Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Allerlei Schnick-Schnack

Titel: Allerlei Schnick-Schnack
Autoren: Georg Bötticher
Vom Netzwerk:
Hauptsache 'raus.
Und seltsam – sobald unser Wunsch erfüllt,
Ist unsere Liebe auf länger gestillt.

Der Ohrwurm.
   
's giebt Kerls, die sich mit jedem streiten müssen,
Die alles besser als der andre wissen,
Für Schwarz erklären, was du Weiß benennst,
Für häßlich das, was du als schön erkennst,
Und sich mit Lust, ja Leidenschaft befleißen,
Was dir und andern lieb, herabzureißen.
    Dringt solch ein Kerl in einen Freundeskreis,
Zernagt, zerfrißt er diesen schnöderweis,
Ganz ähnlich drin dem widrigen Insekt,
Das uns im reifen Pfirsich oft erschreckt:
Wer mag sich dann mit solcher Frucht befassen?
Nein, lieber dem Gezücht den Platz belassen!
    Solch Tier weiß sich geschmeidig ranzuschlängeln,
Und im Momente blitzschnell einzudrängeln!
Drum willst du deinen Freundeskreis erhalten,
Laß in Erweitrung seiner Vorsicht walten!
Den Ohrwurm sieht man manchen vorher kaum an:
Erst wenn er drinnen sitzt , weiß es genau man.

Schnurren.

Der Treue.
       
War einst ein Minnesinger,
Zählt' neunundneunzig Jahr,
Trug einen Ring am Finger,
Der von der Liebsten war.
    Den Ring nie lassen kunnt er,
Er tät ihn bis ans Grab
Kein einzig Mal herunter:
Er kriegt' ihn nämlich nicht ab!

Ballade.
     
Einst traf in einer Öde
Ein fahrnder Rittersmann
Ein schönes Weib, das schnöde
Ein Drache hielt in Bann.
    Der Ritter wie das Wetter
Erschlug das Ungetier,
Und sie gab ihrem Retter
So Herz wie Hand dafür.
    Da tät vor Freude lachen
Der edle Ritter kühn . . .
Und jetzt – hat er den Drachen,
Das heißt, der Drach hat ihn!

Das Lied vom Rad.
       
Es hat das Rad
Gestehn wir's grad,
Sich heut die Welt gewonnen.
Spott, Haß und Hohn
Sind lange schon
Vor ihm in nichts zerronnen.
    Im Anfang fuhr,
Was männlich nur.
Auf riesigen Formaten
Betrieb's mit Fleiß
Mann, Jüngling, Greis,
Und meist nicht ohne Schaden.
    Bald aber auch
Kam's in Gebrauch
Bei Frauen und bei Mädchen .
Sie merkten's schnell,
Denn sie sind hell,
Wie hübsch sie auf dem Rädchen!
    Zum Dritten dann
Lockt' und gewann
Der neue Sport die Kinder .
Heut strampeln wie
Die Alten sie
Und – purzeln auch nicht minder.
    Das Publikum ,
Dem erst zu dumm
Die Radlerei erschienen,
Schwärmt heut fürs Rad.
Wo eins sich naht,
Erheitern sich die Mienen.
    Das brave Roß ,
Das erst verdroß
Das Sausen und das Klingeln:
Heut zuckt's nicht mehr
Und sollt ein Heer
Von Radlern es umzingeln!
    Dem Hund sogar,
Dem offenbar
Das Ding im Anfang graulich:
Ist heut, wenn's steht
Und sich nicht dreht,
Mit ihm – fast zu vertraulich!
    Kurz – aller Welt
Das Rad gefällt –
Verstummt ist jedes Tadeln.
Zeigt eins sich wo,
Spricht alles froh:
»Was Reizendes, dies Radeln!«

Wurst und Dichtung.
     
Vor einem Fleischerladen
Steht träumend ein Poet – – –
Über die großen Braten
Achtlos sein Auge geht – – –
    Er sieht im Schein der Lichter
Alleinzig eine Wurst .
Von dieser Wurst verspricht er
Sich einen Wonnedurst,
    Und von dem Wonnedurste
'nen langen tiefen Trunk,
Und von dem tiefen Trunke
Erhöhten Dichterschwung,
    Und von dem hohen Schwunge
Ein himmlisches Gedicht – – –
Ein idealer Junge
Ist solch ein Dichter – nicht?

Das Festspiel.
           
Auch Schilda will sein Festspiel haben:
Seit Monden tagt im »Singverein«
Ein Komitee von alten Knaben –
Denn schön und – billig soll es sein.
    Daß mitzuwirken sich entschließe
Die Hautevolée, bedarf es bloß
Recht vieler Rollen. Na, und diese
Gewähren »Lebende Tableaux.«
    In solchem Bild sein Ich zu zeigen,
Ist ehrenvoll für jedermann
Und leicht. Auch kommt es bei dergleichen
Auf zwanzig Mark fast keinem an.
    So folgerte in schöner Klarheit
Das seelenkundige Komitee,
Und dem entsprochen hat in Wahrheit
Auch ihrerseits die Hautevolée.
    Es ist geglückt, man hat's errungen!
Nur eine einzge Stimme war:
Das Festspiel ist famos gelungen
Und alles klappte wunderbar.
    Natürlich geht's bei solchem Feste
Nicht gänzlich ohne Mißton ab:
So kam mit Flügeln – Frack und Weste –
Als »Weihnachtsengel« Pastor Schnapp.
    Frau Pipps als »Heilige Cäcilie«
Ging zum Skandal dekolletée,
Und der Kommerzienrat von Lilie
Trug als »Achilles« ein Pincenez .
    Den Bildertext sprach
Dr.
Linden
Und konnte – reinweg wie verhext! –
Zum dritten Bild den Vers nicht finden,
Doch ging's fast besser ohne Text.
    Auch sonst ist alles glatt verlaufen.
Kein Defizit! Ja, einges Bar!
Weil jeder sein Kostüm zu kaufen
Beim Komitee verpflichtet war.
    Nur der Frau Bürgermeister Siefert,
Die als »Frau Venussen«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher