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Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters

Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters

Titel: Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters
Autoren: Tillmann Bendikowski
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dass es euch allen gut geht«, erklärt es lächelnd. Und so ist es dann ja auch. Gut – die Segnungen des Glücks sind gelegentlich ein bisschen eigentümlich verteilt, weil die genannten Berufsgruppen schließlich das ganze Geld bekommen, wir Eltern aber in aller Regel die Probleme. Doch das ist nur auf den ersten Blick ungerecht, denn genau diese Probleme – genauer: die Überwindung derselben – ist ja unser Weg ins Glück.
    Leider gibt es immer noch Neider, die uns diese Argumentation nicht abnehmen. Damit komme ich noch einmal auf den vermutlich selbst emotional verwilderten Autor jenes Zeitungsberichtes zurück, der die Existenz des wahren Elternglücks hartnäckig bezweifelt. Die Eltern würden ihr angebliches Glück idealisieren, und je höher die Erziehungskosten seien, desto stärker reagierten die Eltern mit zusätzlicher Idealisierung. Das tun sie augenscheinlich so lange (und aus meiner Wahrnehmung dann auch überzeugend), bis die bisher kinderlosen Paare sich regelrecht anstecken: Sie würden so erst recht angestiftet, selbst Nachwuchs zu zeugen. Ich gebe zu, so hatte ich das bislang nicht gesehen, bin aber froh, dass Männer und Frauen durch solche guten Anstiftungen schließlich zu Eltern werden – und nicht wegen Frau Merkel und Herrn Steinmeier, wie Frau Gaschke uns erzählen wollte. Tatsächlich ist das Glück der Eltern also ansteckend. Wie schön. Kinderlose brauchen nur das Glück zu schauen: »Guck mal, Schatz, die Bredemaiers von nebenan, ist das nicht süß, mit ihren Kleinen? Na, wie wär’s?« Der Rest ist bekannt. So kommt eins zum anderen – ich meine: ein Kind zum anderen. Bis das Glück randvoll ist. Dementsprechend lautet ja auch eine goldene Regel (die mir eine befreundete Mutter erklärte): »Wer mit seinen Kinder glücklich ist, bekommt noch eins.« So lange, bis Ruhe ist mit dem Reden von Glück. Nun ja.
    Aber apropos Glück: Bei ihm heißt es immer gut aufpassen; sobald man es aus den Augen lässt, ist das quirlige Wesen schnell wieder entwischt. Husch, husch, hat es seine Blumenwiese verlassen, sitzt aber – welch Überraschung – plötzlich quiekend vor Freude mit den anderen Kindern im Sandkasten, die sich alle gegenseitig mit Sand bewerfen und dabei laut vor Vergnügen schreien. Verspielt ist dieses Glück nämlich auch, das vergaß ich zu erwähnen. Aber ob nun Glück oder nicht – nach der Sandschlacht gibt es eine Extra-Badewanne für alle. Für alle, hab’ ich gesagt. Also darf auch Freund Glück ruhig in der reinigenden Wanne Platz nehmen, ein ordentliches Bad schadet auch ihm nicht. Und die Ohren werden geputzt. O doch, Freundchen. Aber sicher. Da draußen auf deiner Blumenwiese darfst du rumlaufen, wie du möchtest, aber solange du deine dreckigen Sandkastenfüße in meine Badewanne hältst, werden auch die Ohren geputzt. – Und da lächelt das Glück wieder.

WOFÜR ERWACHSENE SPÄTER EINMAL IN DER HÖLLE SCHMOREN WERDEN
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich theologisch ausreichend bewandert bin, um die Frage nach der Existenz einer Hölle zufriedenstellend zu beantworten. Um es abzukürzen, wollen wir uns an dieser Stelle darauf verständigen, dass es eine solche gibt. Mit Feuerqualen, einem ordentlich feixenden Teufel und allem, was sonst noch dazu gehört. Jetzt stellt sich selbstverständlich die Frage, wer von uns dereinst diesen Ort erblicken wird. Und weshalb? Was prädestiniert einen Erwachsenen von heute dazu, hinsichtlich seines Verhaltens gegenüber Müttern und Kindern dereinst in der Hölle zu schmoren? Ohne große Mühe habe ich gesammelt, welche Vergehen eine solche Strafe verdienen. Es sind teuflisch viele, und so habe ich versucht, meine persönliche Bestenliste aufzustellen …
    Ganz oben stehen die Macher und Anhänger von Kinderfernsehen. Wie sagte mir einmal eine Mutter über ihren Vierjährigen? »Wenn der vor der Glotze sitzt und ich mit dem Essen komme, meinst du, der reagiert? Unglaublich.« Tatsächlich unglaublich, was Fernsehen aus den Menschen macht. Zum Beispiel aus der Telekom Deutschland, die mir unlängst ein aufwendig gemachtes Heftchen über Fernsehunterhaltung ins Haus schickte – »Entertain« heißt es. Darin war ein besonders grausiger Artikel über »Große Unterhaltung für kleine Leute«. Warum, so wird dort gefragt, »bei schlechtem Wetter nicht mal einen gemütlichen Nachmittag vor dem Fernseher mit den Kindern einlegen?« Genau – warum nicht? Vielleicht nur, weil Fernsehen blöd macht? Nein, nein, das haben die
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