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Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)
Autoren: Louise Allen
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ihre Schritte die Treppe hinab verklungen waren, schob auch Talitha sich ins Zimmer zurück, wobei sie die Mauer misstrauisch im Auge behielt, als würde sich diese plötzlich auf sie stürzen und sie ins Nichts schleudern. Dann hielt sie inne. Warum, wusste sie nicht, doch da war diese Stimme, Nicks Stimme, die ihr ruhig erklärte, sie könne auf diesen Albtraum von einem Sims steigen, vermischt mit Zenobias hastiger Entschuldigung, als sie sich an ihre Angst erinnerte.
      Nick hatte ein großes Risiko auf sich genommen, weil er sie überredet hatte, sich diesen Sims entlangzuschieben, und Zenobia bereute sicherlich bereits ihren Plan, diese bezaubernden Räumlichkeiten in Zimmer zu verwandeln – all das nur, weil sie, Talitha, unter Höhenangst litt.
      Sie zwang sich, wieder hinauszutreten. Wie beim ersten Mal klammerte sie sich unwillkürlich an den Fensterrahmen. Zumindest war dies eine echte Angst, sie wollte damit weder Aufmerksamkeit erringen noch erreichen, dass sie von einem Mann beschützt wurde. Jetzt stand sie da, genauso allein und zu Tode verängstigt wie im Atelier. Sollte es ihr jedoch hier und jetzt gelingen, ihre Ängste so weit in den Griff zu bekommen, dass sie mit Zenobia an der Brüstung stehen und die Aussicht genießen konnte, so hätte sie schon viel erreicht.
      Sie hielt sich weiter am Fenster fest und blickte nach oben. Mit den Augen folgte sie einem Vogel im Flug, so lange, bis dieser sich schließlich hinabschwang und aus ihrem Blickfeld verschwand. So weit, so gut. Sie betrachtete die Baumspitzen, dann ließ sie ihren Blick weiter hinabwandern. Ihr wurde übel, allerdings fühlte sie sich bereits nach etwa fünf Minuten, in denen sie ruhig atmend die weite Aussicht hatte aushalten können, in der Lage, das Fenster loszulassen und auf dem breiten Umlauf auf und ab zu spazieren.
      Sie war so stolz auf sich, dass sie ihren Blick mutig zu der Mauer schweifen ließ. Diese war viel breiter als jeder Stuhl, auf dem sie bisher gesessen hatte. Wie sehr würde Zenobia sich freuen, wenn sie sich daraufsetzen oder sich zumindest dagegenlehnen könnte. Wieder meldete sich ihr Magen.
      Talitha schloss die Augen, fing wieder an, auf und ab zu laufen, und wiederholte ein ums andere Mal: „Ich gebe nicht auf, ich gebe nicht auf.“ Tastend streckte sie ihre Hand aus, stieß gegen die Mauerbrüstung und trat näher. Einen Ausdruck grimmiger Entschlossenheit auf dem Gesicht, die Augen noch immer fest geschlossen, schob sie ihre linke Hüfte auf das breite Mauerwerk, wie sie es Zenobia hatte tun sehen.
      „Nein!“ Die Stimme erkannte sie im selben Moment, als starke Arme sie umfingen, sie herumdrehten und von der Brüstung zogen.
      Sie schrie, riss die Augen auf und sah sich ihrem schlimmsten Albtraum gegenüber. Die Tiefe umfing sie, und sie fiel, hilflos …
      Mit einem weiteren Aufschrei prallte Talitha auf das steile Stück des Mansardendaches. Ein Körper presste sich auf den ihren und nahm ihr die Luft zum Atmen. Hände zogen ihr Gesicht an eine breite Brust, Finger verhakten sich voller Verzweiflung in ihrem Haar, und eine Stimme, eine bekannte Stimme, die sich jedoch absolut fremd anhörte, wiederholte Worte, die überhaupt keinen Sinn ergaben.
      Talitha hörte auf, um sich zu schlagen und ihren Atem zum Schreien zu verschwenden, und lauschte fassungslos dem, was Nicholas Stangate in ihre Haare keuchte.
      „Meine Liebe, mein Liebling … nein … es tut mir leid, ich werde dich nicht mehr belästigen, ich verspreche es, meine Liebste … versprich mir nur, niemals wieder so etwas zu tun. Tallie, mein Herz, ich werde dir nicht mehr zu nahe treten, wenn du mir nur versprichst …“
      Sie gab es auf, ihn wegschieben zu wollen, griff seine Haare und zog seinen Kopf herauf, damit sie Nick fassungslos ins Gesicht schauen konnte. Ein irrer Blick, schwarz geweitete Pupillen, Augen, die sie mit einem so verletzlichen Ausdruck anstarrten, wie sie es noch nie gesehen hatte.
      „Wie hast du mich genannt?“, brachte sie flüsternd hervor.
      „Meine Liebste.“ Seine Stimme klang rau. „Tallie, Liebling, ich hatte nie vor, dich so lange zu jagen, bis du etwas Verzweifeltes tust …“
      „Du dachtest, ich wollte springen?“ Natürlich, so musste es ihm vorgekommen sein. „Oh, nein, Nick, ich wollte nur versuchen, mich auf diesen Sims zu setzen, wie Zenna. Sie war so enttäuscht darüber, dass ich wegen der Höhe vielleicht nicht mit ihr hier oben wohnen wollte. Ich habe
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