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Alle meine Wünsche (German Edition)

Alle meine Wünsche (German Edition)

Titel: Alle meine Wünsche (German Edition)
Autoren: Grégoire Delacourt
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und weil eine Frau braucht, dass man sie braucht.
    Der Schönste der Welt braucht nichts, weil er die ganze Welt hat. Er hat seine Schönheit und die unersättliche Gier aller Frauen, die sich an ihm weiden und ihn am Ende verschlingen und, die Knochen sorgfältig ausgesaugt, glänzend und weiß, im Abgrund seiner Eitelkeit tot zurücklassen werden.
    Später habe ich Françoise angerufen. Sie wird ein kleines Schild an die Tür des Kurzwarenladens kleben. Wegen Grippe zwei Tage geschlossen. Dann habe ich die Information in mein Blog gestellt.
    In der nächsten Stunde bekam ich hundert Mails.
    Man bot mir an, sich um den Laden zu kümmern, bis mein Mann wieder gesund wäre. Man fragte mich nach Jos Größe, um ihm Pullover, Handschuhe, Mützen zu stricken. Man fragte mich, ob ich Hilfe, ob ich Decken bräuchte; eine Hilfe zu Hause, für die Küche, den Haushalt, eine Freundin zum Reden, um diesen schweren Moment zu überstehen. Es war unglaublich. Zehngoldfinger hatte Schleusen vergrabener, vergessener Freundlichkeit geöffnet. Meine Geschichten von Kordeln, Tunnelsäumen und Paspeln hatten offenbar eine sehr feste Bindung, eine unsichtbare Gemeinschaft von Frauen geschaffen, die das Vergnügen an der Handarbeit wiederentdeckt und dabei die Einsamkeit ihrer Tage durch die Freude ersetzt hatten, plötzlich eine Familie zu sein.
    Jemand klingelte.
    Es war eine Frau aus dem Viertel, ein reizendes verhutzeltes Weiblein wie die Schauspielerin Madeleine Renaud. Sie brachte mir Tagliatelle. Ich hüstelte. So viel unerwartete Fürsorge erstickte mich. Ich war es nicht gewohnt, dass man mir etwas gab, ohne dass ich darum gebeten hatte. Ich konnte nicht sprechen. Sie lächelte, so sanft: Sie sind mit Spinat und Frischkäse. Stärke und Eisen. Sie brauchen viel Kraft, Jo.
    Ich stammelte einen Dank, und meine Tränen schossen hervor. Nicht zu stillen.

    I ch habe meinen Vater besucht.
    Nachdem er mich gefragt hatte, wer ich sei, erkundigte er sich nach Maman. Ich sagte ihm, sie sei einkaufen, sie werde etwas später vorbeikommen.
    Ich hoffe, sie bringt meine Zeitung mit, sagte er, und Rasierschaum, er ist alle.
    Ich habe ihm vom Kurzwarenladen erzählt. Und er hat mich zum hundertsten Mal gefragt, ob der Laden mir gehört. Er konnte es nicht fassen. Er war stolz: Kurzwarenhandlung Jo, vormals Maison Pillard , dein Name auf einem Ladenschild, Jo, stell dir vor! Ich freue mich für dich.
    Dann hob er den Kopf, sah mich an: Wer sind Sie?
    Wer sind Sie? Sechs Minuten waren vergangen.
    Jo ging es besser. Das Oseltamivir, die Ruhe, die Tagliatelle mit Spinat und Frischkäse und meine sanften Kinderlieder besiegten die mörderische Grippe. Er blieb ein paar Tage zu Hause, werkelte ein bisschen rum, und als er sich eines Abends ein Tourtel aufmachte und den Fernseher einschaltete, wusste ich, dass er wieder gesund war. Das Leben ging wieder seinen Gang, ruhig, gehorsam.
    In den folgenden Tagen war der Laden immer voll, und Zehngoldfinger hatte mehr als fünftausend Besucher am Tag. Zum ersten Mal seit zwanzig Jahren gingen mir die Kaseinknöpfe, Steinnussknöpfe und Kunsthornknöpfe, die Klöppelspitze und die Gipürespitze, die Stickvorlagen, die Fibeln und die Troddeln aus. Eher die Troddel , denn ich hatte seit einem Jahr keine mehr verkauft. Ich kam mir vor wie in einem Kitschfilm von Frank Capra, und ich kann Ihnen sagen, der Kitsch tut manchmal verdammt gut.
    Als sich die Aufregung legte, machten Danièle, Françoise und ich Pakete mit den Decken, den Pullovern und den bestickten Kissenbezügen, die man Jo geschenkt hatte, und Danièle kümmerte sich darum, sie zu einem Wohltätigkeitsverein der Diözese von Arras zu bringen.
    Aber das wichtigste Ereignis in dieser Zeit, das, was die Zwillinge seit zwei Tagen hysterisch machte, war, dass das Siegerlos der Euro Millions in Arras abgegeben worden war.
    Arras, verdammt, in unserem Loch, das hätten wir sein können!, schrien sie, achtzehn Millionen Euro, na gut, das ist nicht viel im Vergleich zu den fünfundsiebzig Millionen von Franconville, aber immerhin, achtzehn Millionen! O Gott, das haut mich um!
    Aber noch mehr aus dem Häuschen, fast an den Rand des Herzinfarkts brachte sie, dass sich der Gewinner immer noch nicht gemeldet hatte.
    Und dass nur noch vier Tage blieben, dann war die Summe verloren und würde zurück ins Spiel gehen.

    I ch weiß nicht wie, aber ich wusste es.
    Ich wusste, noch bevor ich mir die Zahlen ansah, dass ich es war.
    Die Chance lag bei eins zu
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