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Alleinerziehend mit Mann

Alleinerziehend mit Mann

Titel: Alleinerziehend mit Mann
Autoren: Monika Bittl , Silke Neumayer
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Kinder letztlich tragen, ist egal, aber nicht: »Kinder auf dem Weg ins Büro nicht zu Hause vergessen!«
Gestehen Sie ihm kleine Pannen zu. Zum Beispiel hinzufügen bei »Kinder um acht Uhr ins Bett bringen!«: »Wenn es wirklich etwas später wird, macht das auch nichts, sie holen den Schlaf schon nach.«
Machen Sie ihm indirekt Mut, aber ja nicht direkt, das würde er als Bevormundung verstehen. Also nicht schreiben: »Das machst du schon!«, sondern: »Den Rest improvisiere ich irgendwie, ich weiß auch gar nicht genau, wie. Klappt dann schon irgendwie.« Setzen Sie dabei das stilistisch unelegante »irgendwie« so oft wie möglich ein. Es signalisiert ihm, dass Sie nicht perfekt sind und er Sie überbieten kann.
Vermeiden Sie unter allen Umständen eine Anspielung auf Väter, die ohne Zettel-Anweisungen mit den Kindern allein zurechtkommen!
Er
ist doch eigentlich (!) selbständig in allen Belangen und braucht keine weibliche Einmischung. Wichtig: Jeder Mann ist auch als Vater einzigartig und höchst individuell!
     
    Schreiben Sie diesen Zettel am besten gleich digital, so lässt er sich einfach variieren und den jeweiligen Gegebenheiten anpassen. Ihr Mann wird es nicht bemerken, da er stets aufs Neue von den Alltagsanforderungen überrascht sein wird!

[home]
    9. Geschäftsreise
    I n meinem nächsten Leben wähle ich als Ehefrau und Mutter einen Beruf, der mich zu häufigen Geschäftsreisen nötigt.
    Fünf Tage Abwesenheit erreichen mehr als fünf Jahre Bitten, Diskussionen und harte Stellungskämpfe.
     
    »Muss das wirklich sein?«, fragt mein Mann nahezu ängstlich, als ich von der besonderen Ehre erzähle, die mir mein Chef zuteilwerden lässt. Ich soll ihn nach Mailand begleiten, dort treffe ich führende Köpfe unserer Branche und kann einen bedeutenden Karriereschritt nach vorne machen.
    »Ich hab schon zugesagt! Bei diesem Angebot konnte ich nicht lange überlegen, das verstehst du doch!«
    Mein Mann nickt und seufzt heimlich. »Klar, kein Problem!«
    »Ist ja echt gut, dass ich nicht alleinerziehend bin, das wär sonst ein großer organisatorischer Aufwand.« Dabei hab ich vorher überlegt, ob ich nicht meine Mutter bitte, für diese fünf Tage zu kommen. Was ist, wenn mein Mann plötzlich wieder dringende Überstunden hat und Eva womöglich nicht vom Kindergarten abholt? Ich weiß von einem Fall, wo die Erzieherin der Kita einen Jungen mit zu sich nach Hause zum Übernachten genommen hat, weil die Mutter auf Geschäftsreise war und der Vater sein Kind vergessen hatte.
    »Ui, toll!«, rufen die Kinder begeistert, als ich von der baldigen Abwesenheit erzähle. »Allein mit Papa ist es viel schöner!«
    Na denn, was will ich mehr? Die Kinder fühlen sich beim Vater geborgen, auch wenn sie die Zeitspanne von Tagen und Nächten – denn es handelt sich nicht bloß um kurze einstündige Einkäufe! – sicher noch nicht richtig einschätzen können. Diese Karrierechance ist wirklich einmalig, ich werde sie wahrnehmen, und wenn es ausschließlich Süßigkeiten und Fernsehen geben sollte. Ja, selbst zum Preis, dass die Kinder bei einer Erzieherin übernachten würden!
    Mein Mann scheint die Entschlossenheit zu spüren und zickt überhaupt nicht herum so wie damals, als ich mit einer Freundin ins Wellnesswochenende fahren wollte und er just zu diesem Zeitpunkt sein Burnout bei gleichzeitig dringendst anfallenden Überstunden bemerkte.
    »Gut, dass du dich auch mal um dein Fortkommen kümmerst, Schatz! Wir kommen hier schon zurecht! Das krieg ich schon hin, mach dir keine Sorgen!«
     
    Ich freue mich wie ein Kleinkind auf Weihnachten, ohne Familie ein paar Tage in Mailand zu verbringen. Selbst wenn ich zwölf Stunden arbeite (und dabei an meiner Karriere stricke!), bleibt immer noch eine kleine Auszeit in einer italienischen Bar.
    Diese Vorfreude erzeugt jedoch ein mulmiges Gefühl. Was bin ich denn für eine Mutter und Ehefrau, sich dermaßen auf eine Geschäftsreise zu freuen?
    Das schlechte Gewissen lässt mich Leibspeisen meiner Liebsten vorkochen und einfrieren. Es lässt mich Lehrerinnen und Erzieherinnen vorwarnen (»Wenn es etwas chaotisch werden sollte, nächste Woche, entschuldigen Sie bitte, da bin ich auf Geschäftsreise«) und schließlich ellenlange Zettel für jeden einzelnen Tag mit detaillierten Anweisungen schreiben. Brotzeitvorlieben der Kinder sind darauf ebenso vermerkt wie die regelmäßigen Sport- und Flötenstunden, Abholzeiten von Hort und Kindergarten, die Aufforderung, in die
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