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Alien Tango

Alien Tango

Titel: Alien Tango
Autoren: Gini Koch
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weismachen muss, dass du in einer wichtigen Besprechung steckst,
bringe ich dich um.«
    Martini rieb sich die Stirn. »Was wollte sie diesmal?«
    Christopher antwortete nicht und sah mich an. »Großartige Landung,
Kitty.«
    »Deine Mutter will wahrscheinlich wissen, warum du mich noch nicht
abserviert und irgendein nettes A.C. -Mädchen oder
einen netten A.C. -Jungen geheiratet hast, wie man
es von dir erwartet.« A.C. s hatten keine Vorurteile
bezüglich gleichgeschlechtlicher Beziehungen. Nur bezüglich spezien- und religionsübergreifender
Beziehungen.
    Christopher wurde rot. Volltreffer! »So ist es nicht«, murmelte er,
allerdings in Richtung seiner Schuhspitzen.
    »Und da wunderst du dich, warum ich mich verleugnen lasse?« Martini
umarmte mich. »Lass uns reingehen.«
    »Jeff, das ist doch nicht Christophers Schuld.« Es war meine, weil
ich ein Mensch war und mich in ihren Sohn verliebt hatte, jedenfalls hatte ich
es so verstanden. Oder vielleicht war es auch Martinis Schuld, weil er das
Gleiche mit mir getan hatte. Die ganze »Lebensretterin-ihres-Sohnes«-Tour
schien bei Martinis Eltern jedenfalls nicht zu ziehen. »Vielleicht, wenn ich
sie treffen würde …«
    »Keine gute Idee!«, ertönte es von Martini und Christopher im Chor.
    »Wie schlimm kann es schon werden? Ich meine, dein Vater mag mich
doch ganz gern, Christopher.« Richard White war der Hohe Pontifex der A.C. s, sozusagen ein Papst, der Sex haben darf. »Mein
Vater findet dich sogar toll.«
    »Aber ich bin ja auch nicht die Freundin seines Sohnes.«
    Beide zuckten zusammen, denn diese Angelegenheit war mehr als knapp
gewesen, und wir drei taten für gewöhnlich unser Bestes, das zu überspielen.
Also mein Fehler, wie immer. Vielleicht hatte Martini ja recht, wenn er mich
von seinen Eltern fernhielt.
    »Lass uns später darüber reden.« Martini klang müde und
niedergeschlagen, was mich besorgte. »Mach dir nichts draus, Kleines.« Der
Vorteil daran, mit dem stärksten aller Empathen auf Erden zusammen zu sein,
war, dass er wirklich nachempfinden konnte, wie ich mich fühlte. Der Nachteil
war, dass ich keine Gefühle vor ihm verbergen konnte, selbst wenn ich es
wollte.
    Paul Gower trat durch die Tür. Er hatte die gleiche Statur wie
Martini, nur war er schwarz und glatzköpfig. Sein Vater hatte eine
Afro-Amerikanerin geheiratet. Ich fragte mich oft, wie glücklich sie war, hatte
aber nicht nachgefragt. Noch nicht.
    »Wir haben jetzt größere Sorgen als deine Eltern«, teilte Gower uns
mit. Er sah angespannt aus und klang noch sehr viel angespannter. »Ein
Massenvorfall.«
    Martini und Christopher wechselten sofort in den Commander-Modus,
wie ich es nannte. »Wo?«, fragte Martini schroff, während wir alle ins Gebäude
rannten.
    »Paraguay.«
    »Paraguay?« Christopher klang schockiert.
    Martini verzog das Gesicht.
    »Was ist so schlimm an Paraguay?« Immerhin hatten wir schon auf dem
ganzen Erdball sich manifestierende Monster erledigt und die Welt davor
bewahrt, zu Überwesensushi zu werden. Südamerika war ebenso oft betroffen wie
jeder andere Ort, allerdings belegte die USA in
    dieser Hinsicht noch immer Platz 1 auf der Skala.
    »In Chaco«, fügte Gower an.
    »War ja klar«, grollte Martini.
    Ich schnappte mir meine Tasche von Hughes, erklärte ihm, dass er und
der Rest der Jungs dienstfrei hätten, sich aber bereithalten sollten, dann
steuerten wir die nächste Schleusenreihe an. Die Schleusen waren Teil der
Alientechnologie, die es uns erlaubte, uns auf der ganzen Welt frei zu bewegen,
indem wir von Schleuse zu Schleuse hüpften. Der Großteil der Schleusen war in
den Toiletten nahezu aller Flughäfen der Erde untergebracht. Da ich inzwischen
mehr Männertoiletten von innen gesehen hatte, als mir lieb war, kann ich bestätigen,
dass dieses Arrangement sowohl äußerst effektiv als auch widerlich war. Aber
immerhin kamen wir so binnen drei Sekunden von Nevada nach New York.
    »Da gibt es Flughäfen«, bemerkte ich, während ich mich daran zu
erinnern versuchte, wie trocken oder verregnet Paraguay war, was mir aber nicht
gelang.
    »Stimmt schon«, räumte Martini ein. »Aber wir gehen nicht hin.«
    »Nein?« Meine Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Am Abend waren wir
mit meinen Eltern zum Essen verabredet, und solche Ausrottungsaktionen
sprengten für gewöhnlich jeden Zeitplan.
    Reader gesellte sich zu uns. »Sie sind genau auf der Linie.« Er
klang besorgt, und die anderen versteiften sich noch mehr. Ich war verwirrt –
das hier
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