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Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters

Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters

Titel: Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters
Autoren: Tillmann Bendikowski
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den Händen durch den Wald laufen. Bei Sarah Palin bin ich … äh … also … da … da müsste man vielleicht den Kontext sehen, um zu verlässlichen Aussagen zu kommen. Schließlich ist es in Alaska oft lange dunkel, und kalt ist es auch, und irgendwie sind das Leben und auch die Menschen irgendwie – sollen wir sagen: natürlicher? Jedenfalls hat die Ex-Gouverneurin einmal in einem Interview als ihre Lieblingswaffe das »Sturmgewehr« bezeichnet (eine republikanische Präsidentschaftskandidatin nannte übrigens auf diese Frage »Die Bibel. Und viel Geld« – vor dieser Kombination in den Händen einer solchen Frau habe ich mindestens so viel Angst wie vor Frau Palin und ihrem Sturmgewehr).
    Aber es soll uns nicht um die Waffe einer Frau gehen, sondern um das Politische an ihr, also an der Frau. Denn die, nämlich Sarah Palin, hat gesagt: »Eine Mutter weiß am besten, was unser Land braucht.« Wer jetzt lacht und denkt: Na ja, die Wahl zwischen Keksen und Kuchen ist so schwer nun auch nicht, der hat den Ernst der Stunde immer noch nicht verstanden. Denn in den USA haben Mütter mit solchen Aussprüchen längst Konjunktur – und machen damit Politik. Die konservative Mittelschicht hat die sogenannten Grizzly Moms hervorgebracht, die ihren Kampfnamen als Ehrenbezeichnung verstehen, weil sie wie die Bärenmütter gegen alles kämpfen, was schlecht oder bedrohlich für ihren Nachwuchs ist. Gegen die in ihren Augen zu laschen Waffengesetze etwa. Klar – auch die Kleinen sollen später ja einmal ballernd durch den Wald laufen können. Diese Mütter halten sich für politisch kompetent, weil sie eine Familie organisieren können. Was ist dagegen die Bekämpfung von Massenarbeitslosigkeit? Das Stopfen eines Haushaltsloches? Ein Angriff auf den Irak? Na? Nichts ist das dagegen, sagen die Grizzly Moms. Ich habe fünf Kinder großgezogen, und aus allen ist was geworden, weil alle fünf heute ein Sturmgewehr bedienen können. Also kann ich auch Präsidentin werden. Noch Fragen?
    Wem jetzt ein wenig bang ums Herz wird, der wird vielleicht verstehen, warum ich Ursula von der Leyen so mag. Die ist nämlich keine Grizzly Mom. Nicht einmal ein richtiger Grizzly ist sie (gut, wenn man ihre Amtsnachfolgerin manchmal im Bundestag sitzen sieht, könnte man meinen, die Bundesarbeitsministerin habe der neuen Bundesfamilienministerin auf dem Weg in den Plenarsaal noch einmal freundlich mit der Tatze ein paar ordentliche Kratzer mitgegeben), sondern einfach eine gute Mutter und gute Politikerin. Weil sie beides gut macht, wurde sie in Deutschland zunächst einmal mächtig angefeindet (ich gebe zu, ich fand Ursula von der Leyen allein schon deshalb irgendwie toll, weil alle an ihr herummäkelten). Gut, am Anfang hat sie sich mächtig mit ihren sieben Kindern ablichten lassen, mit Pony und Lämmchen und ebenfalls erfolgreichem Ehemann – so viel Selbstbewusstsein ist für eine deutsche Mutter denn doch zu viel. Die einen (die sie politisch wieder loswerden wollten) warfen ihr vor, tendenziell eine Rabenmutter zu sein, die anderen (die verärgert waren, weil sie in von der Leyens doppeltem Erfolg ihre eigene Begrenztheit gespiegelt sahen) warfen ihr vor, dass sie das alles nur dank ihres Personals schaffe: »Möchte nicht wissen, wie viele Kindermädchen die beschäftigt« – als sei das in irgendeiner Form strafwürdig.
    Doch wir wollen die Sache von der heiteren Seite sehen. Und dabei muss ich sofort an Frau Gaschke denken, die in der »Zeit« dem bildungsbürgerlichen Publikum erklärt, was an Frauen und Männern und den ausbleibenden Kindern dran ist. Jedenfalls beschrieb Frau Gaschke eines Tages – als es in Deutschland noch eine CDU - SPD -Koalition auf Bundesebene gab – auf der ersten Seite der »Zeit« ein zumindest für mich erstaunliches Phänomen der politischen Kultur in unserem Lande: »Die Familienpolitik der Großen Koalition ist ein Glücksfall für Zehntausende von Paaren, die in den vergangenen drei Jahren endlich aufhören konnten, zu hadern und abzuwägen und zu streiten und endlos zu diskutieren. Die sich entschlossen haben, zu Familien zu werden.« Da gab es also Männer und Frauen in diesem Land, die an Merkel und Steinmeier dachten und dann ganz wild aufeinander wurden, die Treppe hinaufstürzten und anschließend sofort … Na-Sie-wissen-schon. Ist das nicht toll? Da verbinden sich Politik und Leidenschaft doch in einer nie geahnten Form! So gesehen wird gerade beim Thema Mütter (und Kinder) endlich mit
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