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Alien Tango

Alien Tango

Titel: Alien Tango
Autoren: Gini Koch
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erleben, wie internationale Politik angesichts höchster Gefahr an Bedeutung
verliert, hatte schon seit Monaten keinen Reiz mehr für mich. Inzwischen hatte
ich herausgefunden, dass ich in solchen Situationen lieber den Bildwandlern
zuschaute.
    Während Martini Panzer und Geschütze ins Feld führte, schlich ich
mich in Christophers Hälfte des Allerheiligsten. Die Seite der Bildwandler war
ähnlich aufgebaut wie die für die Koordinierung der Feldeinsätze – viele
Bildschirme, Computer und so weiter. Außerdem stand hier noch eine ganze Reihe
von Monitoren, und vor jedem stand ein A.C. mit der
Hand auf dem Schirm. Die Gesichter der Bildwandler zeigten unterschiedliche
Stadien der Konzentration.
    Empathen konnten die Gefühle anderer Leute wahrnehmen, sie jedoch
nicht verändern. Meistens waren sie die Ersten, die Störfälle mit Überwesen
lokalisierten, da die Parasiten von Wut angezogen wurden und die Gehirne und
Gefühle der menschlichen Wirte bei einer Manifestation völlig verrücktspielten.
    Als der stärkste Empath auf Erden konnte Martini fühlen, was die
anderen Empathen empfanden, als bestünde zwischen ihm und den Einsatzteams eine
Kurzwellenübertragung. Mithilfe von Training und Drogen konnte er seine Kräfte
ein- und ausschalten, wie offensichtlich alle Empathen. Das bedeutete, dass er
gerade nicht nur alle durch die Gegend kommandierte, sondern gleichzeitig auch
registrierte, wer gerade in größter emotionaler Bedrängnis war.
    Es war extrem beeindruckend und einer der Hauptgründe dafür, dass er
beinahe sämtliche A.C. -Einsätze leitete, die nicht
religiös motiviert waren – allerdings würde ich es nie nachvollziehen oder
selbst erleben können.
    Bildwandler dagegen konnten nur dann etwas fühlen, wenn sie das Bild
einer Person berührten, egal, um welches Bild es sich handelte. Eine einzige
Berührung genügte, und sie wussten alles über die betreffende Person.
Christopher hatte mir erklärt, dass Fotos und Ähnliches nicht nur eine Kopie
der äußerlichen Erscheinung eines Individuums waren, sondern auch ein Abbild
seiner Seele und seines Verstands.
    Außerdem konnten Bildwandler eine Abbildung auch manipulieren, und
genau das taten sie hier: Sie änderten ab, was die Kameras in Paraguay
aufzeichneten, und machten daraus etwas weit weniger Furchteinflößendes als den
Angriff des intergalaktischen Schmutzigen Dutzends.
    Die Bildschirme an der Wand zeigten, was wirklich geschah, während
auf den Monitoren zu sehen war, was die A.C. s aus
den zahlreichen Aufzeichnungen machten. Christopher hatte versucht, es mir zu
erklären, und ich hatte mich dabei besser angestellt als bei dem ganzen
Militärblabla, das Martini mir hatte beibringen wollen. Natürlich war mir nicht
klar, wie das alles im Einzelnen funktionierte, doch das Wesentliche war, dass
sie umso mehr Bildwandler benötigten, je mehr Kameras, Handys und Satelliten
einen Zwischenfall mit einem Überwesen aufzeichneten.
    Der Anzahl der Personen im Raum nach zu urteilen, gab es in diesem
Teil Paraguays eine Menge mehr Kameras, als ich je für möglich gehalten hätte.
Das Gebiet, das ich auf dem großen Bildschirm sah, schien mir jedenfalls nicht
besonders dicht besiedelt zu sein.
    Christopher stand vor dem größten Monitor und wandelte das
Bildmaterial um, während er gleichzeitig Befehle bellte. Im Gegensatz zu
Martini bellte er sie jedoch mit menschlicher Geschwindigkeit. Und anders als
auf Martinis Seite konnte ich hier sehen, wie die Befehle umgesetzt wurden.
    »Ich will, dass auf allen Handyaufnahmen nur verschwommene Gestalten
zu erkennen sind«, blaffte Christopher. »Die Videoaufnahmen sollen
paraguayanische Ureinwohner bei einem Volkstanz oder etwas in der Art zeigen.
Nehmt dafür Archivaufnahmen.«
    Die Bildwandler, die sich um die Handyaufnahmen kümmerten, hatten es
leicht, soweit ich das beurteilen konnte. Die Aufnahmen auf ihren Monitoren verschwammen,
bis es aussah, als filme jemand mit schlimmen Zuckungen die Innereien eines
euphorischen Eichhörnchens.
    Ich fand es spannend, dass der Begriff »Archivaufnahmen« anscheinend
in der ganzen Galaxis verwendet wurde, oder jedenfalls von den hier auf der
Erde anwesenden Vertretern. Es gab eine beträchtliche Auswahl. Einiges erkannte
ich aus einer National-Geographic-Sendung wieder, andere Aufnahmen waren mir
völlig fremd. Doch alle Bildschirme zeigten Menschen, denen man ansah, dass sie
ihre Volkstänze nur für die Kameras aufführten. Es war eindeutig, dass es
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