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Alles fuer die Katz

Alles fuer die Katz

Titel: Alles fuer die Katz
Autoren: James Herriot
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zugenäht hatte, sah alles recht ordentlich aus, aber ich hatte das unangenehme Gefühl, vieles außer Acht gelassen zu haben. Eine Bauchfellentzündung war so gut wie unvermeidlich.
    »Jedenfalls lebt er, Tris«, sagte ich, als wir die Instrumente auswuschen. »Wir halten ihn unter Sulfapyridin, und dann können wir nur die Daumen drücken.« Es gab damals noch keine Antibiotika, aber die neue Droge war schon ein großer Fortschritt.
    Die Tür ging auf, und Helen kam herein. »Du hast lange gebraucht, Jim.« Sie trat an den Tisch und blickte auf den schlafenden Kater. »Das arme, magere Ding. Nur Haut und Knochen.«
    »Sie hätten ihn sehen sollen, als er ankam.« Tristan stellte den Sterilisator ab. »Er sieht schon viel besser aus.«
    Sie streichelte das Tier. »Ist er schwer verletzt?«
    »Leider, Helen«, sagte ich. »Wir haben das Mögliche für ihn getan, aber ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass er eine Chance hat.«
    »Wie schade. Und er ist so hübsch. Vier weiße Füße und all die Farben.« Sie fuhr mit dem Finger über die rötlichen und kupfergoldenen Streifen im Fell.
    Tristan lachte. »Ja, er hat bestimmt einen roten Kater unter seinen Vorfahren.«
    Helen lief in die Speisekammer und kam mit einem leeren Karton zurück. »Ja... ja...«, sagte sie nachdenklich. »Ich werde ihm ein Bett in diesem Karton machen, und er wird bei uns im Zimmer schlafen, Jim.«
    »Ja?«
    »Er braucht doch Wärme, nicht wahr?«
    »Natürlich.«
    Später sah ich von meinem Bett im dunklen Zimmer auf das häusliche Idyll. Sam lag in seinem Korb auf der einen Seite des Kaminfeuers und der Kater im ausgepolsterten Karton auf der anderen.
    Als ich endlich einschlief, freute ich mich, dass mein Patient es so behaglich hatte, aber ich fragte mich, ob er am Morgen noch leben würde.
    Um halb acht Uhr morgens lebte er jedenfalls noch. Helen war schon auf und sprach mit ihm. Ich ging durch das Zimmer und sah mir den Kater an. Ich streichelte ihn unter dem Kinn, er öffnete das Maul und stieß ein heiseres Miau aus. Aber er bewegte sich nicht.
    »Helen«, sagte ich. »Der kleine Kerl ist innen ganz vernäht. Er wird mindestens eine Woche lang von flüssiger Nahrung leben müssen, und höchstwahrscheinlich schafft er es auch dann nicht. Wenn er hier oben bleibt, wirst du ihm ständig Milch einlöffeln müssen.«
    »Schon gut.«
    In den nächsten Tagen gab sie ihm nicht nur Milch. Fleischextrakt, gesiebte Brühe und alle möglichen Arten von Babynahrung wurden ihm regelmäßig eingeflößt. Eines Tages sah ich Helen um die Mittagszeit am Karton knien.
    »Wir werden ihn Oscar nennen«, sagte sie.
    »Du meinst, wir werden ihn behalten?«
    »Ja.«
    Ich habe Katzen gern, aber wir hatten bereits einen Hund in unserem kleinen Wohnbereich, und ich sah Schwierigkeiten voraus. Aber ich ließ Helen ihren Willen.
    »Warum Oscar?«
    »Ich weiß nicht.« Helen benetzte die kleine rote Zunge mit ein paar Tropfen Bratensauce und sah gespannt zu, wie er schluckte.
    Was ich an Frauen schätze, ist ihre Unergründlichkeit, und ich ließ vorläufig die Angelegenheit auf sich beruhen. Aber alles verlief sonst zu meiner Zufriedenheit. Ich gab ihm alle sechs Stunden etwas Sulfapyridin und nahm morgens und abends die Temperatur. Jeden Augenblick erwartete ich hohes Fieber, Erbrechen und die übrigen Anzeichen der Peritonitis. Aber nichts dergleichen geschah.
    Oscar musste instinktiv gefühlt haben, dass jede Bewegung für ihn gefährlich war, denn er lag Tag für Tag still, schaute uns nur an – und schnurrte.
    Sein Schnurren wurde uns zur Lebensgewohnheit, und als er schließlich sein Lager verließ, durch die Küche streifte und in Sams Fressnapf Fleischbrocken naschte, war es wie ein Triumph für uns. Und ich brauchte mich nicht zu fragen, wann er bereit war, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Er wusste es.
    Von da an war es eine reine Freude, die einstige Vogelscheuche immer kräftiger werden zu sehen, und allmählich zeigte sich auch die wahre Schönheit seines Felles mit den rötlichen, schwarzen und goldenen Schattierungen. Wir hatten einen hübschen Kater.
    Als Oscar sich erholt hatte, besuchte Tristan uns regelmäßig. Wahrscheinlich sagte er sich mit vollem Recht, dass eigentlich er Oscar das Leben gerettet hatte, und er erfand immer neue Spiele für ihn.
    Überhaupt war Oscar eine willkommene Bereicherung für unseren kleinen Haushalt. Sam war begeistert von ihm, und die beiden waren bald gute Freunde. Ich sagte mir jeden Abend, dass eine Katze vor
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