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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit
Autoren: Dawn Cook
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Jahrhunderten«, entgegnete Strell. »Der Kapitän scheint Rakus völlig akzeptiert zu haben. Ich glaube nicht, dass die Leute so große Angst vor Meistern haben, wie Talo-Toecan denkt.«
    Alissa blickte über das Deck zu Kapitän Sholan hinüber. Der erzwungene Umgang mit Rakus hatte dem Mann seine Angst genommen. Es wäre schön, Rakus und Menschen eines Tages Seite an Seite arbeiten zu sehen, doch die Angst auf dem Gesicht des Kapitäns, als Connen-Neute sich zum ersten Mal vor seinen Augen verwandelt hatte, machte ihr keine große Hoffnung.
    »Hayden! Stagsegel einholen!«, brüllte Kapitän Sholan plötzlich, als sie in Rufweite des Docks gerieten. »Neute!«, rief er, und der junge Meister sprang auf. »Nehmt das Tau am Bug. Werft es dem größten Mann auf dem Dock zu. Nein, wartet, bis wir da sind! Talo-Toecan, würdet Ihr bitte das Tau am Heck übernehmen. Schlingt es um einen Pfahl, sobald Ihr einen erreichen könnt. Lodesh, haltet uns vom Dock weg. Mit einem Ruder, nicht mit dem Arm, Mann! Wollt ihn Euch wohl brechen? Hayden! Hilf dem Pfeifer. Der hat keine Kraft in diesen mageren Armen. Kann mit Mühe einen Becher heben, der Junge. Alissa!«, brüllte er, und sie fuhr zusammen.
    »Schafft Euren Hintern zu Silla aufs Steuerdeck, ehe Ihr erschlagen werdet. Die Kleine ist die Einzige von euch, die Verstand hat. Hier!«, rief er, als Alissa gehorsam auf das abgesenkte Deck hinabhüpfte. »Nehmt dieses Seil, und refft das Großsegel, wenn ich es Euch sage.«
    Alissa nahm brav das Seil in die gesunde Hand und überlegte, dass es vielleicht doch keine so gute Idee war, Hand in Hand mit Menschen zu arbeiten. Auf Kapitän Sholans Anweisung hin wickelte sie das Seil auf und ließ es durch ihre Finger gleiten. Sie waren noch ein gutes Stück vom Dock entfernt, als das Großsegel rauschend herabfiel und als weiße Pfütze auf dem Deck landete.
    Begleitet von den Schatten flackernder Öllampen und aufgeregtem Geflüster trieben sie auf das Dock zu. Das knifflige Manöver verschlug Alissa vor Spannung den Atem.
    »Nein! Zweimal darum schlingen, windzerfetzter Narr!«, brüllte Kapitän Sholan. »Der Pfahl soll das Schiff anhalten, nicht Euer Rücken. Den würdet Ihr Euch brechen, und was nützt Ihr mir dann noch? Bein und Asche, man könnte meinen, Ihr hättet noch nie mit einem Schiff angelegt!«
    Taue flogen über die Reling, und sie kamen knirschend und knarrend zum Liegen. Alissa sog den Atem ein, als sie spürte, wie das Schiff endgültig aufhörte, sich zu bewegen. Gedankenlos blickte sie zum Mast auf und hielt Ausschau nach Kralle, und ihre Schultern sanken herab, als ihr wieder einfiel, dass sie Kralles tadelndes Gezeter nie wieder hören würde, außer in ihrer Erinnerung.
    Der Name des Schiffs verbreitete sich über laute Rufe am ganzen Dock. Offenbar hatte ihre Ankunft für einiges Aufsehen gesorgt. Alissa war froh, dass die Dunkelheit ihre Augen verbarg. Silla stand neben ihr und starrte mit offenem Mund auf das Dock. »Sieh nur die vielen Menschen!«, rief die junge Frau leise. »Siehst du? Ein paar sind sogar Kinder!«
    »Achte auf deine Hände«, erwiderte Alissa flüsternd. »Versteck sie in den Ärmeln. Und setz einen Hut auf, um deine Augen zu verbergen, wenn du von Bord gehst. Sonst löst du eine Panik aus.«
    Silla nickte abwesend. Ihre Lippen bewegten sich, als sie die Lichter auf dem Dock zählte, und ihr Staunen wuchs. An ihrem Fuß klimperten mehrere Glöckchen, die Alissa ihr geborgt hatte: zwei von Nutzlos und das von Connen-Neute. Das war Alissas Idee gewesen. Allerdings hatte Connen-Neute versprochen, Silla ihr eigenes Glöckchen zu kaufen, sobald sie an Land gingen, wenn sie das wollte.
    Alissa runzelte die Stirn, als auf dem Dock noch mehr Unruhe entstand. Sie umgab vor allem den Mann, dem Connen-Neute sein Tau zugeworfen hatte, und sie fragte sich, ob der Dockmann Connen-Neutes Finger bemerkt hatte oder die Tatsache, dass der Mann als Blinder aufgebrochen und offenkundig geheilt zurückgekehrt war.
    »Ho, Sholan!«, rief eine kraftvolle Stimme fröhlich vom Dock herauf.
    »Mein Schwager«, brummte der Kapitän und sagte dann laut zu Hayden: »Schieb die Planke rüber.«
    Die Planke glitt aufs Dock, und der Mann kam eilig an Bord. Kapitän Sholan seufzte so tief, dass sich sein ganzer Körper hob und senkte, und ging ihm dann entgegen. Connen-Neute und Nutzlos verschwanden unter Deck. Der ältere Meister bedeutete Silla, ihnen zu folgen, und sie gehorchte widerstrebend. Alissa weigerte
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