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Allerlei Schnick-Schnack

Titel: Allerlei Schnick-Schnack
Autoren: Georg Bötticher
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auch, wie der erschrickt,
Der solcherart sein Bild erblickt.
Ein Graun – zumal wenn er bejahrt –
Durchschüttelt ihn, ganz eigner Art,
Er starrt und wendet sich voll Graus:
»Mein Gott! Säh wirklich so ich aus?«
    Genau so würd es uns ergehen,
Könnt man sein geistig Bild besehen,
Naturtreu aufs Papier gebannt,
Unretouchiert von Schmeichlerhand!
Nur wenge würden sich »getroffen« nennen,
Die meisten aber – gar nicht sich erkennen .

Ratschlag.
             
Ward dir, lieber Sohn, die Neigung
Zu poetischen Ergüssen –
Wirst nach meiner Überzeugung
Du ihr schließlich folgen müssen .
    Dichte also! Doch bescheiden
Tu's, und birg zunächst im stillen
Deine Verse vor den Leuten –
Deinet- und auch ihretwillen.
    Hüte dich, sie vorzulesen!
Quäle nie – und wär's zum Scherz auch –
Dergestalt ein andres Wesen,
Denn es fühlt wie du den Schmerz auch.
    Will durchaus sie einer hören,
Gut, so hindre ihn mitnichten.
Aber keinem sollst du wehren,
Sich zu rechter Zeit zu flüchten. –
    Wirst du diese Wege wandeln,
Magst du gern das Dichten treiben.
Willst du aber anders handeln –
Sohn, dann laß es lieber bleiben!

Mein Freund, der Mime.
       
Es nimmt kein Mensch so regen Teil an mir
Als wie mein Freund, der Bühne Stolz und Zier.
Erzähl ich Heitres in der Freundesrunde
Lacht keins wie er so ganz aus Herzensgrunde.
Und ist mir Widerwärtiges passiert,
Zeigt niemand mehr als er sich indigniert.
In Trauerfällen gar ist seine Art
Gradzu bewundernswürdig rührend-zart!
Kurz, keine Seele liebt mich so wie diese.
Ich weiß: er gäbe mir sein letztes Brot,
Ja, ginge freudig für mich in den Tod,
Wenn sich – nun ja – wenn sich das »spielen« ließe.

Dichter und Verleger.
     
Wenn Verleger und Poet
Ich beisammen sehe,
Mir das Bild vor Augen steht
Einer Durchschnitts-Ehe.
    Sind die beiden im Verband
Erst ein Vierteljährchen –
Sieht man sie nur Hand in Hand
Wie ein Liebespärchen.
    Schwand ein Jahr, so ist's vorbei
Mit den Zärtlichkeiten,
Ja, man hört jetzt oft die Zwei
Miteinander streiten.
    Noch drei Jahre – und der Bund
Riß zu beider Leide:
Wütend ist der Dichter und –
Der Verleger pleite!

Dem Autor.
         
Scheint dein Verleger materiell,
So scheint das nur. Du probst es schnell:
Sprich ihm vom Honorieren mal
Und – jählings wird er ideal!
Er zeigt dir und beweist dir klar,
Wie nichtig alles Honorar,
Wie mittels Geld die Poesie
Belohnt ja werden könne nie,
Wie der Poet in seiner Brust
Den Lohn schon trag: die Schaffenslust,
Wie: viele Menschen zu erfreun,
Mehr sei als Gold und Edelstein,
Und daß, wer dichtend anders denke,
Den Gott in seinem Busen kränke – – –
Beschämt erkennst du's sonnenhelle:
Du selber warst der Materielle!

Kurorts-Elegien.
1.
       
Ja, ich gratuliere mir!
Der so zuverlässge »Meyer«
Rühmt den Kurort ungeheuer
Und zumal die Gegend hier.
Noch hab ich sie nicht gesehn –
(Regnet's doch seit vierzehn Tagen!)
Doch die ältsten Gäste sagen,
Sie sei unbeschreiblich schön!
2.
             
Tag für Tag, ununterbrochen
Goß es wie mit Kannen drein.
Heut, zum erstenmal seit Wochen,
Glänzt die Flur im Sonnenschein!
    Wunderbar, wie schnell solch Schimmer
Auch der Stimmung Keime weckt:
Gestern Rotspon, stilles Zimmer –
Heute lacht's und knallt der Sekt!
3.
     
Wirst du zum Ball geladen,
Reunion und Karpfenschmaus,
Schlag nie, o laß dir raten,
Schlag nie die Ladung aus!
    Zu all dergleichen eile!
Glaub mir, es fördert nur:
Tödliche Langeweile
Ist ja der Kern der Kur!
4.
                 
Hier, in dieser Täler Frieden,
War – wie wir auf Tafeln lesen –
Nicht nur auserlesnen Wesen
Der Erholung Glück beschieden.
Nicht nur Goethe, Scheffel, Reuter –
Nein, auch Schulze, Schmidt und Schneider ,
Meier, Müller, Kretzschmar, Cohn
Fanden hier Erquickung schon.
    Zahlreich mahnen Ruhebänke:
Mensch, an Trümpelmann gedenke!
Mensch, an Lätsch erinnre dich!
Mensch, vergiß nicht Säuberlich!
Und voll Wehmut liest man öfter:
Hier saß Kuntze!! – Hier saß Heffter!!
Welch Gefühl erweckt solch Wort:
O, sie sitzen nicht mehr dort!
5.
Der Abschied.
                   
Es ist ein Tag – so einzig schön,
Wie sie in Kurorts-Prospekten stehn:
Nachdem es sechs Wochen unverdrossen
Und wie mit Mollen vom Himmel gegossen,
Kam heut über Nacht die Frühlingswonne!
Seit früh schon lacht auf das Kurhaus die Sonne,
(Ganz unentgeltlich! Für Nießbrauch des Lichts
Berechnet die Kurhausverwaltung nichts!!)
Im
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