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Alles Fleisch ist Gras

Alles Fleisch ist Gras

Titel: Alles Fleisch ist Gras
Autoren: Christian Mähr
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Marines haben – aber das gab es nicht zu kaufen, und im Netz in dunklen Kanälen zu forschen, wagte er nicht. Bei der allgemeinen Terrorhysterie wäre es sehr unklug gewesen, in ein Suchraster zu geraten – »Wofür haben Sie das denn gebraucht, Herr Mathis? – Ach, rein privat, sagen Sie? Das glauben wir nicht. Wir haben uns nämlich Ihren Computer angesehen …« Das durfte er nicht riskieren.
    Die EOS 350 an den RLV zu montieren, war überraschend kompliziert gewesen; er hatte sich ein Zwischenstück drehen müssen; die Scharfstellung ging einigermaßen, auf der Mattscheibe sah es grauenhaft aus, mit ein bisschen Bildbearbeitung dann aber doch ganz passabel, er hatte an Hirschen geübt, hier ganz in der Nähe. Zum Fotografieren war die achtfache Vergrößerung wieder gut.
    Langsam, ganz langsam erfüllte ihn ein Hochgefühl. Dreimal schon hatte er es versucht, heute war es gelungen. Beim ersten Mal kam er mit dem RLV noch nicht zurecht; es war schwierig, das Ding vors Gesicht zu halten und dabei zu gehen; man sah nicht, wo man hintrat. Auf dem Forstweg noch praktikabel, aber als sie ins Unterholz abbogen, war es aus. Er wollte keine Verletzungen riskieren. Oder dass der Apparat bei einem Sturz Schaden nahm.
    Beim zweiten Mal ging es schon besser, er konnte ihnen in großem Abstand auf einem schmalen Pfad folgen, dann verlor er sie aus den Augen, sie hatten sich ins Ufergebüsch der Ach zurückgezogen, durch das Unterholz kam er nicht, ohne Geräusche zu erzeugen, er war umgekehrt. Beim dritten Mal waren sie mit ihrem Toyota Aygo weggefahren, er verzichtete auf die Verfolgung, davon hatte er keine Ahnung; nur so viel war ihm klar, dass man eine Überwachung nicht mit einem einzigen Auto machen konnte. Aber sonst hatte er niemanden. Er war allein. Wie immer war er allein.
    Ein einziges Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl gehabt, es könne etwas werden. Mit einer Frau, einer jungen Frau. Denn Helga strahlte etwas aus … etwas Reines, was ihm bei anderen Frauen nie begegnet war, was seine Mutter gehabt hatte, sonst aber niemand. Diese Helga war ihm freundlich erschienen, ja, richtig: erschienen war sie ihm; er hätte an einen Engel denken können. Wenn er den jüdisch-christlichen Ballast nicht längst über Bord geworfen hätte. Und auch jetzt noch … Sie vögelte mit dem Herrn Diplomingenieur , das hatte er eben fotografiert, über dreißig Mal, aber was hieß das schon? Es hieß gar nichts. Die Frauen sind so: Es ist ihnen nicht gegeben, der Verführung zu widerstehen, es ist biologisch in ihnen angelegt, geschwängert zu werden, Mutter zu werden, tief eingewurzelt im Rassengedächtnis der Frau, seit Äonen ihre Bestimmung: der Wille zur Hingabe an den Mann, an den Herrn. Dafür konnte sie nichts. Das war ein Punkt, den die Kameraden im Forum oft nicht verstanden und richtig einzuschätzen wussten – viel Frauenhass sammelte sich da an, aus Enttäuschungen, persönlichen Erfahrungen. Und tatsächlich konnte man ja am Verhalten der Frauen irre werden, wenn man nicht genau hinsah und die Sache bis zum Ende durchdachte: das Kokettieren, das Unzuverlässige, vordergründig Falsche , ja Bösartige diente doch nur dazu, der Aufgabe der Art- und Rassenerhaltung zu entsprechen: den Besten zu wählen aus den Vorhandenen. Unbewusst machten sie das, es brauchte sie keiner zu lehren. Aber eben bei den Vorhandenen lag der Hase im Pfeffer. Da waren eben neuerdings viele vorhanden , die gar nicht hergehörten, völkisch und sogar im alten Europa auch schon rassisch. Aber dieses Anderssein, das Fremde, vermochte die Frau nicht aus Eigenem zu erkennen, im Gegenteil: Alles, was an einem Manne anders war, weckte ihr instinktives Interesse als Zeichen einer möglichen vortrefflichen Erbanlage. Wohlgemerkt: innerhalb des eigenen völkischen, rassischen Kreises, der in Frage kam; diesen Kreis rein zu erhalten, war Aufgabe der Männer; die Natur hatte hier ganz einfach eine Aufgabenteilung vorgenommen. Den Männern oblag es, sicherzustellen, dass nur Geeignete zur Verfügung standen, den Frauen oblag dann die Auswahl aus diesen. Erst mit dem Gift des jüdisch-christlichen Monotheismus hatte diese andere Praxis Einzug gehalten, die Praxis der Gleichmacherei, die Praxis des Bastardismus. Vermischung hieß die Devise auf allen Ebenen der Gesellschaft. Möglichst viele möglichst bunt gemischte Bastarde sollten erzeugt werden. Es war ja kein Zufall, dass dieser Herr Diplomingenieur ausgerechnet Galba hieß; dass eben dieser Herr
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