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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit
Autoren: Dawn Cook
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versuchte, seine Beine zu bewegen. Der Tiefländer sah etwa so stark aus wie ein verhungerndes Kätzchen. »Du hast mir deinen Fluch aufgeladen«, flüsterte Strell mit gequältem Blick. »Diese Schuld.« Er sah verzweifelt aus. »Das ist nicht meine. Nimm sie zurück!«
    Lodesh biss die Zähne zusammen. »Nein. Ich habe sie dir um Alissas willen gegeben, und du wirst sie tragen.« Er zwang sich, Strell anzusehen. »Weil auch ich sie liebe«, fügte er mit erstickter Stimme hinzu.
    Strell blinzelte mehrmals. »Alissa?«, hauchte er.
    Lodesh wandte sich ab, denn er konnte den hoffnungsvollen Ausdruck nicht ertragen, der sich plötzlich über Strells Gesicht breitete. Die kommenden Wochen, gefangen auf diesem Schiff, würden die Hölle sein. »Sie braucht dich mehr, als ich sie brauche«, flüsterte Lodesh den Wellen zu. Er schluckte schwer, und seine Brust schmerzte. »Geh weg.«
    Er hörte, wie Strell sich hochrappelte, und fuhr herum. »Warte«, sagte er und krümmte sich dann überrascht, als heftiger Husten ihn schüttelte. Entgeistert erkannte er das Geräusch. Es war dreihundert Jahre her, aber so etwas vergaß man nicht so leicht.
    Er schluckte, und von dem metallischen Geschmack wurde ihm übel. So bald?, dachte er. Der Navigator steh mir bei.
    Innerlich zitternd sah er Strell ins Gesicht. »Sag es ihr nicht«, bat er und hoffte inständig, dass der Mann seiner Bitte nachkommen würde. »Warte, bis wir die Küste erreicht haben. Die nächsten Wochen …« Er stützte sich an der Reling ab, als eine Welle unter dem Schiff hindurchlief. »Ich könnte ihr Mitleid nicht ertragen«, flüsterte er.
    Der große, aschfahle Tiefländer nickte. Wortlos ging er davon. Lodesh war nicht überrascht, ihn leicht über das sanft geneigte Deck laufen zu sehen – zum ersten Mal hielt Strell sich dabei nicht an der Reling fest. Lodesh fühlte sich leer und erschöpft und wandte sich wieder dem Nebel zu. Die Luft strömte in seine Lunge und wieder hinaus. Er lauschte nach dem Rasseln von Blut darin. Und wartete.

 
    – 42 –
     

    E s war schwierig, richtige Flitterwochen zu haben, wenn man von seinen Freunden umgeben war, dachte Alissa in fröhlicher Resignation und beugte sich über die Reling der Albatros, um in die vorüberströmende Gischt zu blicken. Es war sogar noch schwieriger, wenn man mit seinem Vater zusammengepfercht war, denn so betrachtete Alissa inzwischen Nutzlos. Sie blickte mit zusammengekniffenen Augen durch die Dunkelheit zu den Lichtern am Dock. Der Mond war hinter dichten Wolken verborgen, weshalb sie in den Hafen einsegeln konnten, ohne dass die Meister ihre Augen und Hände verbergen mussten. Die gespeicherte Hitze des Tages stieg wie ein violetter Nebel vom Wasser auf, den sie nun sehen konnte, ob sie Schwingen hatte oder nicht. Sie konnte jetzt auch fliegen und hatte Nutzlos einen schlimmen Schrecken eingejagt, als sie zum ersten Mal den Mast hinaufgeklettert und heruntergesprungen war, um sich mitten in der Luft zu verwandeln.
    Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, als Strell eine Hand auf ihre Schulter legte. »Bist du bereit, nach Hause zu gehen?«, flüsterte Strell und strich ihr mit den Fingern über den Nacken.
    Sie erschauerte und lehnte sich an ihn. »Ja«, sagte sie. Es war nicht so, als hätte sie die Schiffsreise nicht genossen – ganz im Gegenteil –, aber das Schiff war frustrierend klein, und sie hatte die zotigen Scherze auf ihre Kosten allmählich satt. Wenn sie früh aufstand, wurde Aufhebens darum gemacht. Wenn sie spät aufstand, ebenso. Sie konnte es kaum erwarten, ihre Sachen in Strells Gemächer im Turm zu räumen und sich in einen neuen Rhythmus von Lehrstunden und Arbeitsdiensten zu finden.
    Lichter erblühten am Dock, als Hayden etwas über das nächtlich stille Wasser rief. Es war ungewöhnlich, dass ein großes Schiff bis ans Dock segelte, statt weiter draußen zu ankern oder sich zum Landungssteg schleppen zu lassen, vor allem bei Nacht. Die Dockleute bewegten widerwillig ihre Boote, um ihnen Platz zu schaffen. Dass Kapitän Sholan es wagte, bis zum Dock zu segeln, bewies, dass er ein hervorragender Seemann war, der außerdem gerne angab.
    Der Kapitän stand selbst am Steuer und blickte abwechselnd auf die Flagge am Mast und das näher kommende Dock. Alissa spürte die Spannung und genoss sie. »Es wäre einfacher, wenn einer von uns sich verwandeln und das Schiff einfach ans Ufer schieben würde«, bemerkte sie.
    »Vielleicht kannst du das in ein paar
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