Alleinerziehend mit Mann
Handtasche. Zweimal durften sie bis Mitternacht aufbleiben. Einmal waren sie im Restaurant beim Essen. Und die Oma kam auch oft vorbei und schaute mit den Kindern Talkshows an. Das heißt übersetzt: Die Kinder haben meinem Mann also genau die Spielsachen aus der Tasche gelockt, gegen die ich mich zwei Jahre lang sperrte. Kochen klappte nur teilweise, ebenso wenig wie sie rechtzeitig ins Bett zu bringen. Meine Mutter wurde vermutlich zum Waschen oder Putzen geholt oder drängte sich dazu selbst auf. Aber was soll’s?
»Respekt!«, sagt mein Mann in der ersten ruhigen Minute ohne Kinder. »Wie du das alles schaffst! Ich hab gar nicht gewusst, wie viel du im Hintergrund machst!«
Ich strahle wie eine Schneekönigin. Diese Worte aus dem Mund meines Mannes!
»Und jetzt leg dich erst mal hin und ruh dich aus!«, fährt er fort. »Die Woche war bestimmt anstrengend für dich, kenn ich doch. Ich koche uns inzwischen was. Das kann ich jetzt ja bei gleichzeitiger Kinderbeaufsichtigung!«
Wunderbar! Wenn mein Mann nun endlich meine Familienarbeit zu schätzen weiß, dann brechen goldene Zeiten für uns an. Ich stelle nur noch die Blumen ins Wasser, übersehe Wäscheberge und Spielzeugwiesen und ruhe mich von einer erholsamen Woche aus.
Drei Tage später führen wir wieder ein Leben, als hätte es diese Geschäftsreise nie gegeben.
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10. Vierzig Grad
M ütter sind nicht krank.
Und wenn, dann sind sie tot.
Sollte trotzdem mal der völlig unwahrscheinliche Fall einer lebensbedrohlichen Krankheit bei einer Mutter eintreten, befindet sich die gesamte Familie im freien Sturzflug. Da kann man nur noch beten und hoffen, dass die Mutter kurz vor der Bruchlandung sich trotz vierzig Grad Fieber aus dem Bett hochstemmt, das Steuer rumreißt und von den Toten wiederaufersteht, um was Anständiges zu essen zu kochen.
Sobald man das erste Kind hat, macht man völlig neue Bekanntschaft mit dem Thema Kranksein.
Kranksein an sich ist ja nie so angenehm. Und was wirklich Ernstes und Schreckliches oder gar Tödliches will schon gar keiner haben. Das überlassen wir mal lieber allen anderen, am besten nur denen, die wir gar nicht kennen, ganz ganz weit weg.
Keiner will ja wirklich krank sein, außer den Hypochondern vielleicht, und die wollen ja auch nicht wirklich krank sein, sondern nur eingebildet krank sein.
Und wenn man so ein normaler Erwachsener unter vierzig ist, ist man – hoffentlich – auch eigentlich kaum krank. So ein, maximal zwei Erkältungen oder Magenverstimmungen im Jahr. Das ist es.
Und das ist auch das, was man sich in der modernen Arbeitswelt gerade noch so leisten kann.
Das ändert sich mit Kind dann vollkommen.
Das erste Jahr mit Baby geht ja meistens noch, da haben die Kleinen den berühmten Nestschutz. Das heißt, im Blut der Babys sind noch genügend Abwehrkräfte der Mutter enthalten, so dass die Kleinen im Normalfall eher selten krank werden.
Aber wehe, der Kindergarten geht los.
Ich kann mich an das erste halbe Jahr Kindergarten von Sophie noch gut erinnern. Magen-Darm-Infekt. Grippe. Streptokokken. Magen-Darm-Infekt 2 . Undefinierbarer Hautausschlag mit Fieber. Fieber einfach mal so. Grippe 2 . Mittelohrentzündung. Streptokokken 2. Magen-Darm-Infekt 3, diesmal mehr mit Magen, was Rückwärtsessen bedeutet. Dann wieder diese echt fiese Direkt-vor-Weihnachten-erwischt’s-uns-immer-alle-Grippe usw. usf.
Und das Allerbeste ist, dass diese gemeinen kleinen Bakterien und Viren vor nichts und niemandem Halt machen. Und am allerliebsten springen diese winzigkleinen Biester direkt vom Kind weiter auf die Mutter und dann auch gerne auf den Vater und legen dabei ganze Familien (außer der Mutter natürlich) lahm. Läuse sind übrigens zwar entschieden größer, können das aber auch ganz gut, ich meine, so springen von Familienmitglied zu Familienmitglied. Das nur mal so nebenher.
Als Mutter braucht man einfach so ein, zwei Jahre Kindergarten oder noch drei, vier, fünf weitere Kinder, um auch so eine Art Nestschutz zu entwickeln.
Ich habe gehört, dass Mütter von drei Kindern beim dritten Kindergartenkind in der Familie geradezu immun gegen jegliche Krankheitserreger sind. Die würden wahrscheinlich auch jede biologische Kriegsführung locker überstehen. Und selbst ein Ebola-Virus lockt diesen Müttern wahrscheinlich nur ein zweimaliges Niesen hervor.
Also wenn ein Kind krank wird, bedeutet das im Normalfall für die berufstätige Mutter, dass alle Bälle, die sie sonst mehr oder
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