Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
habe ihn noch nie gesehen. Er war nicht ... ja, nicht der Typ Klient, mit denen wir normalerweise arbeiten.«
    »Wie hat er ausgesehen?«
    »Er war . derb, schon gut gekleidet, aber er wirkte . fast brutal. Er machte einen gewalttätigen Eindruck. Er hat sich den Zutritt zu Direktor Laurelius' Zimmer geradezu erzwungen.«
    Ard lächelte innerlich. Klang wie die Beschreibung seiner eigenen Person, abgesehen von der guten Kleidung.
    »Frau Laurelius . Lea . schien sich in seiner Gesellschaft nicht wohl zu fühlen.«
    Aber ich fange fast an, mich in deiner wohl zu fühlen, dachte Ard.

4
    Er hatte den Kleister aufgetragen, das letzte mühselige Stück, drehte sich halb um und begann die Leiter hinaufzusteigen. Die Tapetenbahn hing wie ein Brautschleier hinter ihm, als sie rasch das Zimmer betrat und ihre Ehe für beendet erklärte.
    »Es ist aus, Jonathan.«
    Er las von ihren Augen ab, wie lange sie herumgewandert war, während diese Worte in ihrem Kopf hämmerten. »Komm bitte runter.« »Ich muss erst die Tapete ankleben.«
    »Ist das denn im Augenblick wichtig? Die Tapete anzukleben?«
    »Das kommt ein bisschen überraschend.« Er wusste, dass er nur Zeit zu gewinnen versuchte. Er musste nachdenken. Er hatte ein Gefühl, als kämen die Wände näher . Stärker denn je hörte er die Geräusche im Haus: das leise Klirren von Löffeln und Porzellan, eine Tür, die geöffnet wurde, und gleichzeitig Schritte. Das Rascheln ihrer Füße auf dem Papier, mit dem der Boden zum Schutz bedeckt war.
    »Ich weiß. Aber über diese Sache kann man sich nicht in aller Ruhe unterhalten.«
    Er hörte deutlich, wie sie die Füße vor und zurück bewegte.
    »Zu reden ist eine gute Form, Dinge zu klären.«
    »Mit dir geht das nicht. Du wirst viel zu schnell . müde.« Sie hatte es nicht sagen wollen, nicht jetzt schon wieder, so direkt. Wenigstens hatte sie nicht betrunken gesagt.
    »Warum bist du bloß so verbittert? Was soll ich tun?«
    »Du könntest damit anfangen, von der Leiter zu steigen.«
    Ging auf diese Weise eine Ehe zu Ende? Ein Schlag in die Weichteile in einem Moment, wo weit und breit keine Deckung war, mitten im alltäglichsten Geschehen, mitten im Familienleben.
    Sorgfältig klebte er die Tapete an die Wand, noch nie hatte er eine Arbeit so sorgfältig und so langsam ausgeführt. In diesem Augenblick brauchte er alle Zeit der Welt.
    »Wenn ich von dieser Leiter runtersteige, steige ich nie mehr hinauf.«
    »Jetzt werd bloß nicht philosophisch, Jonathan.«
    Sie kannte ihn so gut.
    »Du wirst nie richtig allein sein.«
    Sie stand am Fuß der Leiter und wartete. Er bewegte sich nicht.
    »Jetzt komm da endlich runter, zum Teufel!«
    Der Fluch blitzte durch den nach Kleister riechenden, nackten Raum. Ihm fiel auf, wie hässlich er klang . besonders hier, wo all die weißen und hellen Oberflächen Vorboten waren von einem neuen Start.
    Er wollte etwas sagen, er wollte das Beste sagen, was man in einer Situation wie dieser sagen konnte.
    »Elisabeth .«
    »Nun komm schon .«
    Sie nahm ihn an der Hand und führte ihn wie ein kleines Kind aus dem Raum in das große, helle, luftige Wohnzimmer mit Aussicht auf den Garten.
    Er hatte sich noch nie so hilflos gefühlt. Er wusste, dass Worte diesmal nicht genügen würden. Er würde weinen. Er wusste, auch das würde nichts helfen.
    Jonathan Wide erwachte mit Schmerzen. Er war in seinem Leben schon oft mit Schmerzen aufgewacht, hatte Schmerzen in den Haaren gehabt, Trinkerterminologie, hatte diese Art Schmerzen bei all den Gelegenheiten gehabt, die jedes Mal die letzten hatten sein sollen. Er hatte es sich so viele Male geschworen, dass er kein Vertrauen mehr zu dem anderen in seinem Körper haben würde.
    Aber dieser Schmerz war anders, er war schwerer und dunkler und hing mit äußerer Gewalteinwirkung zusammen.
    Er war mitten aus einem bösen Traum aufgewacht. Rief körperlicher Schmerz das Böse tief drinnen in der Seele hervor? In seinem Kopf leuchtete das Bild von der letzten Stunde seiner Ehe wie eine frisch gestrichene Fensterleiste. Das Bild wurde immer deutlicher, während der Schmerz in seinem Kopf zunahm, und erst als er versuchte, den Kopf langsam zu bewegen, verschwanden er und Elisabeth, wie sie da auf dem Sofa saßen.
    Vorsichtig richtete er sich auf, und als alles aufhörte, sich zu drehen, gelang es ihm, einen drei Meter entfernten Punkt zu fixieren. Er sah gegen eine Wand. Dann bewegte er die Augen und darauf den Kopf und den Körper, bis ihm eine halbe Drehung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher