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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit
Autoren: Dawn Cook
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offen sind, will ich nach meiner Mutter suchen.«
    »Du willst weit fort«, sagte Bestie unvermittelt. »Ich fliege gern. Der Himmel ist klar. Also los.«
    Nervös verlagerte Alissa die Eier. Sie hatte nicht gewusst, dass ihr sehr reales – und manchmal ausgesprochen lästiges – zweites Bewusstsein genauso empfand. »Ich kann nicht«, entgegnete Alissa. »Nach dem Fiasko letzten Sommer im Tiefland hat Nutzlos gesagt, ich müsse zuerst ihre geistige Signatur finden. Meine Reichweite ist aber noch nicht so groß.«
    »Das ist ein Vorwand«, erklärte Bestie knapp. »Ich glaube, nicht einmal er könnte einen Menschen unter Tausenden herausfinden. Nicht aus einer solchen Entfernung, einen halben Kontinent weit weg.«
    Alissa nickte mit ihrem gewaltigen Kopf, und Bestie glich die leichte Gewichtsverlagerung mühelos aus. »Trotzdem kann ich nicht einfach davonfliegen.« Alissas Stimmung wurde weicher, zufriedener. »Strell und Lodesh könnten nicht mithalten.«
    »Oh.« Besties Gedanken übermittelten einen Hauch Abscheu und Verwirrung. »Jetzt verstehe ich die Liebe. Sie hält dich am Boden, obwohl du fliegen möchtest.«
    »Nein, Bestie«, beharrte Alissa. »Du verstehst überhaupt nichts. « Sie seufzte und hörte die ausgestoßene Luft mit einem primitiven, kehligen Knurren aus ihrem Rachen strömen. Obwohl sie so viele Nächte lang versucht hatte, es ihr zu erklären, war Bestie anscheinend einfach nicht in der Lage zu verstehen, was Alissa für Strell und Lodesh empfand. Natürlich konnte sie Nutzlos auch nicht um Hilfe bitten. Nur zwei Menschen wussten, dass Alissa das älteste Gesetz der Feste gebrochen und das bestialische, zweite Bewusstsein behalten hatte, das zutage tritt, wenn ein Meister lernt, seine Gestalt zu verwandeln. Wenn Nutzlos je dahinterkam, würde er die Sache erbarmungslos in Ordnung bringen und Bestie zerstören. Alissa würde auch ihren Teil abbekommen – und ihr Alter Ego für immer verlieren.
    Eine plötzliche Anspannung in ihrem schlangengleichen Nacken, dort, wo er in ihre Schultern überging, schreckte sie aus ihren Gedanken. Irgendetwas stimmte nicht.
    »Wir werden verfolgt«, sagte Bestie unbesorgt. »Connen-Neute hängt an uns dran, seit wir vom Boden aufgestiegen sind. Du hast ihn eben erst bemerkt?«
    Verärgert bog Alissa den langen Hals und sah eine goldene Gestalt, so riesig wie ihre eigene, ein Tal hinter sich. Connen-Neute wusste von Bestie, akzeptierte Bestie und gab offen zu, dass er sich ein wenig vor Bestie fürchtete. Doch als junger Meister und Mitstudent war Connen-Neute der Einzige, den sie als ihresgleichen betrachten konnte. Als Alissa ihn entdeckte, spornte sie Bestie an, schneller zu fliegen. Sie hatte nichts dagegen, den Himmel mit Connen-Neute zu teilen, doch seine missmutigen Bewegungen verrieten ihr deutlich, dass Nutzlos ihm aufgetragen hatte, ihr zu folgen.
    »Bein und Asche«, brummte sie in Gedanken. »Traut Nutzlos mir denn gar nicht?« Dann wich ihr Ärger einer kribbelnden Vorfreude. »Bestie«, fragte sie, »können wir ihn abschütteln?«
    Bestie schnaubte verächtlich. »Steigen Aufwinde nach oben?« Dennoch wartete sie ab. Bestie bewegte sich nur nach ihrem Instinkt; Entscheidungen überließ sie Alissa.
    Ihre Flügelspitzen zitterten erwartungsvoll. Alissa richtete ihre Gedanken so aus, dass Connen-Neute, ein Tal hinter ihnen, sie hören konnte. »Fang mich doch«, sagte sie laut im Geiste, aber mit einem freudigen Unterton, damit er wusste, dass sie nicht zornig war. » Wenn du kannst.«
    Alissa schnappte nach Luft, als Bestie mit erschreckender Gier die Kontrolle übernahm und sie in einen steilen Senkflug neigte. Ein köstlicher, leicht erschrockener Schauer überlief sie, erwidert von der leisen Erregung, die sie von Connen-Neute empfing. Binnen dreier Atemzüge rasten sie über ein Tal hinweg, für das Alissa einst zu Fuß drei Tage gebraucht hatte. Als sie über einen See zischten, blickte sie zurück und sah Connen-Neute ihnen nachhetzen. Ein leises Vibrieren in ihrem Geist sagte Alissa, dass Bestie diese Jagd viel zu sehr genoss. Alissas wilde Seite neigte sie steil nach oben, als wolle sie aufsteigen, und als Connen-Neute es ihr gleichtat, schoss Bestie seitlich in einen Wald aus alten Buchen und Ulmen.
    »Bestie, nicht!«, schrie Alissa auf, als sie sich daran erinnerte, wie sie sich zu ihrer Schande den Flügel zerrissen hatte. Doch Bestie fand eine Öffnung und tauchte unter die Wipfel ab. Eine uralte Buche ragte vor ihnen auf. Alissa
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