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Alles fuer die Katz

Alles fuer die Katz

Titel: Alles fuer die Katz
Autoren: James Herriot
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dem Kamin einem Raum erst die richtige Behaglichkeit gab.
    Seit Wochen gehörte Oscar zu unserer Familie, und als ich eines Abends spät nach Hause kam, erwartete Helen mich mit einem verzweifelten Gesicht.
    »Was ist passiert?« fragte ich.
    »Oscar – er ist fort!«
    »Fort? Was soll das heißen?«
    »O Jim, ich glaube, er ist weggelaufen.«
    Ich starrte sie an. »Das tut er doch nicht. Er geht oft abends in den Garten hinunter. Bist du sicher, dass er nicht dort ist?« »Absolut. Ich habe jeden Zentimeter abgesucht, sogar in der Stadt bin ich gewesen. Und erinnere dich...« Ihr Kinn zitterte.
    »Er... er ist doch schon einmal von irgendwo weggelaufen.« Ich sah auf meine Uhr. »Es ist zehn. Ja, seltsam. Er sollte jetzt nicht draußen sein.«
    Es klingelte an der Tür. Ich stürzte die Treppe hinunter, und als ich um die Ecke des Flures bog, sah ich Mrs. Heslington, die Pfarrfrau, hinter der Glasscheibe. Ich riss die Tür auf. Sie hielt Oscar im Arm.
    »Ich glaube, das ist Ihre Katze, Mr. Herriot«, sagte sie. »Tatsächlich, Mrs. Heslington. Wo haben Sie ihn gefunden?« Sie lächelte. »Es war recht seltsam. Wir hatten eine Versammlung des Frauenausschusses im Gemeindesaal, und da sahen wir die Katze im Raum sitzen.«
    »Einfach sitzen...?«
    »Ja. Sie schien uns richtig zuzuhören, und es gefiel ihr.
    Höchst merkwürdig. Als die Versammlung zu Ende war, dachte ich mir, ich bringe sie zu Ihnen zurück.«
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar, Mrs. Heslington.« Ich nahm Oscar und klemmte ihn unter den Arm. »Meine Frau ist außer sich – sie dachte schon, er sei weg.«
    Es war rätselhaft. Warum war er plötzlich davongelaufen?
    Aber da sich in den folgenden Wochen nichts an seinem Betragen änderte, dachten wir nicht mehr daran.
    Dann brachte eines Abends ein Mann seinen Hund zur Staupeimpfung und ließ die Tür offen. Als ich in unsere Wohnung zurückkam, sah ich, dass Oscar wieder verschwunden war. Dieses Mal durchsuchten Helen und ich vergeblich den Marktplatz und alle Seitengässchen, und als wir zurückkehrten, waren wir beide verzagt. Es war fast elf Uhr, als wir uns schließlich entschlossen, zu Bett zu gehen, und da klingelte es an der Tür.
    Wieder war es Oscar, und dieses Mal ruhte er auf dem dicken Bauch Jack Newboulds. Jack lehnte sich an den Türpfosten, und die frische Landluft der dunklen Straße vermischte sich mit einem starken Geruch nach Bier.
    Jack war Gärtner in einem der großen Häuser. Er lächelte mir zu und rülpste leise. »Hier ist ihr Kater, Mr. Herriot.« »Ach, vielen Dank, Jack«, sagte ich. »Wo haben Sie ihn denn gefunden?«
    »Eigentlich hat er eher mich gefunden.«
    »Wie bitte?«
    Jack schloss die Augen, und dann brachte er hervor: »Es war ein großer Abend, Mr. Herriot. Dartswettbewerb, ‘ne Menge Leute im Dog and Gun. Große Versammlung.«
    »Und unser Kater war da?«
    »Ja, er war da. Saß bei den Jungs. Hat den ganzen Abend mit uns verbracht.«
    »Saß einfach da, was?«
    »Jawohl.« Jack kicherte vergnügt. »Hat sich toll amüsiert. Hab ihm vom besten Bier aus meinem Glas zu kosten gegeben, und einmal dachte ich fast, er würde mit um die Wette werfen. Ein toller Kater, muss ich sagen.« Er lachte wieder.
    Als ich Oscar nach oben brachte, war ich nachdenklich. Was ging hier vor? Diese plötzlichen Ausflüge regten Helen auf, und auch mir gingen sie auf die Nerven.
    Der nächste kam sehr bald. Drei Abende später war er wieder fort. Dieses Mal suchten wir ihn erst gar nicht – wir warteten. Er kehrte früher als gewöhnlich heim. Um neun Uhr klingelte es an der Tür. Es war die ältliche Miss Simpson, die durch die Scheibe guckte. Und sie hielt Oscar nicht – er saß auf der Matte.
    Miss Simpson beobachtete mit Interesse, wie der Kater die Treppen hinaufstieg. »Ach, ich bin ja so froh, dass er sicher zu Hause ist. Ich weiß, dass er Ihnen gehört, und ich habe mich den ganzen Abend über sein Betragen gewundert.«
    »Wo war er denn... wenn ich fragen darf?«
    »Ach, im Frauenverein. Er kam gerade herein, als wir anfingen, und blieb bis zum Ende.«
    »So? Was stand denn auf dem Programm, Miss Simpson?« »Nun, zuerst eine Komiteesitzung und dann ein Lichtbildervortrag von Mr. Walters über die Wasserversorgung, und zum Schluss ein Kuchenbackwettbewerb.«
    »Ja... ja... und was hat Oscar gemacht?«
    Sie lachte. »Er hat an allem teilgenommen, hat sich für die Lichtbilder interessiert und natürlich ganz besonders unsere Kuchenproben genossen.«
    »Und haben Sie ihn nach
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