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Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)
Autoren: Louise Allen
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nach der anderen öffnete. „Und das auch, und das, und hier ist das Bild der Diana! Nick, hast du etwa alle Bilder gekauft, für die ich Modell gesessen habe?“ Statt einer Antwort breitete ihr Mann nur die Arme aus. Die verschlossenen Türen der Wandtäfelung standen weit auf und gewährten einen Blick auf sechs Szenen des antiken Griechenlands, eine jede geschmückt mit der schlanken, blonden Gestalt der neuen Lady Arndale. „Es schien mir der sicherste Weg, sie vor neugierigen Blicken zu schützen, und außerdem, als ich sie sah, wie hätte ich da widerstehen können?“
      Sich des Lächelns auf seinem Gesicht kaum bewusst, sah er zu, wie seine Frau langsam durch das Zimmer wanderte, den Blick auf die brillanten Gemälde gerichtet, eine Hand an ihren glühenden Wangen. Jedes der Bilder war bezaubernd, doch keines wurde der Frau gerecht, die er kannte. Einen Moment schauderte ihn bei dem Gedanken, wie er sich jetzt fühlen würde, hätte sie ihn tatsächlich abgewiesen. Diese stummen Bilder zu besitzen in dem Wissen, den einzigen Menschen verloren zu haben, mit dem er sich vollständig fühlte. Unerträglich.
      Langsam wandte Talitha sich um und sah ihn an. Sogleich hob sich seine Stimmung wieder, das Undenkbare schwand unter der Wärme ihres Lächelns. „Eine Stelle ist noch frei.“ Sie deutete auf die Vertäfelung zwischen den Fenstern.
      Die unfertige Idee, mit der er in Gedanken gespielt hatte, entfloh seinen Lippen, bevor er es verhindern konnte. „Vielleicht könntest du … nein.“ Nein, allein die Vorstellung, seine Frau den Augen eines anderen Mannes auszusetzen, selbst denen des scheinbar geschlechtslosen Mr Harland, war unerträglich. Dann blickte er in ihr Gesicht und zuckte zurück, als hätte sie ihn geschlagen.
      „Tallie, Liebes, es tut mir leid. Ich würde dich dem um keinen Preis mehr aussetzen wollen. Ich bin ein hirnloser Trottel.“ Mit einem Satz war er bei ihr, nahm sie in die Arme und barg sein Gesicht in ihrem Haar. Verdammt! Diese ganze Geschichte mit der Liebe war viel schwerer, als er sich das jemals vorgestellt hatte. Man öffnete sich, gab sein Innerstes preis – und das machte es so leicht, den anderen zu verletzen. Er spürte, wie der schlanke Körper zitterte, jetzt hatte er sie tatsächlich zum Weinen gebracht.
      „Tallie, Liebes … Du lachst ja!“ Sie bemühte sich verzweifelt, ihren Ausbruch unter Kontrolle zu bekommen. „Du hast mich nur aufgezogen!“
      Von einem Augenblick zum nächsten war sie ganz Reue. Die Art und Weise, wie sie einerseits jedes Gefühl verbergen und dann wieder alle Schranken fallen lassen und ihre Seele bloßlegen konnte, war unglaublich. „Es tut mir leid, du hättest dein Gesicht sehen sollen, als du darüber nachdachtest. Plötzlich warst du ganz Besitzerstolz. Ich denke, die Leute würden vielleicht in den Empfangsräumen ein hübsches Bild von uns beiden erwarten, für diese Wand hier habe ich eine viel bessere Idee.“
      „Ja?“, fragte Nick misstrauisch und nahm sich vor, besser auf der Stelle zu lernen, wie er mit diesem aufreizenden kleinen Biest von einer Ehefrau fertig würde, bevor sie ihn völlig eingewickelt hatte.
      „Es war eigentlich Mr Harlands Vorschlag und ich muss gestehen, dass ich seither des Öfteren daran gedacht habe.“ Die Hände auf die Hüften gestützt, wartete Nick. „Als er dich das erste Mal gesehen hat – als ich dich, wie du weißt, nicht gesehen habe – meinte er, dass er dich gerne als Alexander den Großen malen würde. Die Vorstellung fand ich sehr verlockend“, fügte Talitha rückblickend hinzu.
      „Alexander? Ich sollte mich wohl geschmeichelt fühlen, aber du willst doch wohl kein Bild von einem Mann in voller Rüstung im Schlafzimmer haben, oder?“
      „Oh, nein, nicht in voller Rüstung.“ Aus irgendeinem Grund schob sich Talitha unauffällig um die Bettkante herum und von ihm weg. „Auf die klassische Art, mit Schild, Schwert und Sandalen.“
      „Und mit was noch?“
      „Na, nichts.“
      „Du kleine lüsterne Hexe! Du erwartest von mir, dass ich nackt für einen verd… einen armseligen Künstler Modell sitze?“
      „Warum nicht? Was Hänschen kann …“
      Sprachlos starrte Nick sie an. Der Gedanke, dass Talitha mit demselben körperlichen Verlangen an ihn denken könnte – gedacht hatte , wie er an sie, ja, dass sie aufgrund von Mr Harlands Bemerkung ein entsprechendes Bild in ihrem Kopf hatte entstehen lassen, war unglaublich erotisch.
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