Die Atmosphäre war so romantisch«, erinnert sich Viktoría. Im Wohnzimmer, das sie zu ihrem persönlichen Traualtar
     machten, gab es keinen Strom, also stellten sie einfach eine Kerze auf den Tisch.
    Hlynur und Viktoría
    »Es passten gerade mal unsere Kinder und Eltern hinein, und natürlich der Priester.« Sobald sie sich das Jawort gegeben hatten,
     lief die kleine Gesellschaft schnell raus, um in der klirrenden Kälte noch ein Hochzeitsfoto zu machen, bevor es wieder dunkel
     wurde; im Winter geht die Sonne schließlich nur für wenige Stunden auf. Genauso verliebt, wie Viktoría und Hlynur ineinander
     sind, waren sie sofort in das zweistöckige Holzhaus.
    Die Besitzerin wollte es loswerden, also organisierten die Frischvermählten nach ihrer Hochzeitsnacht postwendendeinen riesigen Anhänger und brachten ihre »Kapelle« – quasi während der Flitterwochen – ins 88   Kilometer entfernte Svanshóll, das dortige Land gehört Viktorías Eltern. Bei minus zehn Grad eskortierte die Polizei das reisende
     Gebäude auf der spiegelglatten Strecke. An vielen Stellen mussten die Straßenpfosten, schmale gelbe Stangen, entfernt und
     danach direkt wieder eingesetzt werden.
    Das Hochzeitshaus von Hlynur und Viktoría 
    Nun steht das historische Haus in Svanshóll. Momentan erinnert es allerdings an einen heruntergekommenen Rohbau: »Wenn du
     uns das nächste Mal besuchst, wird es ganz toll aussehen«, verkündet Hlynur. So zupackend wie die gesamte Familie ist, besteht
     daran kein Zweifel.
    Manche Isländer aus der Region scherzen schon, dass sie sich hier im spärlich besiedelten Tal gerade ein eigenes Dorf bauen.
     Zu dem gehören bisher neben dem elterlichen Hof auch ein Kuhstall, der zum Gästehaus umgebaut wird, ein Gewächshaus, die Party-Scheune
     und dahinter eine geräumige Werkstatt. Während Hlynur mich durch das Hochzeitshaus führt, brettert Viktoría mit einem hochglanzpolierten
     gelben Quad dieblühenden Berghügel hinauf, um dort Blaubeeren für den Nachtisch zu sammeln. Zehn Minuten später begleitet sie uns auf der
     Tour durch ihr kleines Dorf. Hinter den Häusern steigt stellenweise Dampf empor, das Gebiet ist übersät von natürlichen heißen
     Quellen. So gedeihen selbst unweit des nördlichen Polarkreises dank der »Erdheizung« in ihrem Garten Pfefferminze, Rüben,
     Kohl, Brokkoli, Lauch und Karotten prächtig. »Meine Möhren sehen allerdings ein bisschen seltsam aus«, sagt sie und rupft
     eine heraus. Vielmehr sind es vier miteinander verwachsen Rüben, die einem Kuheuter ähneln. Zuletzt zog Viktoría zwei eng
     verschlungene Exemplare aus dem fruchtbaren Boden. Jede Rübe ein unfreiwilliges Kunstwerk. Aber wer will schon gerade, normale
     Karotten?
    Karotten in Love
    An diesem Sommernachmittag sind Hlynurs 1 7-jähriger Sohn sowie Viktorías Sohn und Tochter mit in Svanshóll. Es ist Ferienzeit. Wie die meisten isländischen Kinder
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