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Alleinerziehend mit Mann

Alleinerziehend mit Mann

Titel: Alleinerziehend mit Mann
Autoren: Monika Bittl , Silke Neumayer
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Elternmappe der Schule von Lukas zu schauen und gegebenenfalls eine Notiz dort zu unterschreiben, die Ermahnung, in Evas Kindergarten nach Ausflügen oder Bastelvorhaben der nächsten Tage zu fragen – und schließlich lege ich die Bedienungsanleitung der Waschmaschine bei.
    »Toll, danke!«, sagt mein Mann am Tag vor der Abreise mit Blick auf die Zettel. »Da kann ja nichts schiefgehen!« Er lächelt säuerlich. Was passt ihm nicht?
    Im Bett später erfahre ich es. Ihn beschäftigt weniger die Frage, wie er den Alltag mit den Kindern bewältigen wird, sondern vielmehr, wie nahe mein Hotelzimmer bei dem des Chefs liegt.
    »Geh!« Ich muss wirklich lachen. Hat ein Mann eigentlich eine Vorstellung davon, wie schön eine Zeit
ohne
Mann und Kinder sein kann? Nichts liegt mir ferner – und selbst wenn mein Chef attraktiv wäre! –, als mich in dieser kostbaren Zeit ohne jeglichen Anhang auf irgendeine Art wieder auf einen anderen Menschen einzulassen.
    Mein aufrichtiges Lachen scheint meinen Mann überzeugt zu haben. Ganz entspannt verabschiedet er mich am nächsten Morgen mit einem »Mach dir keine Sorgen, wir kriegen das schon hin! Mach diesen wichtigen Schritt nach vorne!«
    Im Taxi zum Flughafen klingelt zwar mehrmals das Handy (»Wo ist die Jacke von Lukas?«, »Wann muss Eva spätestens im Kindergarten sein?«, »Was meinst du mit Brot einkaufen?«). Der jeweilige Sachverhalt lässt sich jedoch schnell klären.
     
    Am ersten Abend hat mein Mann keine Zeit mehr für ein Telefonat, weil alles so drunter und drüber ginge. Die Schnitzel seien eine Stunde vor dem Abendessen nicht mehr auftaubar gewesen, und er hätte Arbeit aus dem Büro mit heimgenommen, weil er ja urplötzlich um vier Uhr schon Eva vom Kindergarten abholen musste und dann auch noch das Telefon klingelte und irgend so eine Mutter aus dem Hort nicht mehr aufhörte zu reden.
    Am zweiten Abend ist mein Mann zu müde, um noch zu telefonieren, schließlich sei es schon halb zwölf und die Kinder eben erst eingeschlafen!
    Am dritten und vierten Abend höre ich, wie prima alles laufe, von meinem Mann und sogar von meinen Kindern! Hat er sie darauf eingeschworen? Sind sie nicht völlig übermüdet? Kriegt Lukas wirklich seine Lieblingsbrotzeit mit? Ist Eva warm genug angezogen? Breiten sich in der Wohnung vielleicht schon Kakerlaken aus? Aber nein, ich solle mir keine Sorgen machen und mich vielmehr ausschließlich auf meine Arbeit konzentrieren beziehungsweise den allabendlichen Besuch in der italienischen Bar neben dem Hotel genießen. Woher weiß er das eigentlich? Ich erinnere mich, ja, ich hab ihm eine SMS nach einem Drink dort geschrieben. Aber seit wann merkt sich mein Mann solche mich betreffenden Kleinigkeiten?
    Bitte schön, wie viele Kinder wachsen unter ganz anderen, wesentlich chaotischeren und asozialeren Verhältnissen auf? Hat es je einem Kind geschadet, wenn die Mutter einmal abwesend war? Ist es vielmehr nicht sogar der Entwicklung der Kinder und auch des Mannes äußerst zuträglich, einmal nicht verfügbar und dirigierend und kontrollierend zu sein? Haben meine Lieben damit nicht die Chance, ihre ganz eigene Beziehung zu finden? Oder rede ich mir alles nur schön, weil es so wunderbar ist, abends in einer italienischen Bar zu sitzen und bei einem Drink auch noch zu flirten?
     
    »Jetzt freuen Sie sich bestimmt wieder auf Ihre Familie!«, meint mein Chef beim Abschied am Flughafen freundlich.
    »Natürlich!«, heuchle ich. Schon jetzt, am Flughafen, sehne ich mich wieder in die italienische Bar und die Stille des Hotelzimmers zurück. Ein unglaublich ketzerischer Gedanke steigt auf: War die Familiengründung vielleicht ein Fehler? Jetzt habe ich nur noch genau eine Flugstunde und eine halbe Stunde im Taxi lang mein selbstbestimmtes Leben. Ich zähle die Minuten und rechne schließlich die Sekunden aus.
     
    »Überraschung Mama!« Die Kinder stürmen auf mich zu und umarmen mich so heftig, dass ich fast umfalle. Alex schreitet mit einem riesigen Blumenstrauß auf mich zu – Flugenhafenpersonal, ein paar Passagiere und mein Chef werfen mir neidvolle Blicke zu.
    »Wir haben uns gedacht, du freust dich, wenn wir dich abholen!«, sagt mein Mann nach einem zärtlichen Kuss und einem lange nicht gesehenen liebevollen Blick in den Augen. Ich lächle, ich freue mich wirklich, ehe Lukas und Eva wasserfallartig von ihren Erlebnissen während meiner Abwesenheit berichten. Lukas hat eine neue Spielzeugpistole geschenkt bekommen, Eva eine rosa
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