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Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene

Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene

Titel: Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene
Autoren: Alva Gehrmann
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Berührungsängste. Auf einer privaten Sommerparty begleitete mich
     eine Freundin zum Badezimmer, das in der ersten Etagedes Wohnhauses lag. Als die Isländerin die Tür offen ließ, war ich zwar ein bisschen irritiert, wollte aber nicht so spießig
     sein. Alle anderen sind ja eh draußen im Garten. Während ich auf der Toilette war und die Freundin im Spiegel ihre Frisur
     zurechtzupfte, schaute plötzlich ein Mann um die Ecke. Anstatt dass die Freundin die Tür verschloss oder der Typ sich fürs
     Reinplatzen entschuldigte und ging, blieb er entspannt im Türrahmen stehen, nickte mir zu. »Lass dich nicht stören«, sagte
     er und fragte mich, wer ich denn eigentlich sei und was ich in Island mache. Sicherlich war das außergewöhnlich, aber irgendwie
     gehören eh alle zur Familie.
    Und da die Familie immer alles mitbekommt, fahren viele Frischverliebte beim ersten Date lieber mit dem Auto durch die Gegend,
     um sich in Ruhe zu unterhalten. Denn in den Cafés würden sie ja andere treffen. Und da der eine oder die anderevielleicht noch in einer Beziehung steckt, wäre das eher ungünstig.
    Damentoilette im Café Cultura
    Insgesamt lassen sich die Isländer aber ihren Freiraum. Sofern einem nicht gerade die besten Freunde oder engsten Verwandten
     begegnen, reicht ein kurzes Nicken als Begrüßung. Würden sie mit jedem plaudern, der ihnen über den Weg läuft, kämen sie ja
     nie voran. Wer es eilig hat, geht durch die kleinen Seitenstraßen.

Schaffe dein eigenes Festival
    Neben Dorfpartys und Clubs gibt es auch gefühlt an jedem Wochenende irgendwo auf der Insel ein Festival. Auf der Suche nach
     einem Event scheuen die Isländer keine Fahrt. Sie feiern nach dem gelungenen Schafabtrieb in Scheunen eine Réttir-Party, zelebrieren
     fahneschwenkend beim Nationalpark Þingvellir den 17.   Juni oder reisen in den Norden zum »Großen Fischtag« in Dalvík. Der Ort mit seinen 1500   Einwohnern will an diesem Wochenende an die alte Seefahrertradition erinnern und serviert allen Besuchern eine kostenlose
     Fischsuppe, die in einem 120 0-Liter -Topf zubereitet wird. Rund 30   000   Gäste kommen hierzu nach Dalvík, einige sind nur auf der Durchreise, andere schlagen über Nacht ihr Zelt auf oder parken ihren
     Campingwagen am Wegesrand.
    Eines der größten Party-Wochenenden ist das Verslunarmannahelgi, das Händlerwochenende. Doch an ein traditionelles Fest wird
     hier nicht mehr erinnert: Es geht ums Feiern. Die größte Party findet auf den Westmännerinseln statt, deren Bevölkerung sich
     in diesen Tagen um 10   000 erhöht. Neben vielen Livebands,Alkohol und Isländern in Lopapeysas gibt es dort nachts stets ein riesiges Feuerwerk zu sehen – Isländer sind verrückt nach
     Feuerwerken! Da an diesen Tagen viele über die Stränge schlagen und der eine oder andere Unfall passiert, wird im Vorfeld
     des Verslunarmannahelgi immer zum Blutspenden aufgerufen. In der Hauptstadt selbst ist es am ersten Augustwochenende erstaunlich
     ruhig.
    Dafür gibt es genügend andere Feste, bei denen die ganze Innenstadt gesperrt wird: für das Reykjavíker Kunstfestival, die
     Gay Pride Parade, die Kulturnacht oder das Musikfestival Iceland Airwaves. Letzteres findet immer im Oktober statt und lockt
     mittlerweile auch viele Touristen an. Über 150   Bands spielen an fünf Tagen, nicht nur in Clubs, sondern auch im Shop eines Modelabels oder im Plattenladen Smekkleysa. Neben
     einigen international bekannten Künstlern wie Fatboy Slim, The Hives und The Kaiser Chiefs treten vor allem isländische Bandsauf. Manche von ihnen haben noch nicht mal einen Plattenvertrag und standen vielleicht erst vier Mal vorher auf einer Bühne.
     Andere, wie die Rockband Dikta, deren Sänger als Arzt im Krankenhaus arbeitet, spielen beim Festival gleich mehrfach. Mal
     auf der großen Bühne und dann im Smekkleysa, das übersetzt »Schlechter Geschmack« bedeutet und nicht nur ein Plattenladen
     ist, sondern auch das Label, das Björk in den achtziger Jahren mit ihren Freunden gründete. Zwischen Schallplatten und DV D-Regalen können die Isländer ihre lokalen Stars mit dem Nummer-eins-Album ganz gemütlich performen sehen. Und sind so dicht dran,
     dass es immer ratsam ist, ein paar Ohrstöpsel dabeizuhaben.
    Die Rockband Dikta im Smekkleysa
    Da alle Konzerte nur wenige Schritte voneinander entfernt sind, lässt sich in kurzer Zeit viel Absurdes, Schräges und Anrührendes
     entdecken. Es ist ein Musik-Rúntur. Das Repertoire reicht von
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