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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit
Autoren: Dawn Cook
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Einschränkungen auferlegen. Regeln waren seine Lösung für jedes Problem. »Es ist Frühling«, stieß sie unvermittelt hervor. »Ich will ins Tiefland.«
    »Hast du die Gedankensignatur deiner Mutter denn schon gefunden?«
    »Nei-i-in«, stöhnte sie. »Aber –«
    »Dann kennst du meine Antwort.«
    Alissa runzelte die Stirn. Mit leisen, flatternden Flügelschlägen zog Kralle sich ins Gebälk zurück. Strell und Lodesh wechselten einen unbehaglichen Blick, doch Alissas Ansatz zu bitterlichen Beschwerden wurde von Connen-Neute unterbrochen, der vom Garten hereinkam. In seiner menschlichen Gestalt war er groß und dunkelhaarig, ernst und gelehrt. Sein langes Gesicht verzerrte sich zu einer um Verzeihung heischenden Grimasse, als er Nutzlos einen verlegenen Blick zuwarf. Connen-Neute wich Alissas Blick aus, und sie stellte befriedigt fest, dass er unter seinen schwarz-grauen Meistergewändern schwitzte.
    Talo-Toecan seufzte und schob mit dem Fuß einen Stuhl vom Tisch zurück, direkt gegenüber von seinem Platz. »Komm hierher, Alissa. Ich möchte kurz mit dir sprechen. Allein, wenn es euch nichts ausmacht, meine Herren?«
    Alissa sog beklommen und trotzig zugleich den Atem ein, während Lodesh die Pfanne vom Feuer zog. »Nicht schon wieder«, brummte er säuerlich und wich ihrem Blick aus, als er zum offenen Durchgang ging, um die Küche zu verlassen.
    Strell strich als weicher brauner Schemen an ihr vorbei. »Ich warte an der Feuerstelle, Alissa«, flüsterte er, wandte sich in die entgegengesetzte Richtung und ging wieder hinaus in den Garten.
    Connen-Neute erhob sich mit einer lockeren Bewegung, doch Nutzlos räusperte sich. »Connen-Neute? Bleib«, sagte er, und der junge Meister erbleichte.
    Aus dem Speisesaal war Lodeshs Stimme zu hören: »Warum habt Ihr dann nicht einfach gesagt, alle Menschen sollten gehen?«
    Alissa rührte sich nicht und nahm auch nicht auf dem Stuhl Platz, den Nutzlos ihr hingeschoben hatte. Sie verabscheute seine Regeln, und es gefiel ihr nicht, dass er ständig versuchte, sie und Connen-Neute zusammenzubringen.
    Connen-Neute drückte sich vor einem der unbenutzten Kamine herum; seine hagere Gestalt wirkte gebeugt und nervös. Er wechselte einen müden Blick mit Alissa, der ihr sagte, dass auch Connen-Neute vermutete, ihnen stehe einer von Nutzlos’ Verkuppelungsversuchen bevor.
    Alissa räusperte sich. »Nein«, sagte sie laut und deutlich. »Ich werde weder Beeren mit Connen-Neute pflücken noch einen Gartenteich mit ihm ausheben oder arme, wehrlose Schafe jagen. Ich werde nicht einmal mit ihm hinunter in den Zwinger gehen und die Texte von den Säulen auf Papier abschreiben. Ich will ins Tiefland reisen und meine Mutter suchen. Ihr habt versprochen, mich gehen zu lassen, sobald die Pässe offen sind.«
    Connen-Neutes Augen weiteten sich, doch Nutzlos atmete nur besonders tief und langsam durch. »Nein«, sagte er. »Ich sagte, du könntest gehen, sobald du ihren Aufenthaltsort ausfindig gemacht hast.«
    »Aber über die Erdkrümmung hinweg kann man keine geistige Suche durchführen!«, protestierte sie. »Das wusste ich nicht, als ich mich mit dieser Bedingung einverstanden erklärt habe. Sie ist zu weit weg! Lasst mich zumindest nah genug herankommen, dass ich eine Chance habe, sie zu finden.«
    Nutzlos erhob sich. Langsam und geschmeidig wie ein Raubtier ließ er sich auf dem Stuhl ihr gegenüber nieder. Die zornige Bestimmtheit in seinen goldenen Augen stachelte ihre Wut noch mehr an. »Es ist Zeit, dass du dir deine albernen Träume aus dem Kopf schlägst und akzeptierst, dass du nicht immer deinem Herzen folgen kannst«, sagte er, und seine wenigen Falten schienen sich tiefer in sein Gesicht zu graben. »Es geht hier um wichtigere Dinge.«
    Alissas frustrierte Gefühle kochten über. »Glaubt Ihr denn, ich wüsste nicht, dass Strell sterben wird, bevor ich die ersten Falten bekomme?«, fragte sie, gerade noch geistesgegenwärtig genug, ihren Tonfall höflich leise zu halten. »Glaubt Ihr, ich wüsste nicht, dass ich mit keinem von beiden jemals Raku-Kinder bekommen könnte? Ich finde das schrecklich. Aber vielleicht soll ich ja die Letzte sein. Habt Ihr daran schon einmal gedacht? Vielleicht wäre es besser so.«
    »Alissa …«, sagte er in schmeichelndem Ton. Sein Blick huschte entschuldigend zu Connen-Neute hinüber. »Was, bei der Asche meines Vaters, hast du gegen Connen-Neute?«
    »Nichts«, gab sie zu. »Aber ich liebe ihn nicht.« Das auszusprechen, fiel ihr leicht,
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