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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman
Autoren: Martha Grimes
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fragte: Wie viel hat Chris diesem Jury erzählt? Würde sie besser damit fahren, ihre Bekanntschaft mit ihr abzustreiten? Oder ihr die Schuld zuzuschieben?
    Ihre Beine waren gerade ausgestreckt, die Zehen zeigten nach innen. Er wünschte, es wäre nicht Rosie. Er versuchte, sich ein Szenario vorzustellen, in dem sie nicht vorkam.
    »Chris Cummins«, sagte sie, ihr die Schuld zuschiebend. »Die ist clever. Ich nicht. Sie wollte ihren Mann von dieser Frau fernhalten.«
    »Wie hat Chris von ihr erfahren?«
    Rose zündete sich eine Zigarette an. »Keine Ahnung«, meinte sie achselzuckend. »Sie sagte, die hätten was miteinander – er und diese Kate Banks – und zwar schon lange. Die beiden würden sich noch von früher kennen. Sie hat mir ihren Plan verraten.«
    »Wie sind Sie ihr eigentlich begegnet?«
    »Zufällig. Vor ein paar Wochen war ich in Amersham, wollte in der White Hart Bar kurz was trinken. Sie saß allein an einem Tisch und las Zeitung, eine Klatschzeitung. Ich hab mich einfach dazugesetzt, die Zeitung lag über den ganzen Tisch ausgebreitet, so ein Revolverblatt, mit den deftigen Mordgeschichten. Ich hab gar nicht drauf geachtet, nicht auf die Zeitung, nicht auf sie oder sonst irgendwas, ich war fix und fertig wegen Stacy. Die hatte mir grade von diesem Typen erzählt und dass sie mich verlassen wollte. Ich konnte es einfach nicht glauben. Hat sogar von Heirat geredet. Mit einem Mann. Als hätten wir einander überhaupt nichts bedeutet. Da hab ich meine Schlüssel genommen und bin raus zum Auto und losgefahren. Erst in London herum, dann raus aus der Stadt.«

    »Das war aber nicht ganz unriskant, oder? Was, wenn sich jemand aus dem Pub an Sie und an Chris Cummins erinnert hätte? Die Frau war schließlich im Rollstuhl. Das fällt auf.«
    »Auf Krücken. Sie kam ganz gut zurecht auf Krücken. In Chesham hat sie die aber nicht benutzt, sagte sie. Die Leute sollten es nicht wissen.«
    »Wie ist sie nach Amersham gelangt?«
    »Ein Typ, den sie kannte, der den Mund halten konnte. Für sie war es wie ein Spiel. Um zu sehen, was sie sich alles leisten konnte. Sogar Mord.«
    »Trotzdem wäre sie mit Krücken doch aufgefallen, Sie alle beide.«
    Sie waren aber nicht aufgefallen, weil niemand beim White Hart in Amersham nachgefragt hatte, ob dort jemand vielleicht etwas gesehen hatte …
    Rose sagte: »Wir dachten, wir lassen es drauf ankommen. Sie wissen ja nicht, wie das ist, wenn man so … wenn man lieber will, dass jemand tot ist als mit jemand anderem zusammen.«
    »Nein, das weiß ich wohl nicht. Woher wussten Sie, dass Kate Banks dort sein würde, an jenem Abend?«
    »Ich bin ihr eben gefolgt. Chris wusste bloß, dass Kate früher mal in Crouch End gewohnt hat, also hab ich bei King’s Road angerufen und behauptet, ich sei von einem Botendienst und hätte die falsche Adresse in Crouch End bekommen. Ich hab einfach irgendeine Straße ausgesucht, damit es glaubhafter klingt, und die blöde Kuh hat mir die richtige Adresse gegeben. Hätte sie nicht machen sollen.« Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie sich wünschte, er würde ihren raffinierten Plan kommentieren.
    Und er tat es. »Hätte ich selbst nicht besser machen können, Rosie.« Er wartete einen Augenblick, damit sie sich in ihrer Selbstzufriedenheit suhlen konnte, dann fragte er: »Und was hatte Deidre Small mit dem Ganzen zu tun?«
    Rose kaute an dem Häutchen an ihrem Daumennagel herum. »Eigentlich gar nichts, bloß dass sie Bescheid wusste.«

    Jury bemühte sich, seinen Schreck zu verbergen. Sie hatte es lässig dahingesagt, als wäre es kaum der Rede wert. »Wie? Woher wusste Deidre davon?«
    »Ich hab’s ihr gesagt.« Sie hörte auf, an ihrem Daumen herumzukauen. »Es war wegen ihrer Waffe. Ich wusste nicht, wie ich an so ein Ding rankommen sollte, da fiel mir ein, dass Deidre mal erzählt hatte, sie hätte sich bei einem Pfandleiher eine besorgt. In Nordlondon, glaub ich. Die hatte sie zum Selbstschutz immer bei sich, obwohl es verboten war. Deidre« – Rose griff nach ihrem Drink – »war eine Freundin von mir.«
    Eine Freundin von mir . Und was hatte die Freundschaft ihr eingebracht?
    »Und sie wollte wissen, wozu Sie die Waffe brauchten …«
    »Ich sagte, um jemand zu erledigen. Das war dumm, ich hätte mir irgendwas ausdenken sollen. Chris war ziemlich sauer. Sie sagte mir auch, was ich tun sollte. Deidre hatte mir nämlich von ihrem Date mit diesem Gruseltypen erzählt, wenigstens glaub ich, dass er gruslig war, mit dem sei
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