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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3
Autoren: Frank Borsch
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zu lassen.
    Melvin und das Smartie-Kommando waren gekommen, um der Regierung die Sinnlosigkeit dieser Taten aufzuzeigen.
    59b schoss ein weiteres Mal aus dem Wasser. Ein dunkler, turmhoher Schatten blieb zu ihrer Rechten zurück. Es war einer der beiden Türme, den das Königreich im vergangenen Jahrhundert im seichten Küstenbereich errichtet hatte, um die Humber-Mündung vor Angriffen deutscher U-Boote zu schützen. Ein feuchter, verlassener Steinhaufen, der sie nicht weiter zu kümmern brauchte.
    Sie erreichten die Mündung. 59b verzichtete jetzt auf die übermütigen Sprünge und drückte sich stattdessen eng gegen den Grund. Schlamm wirbelte auf, nahm Melvin den letzten Rest der Sicht. Er sah auf die Uhr, zählte die Sekunden ab. Nach 28 Sekunden mussten sie die Stadt Grimsby erreicht, sie nach weiteren 15 Sekunden passiert haben, und elf Sekunden später mussten sie …
    Mit einem entschlossenen Flossenschlag stieß 59b zur Wasseroberfläche vor. Überall neben ihnen tauchten die Köpfe von Smarties auf. Sie waren glitschig und braun. Sie ähnelten Steinen, die aus dem Wasser ragten. Schweigend musterten sie das Ufer, von dem sie jetzt kein halber Kilometer mehr trennte. Sie blickten auf eine Abfolge von Dämmen
und Betonwänden, die sichtbaren Resultate des Hochwasserschutzprogramms der Regierung. Die Sperren wirkten marode und willkürlich zusammengewürfelt. Was sie auch waren: Mit jedem neuen Anstieg des Meeresspiegels war der Regierung die Lust weiter vergangen, immer größere Anteile des nationalen Vermögens und der Wirtschaftsleistung in Befestigungen zu stecken, die sich ohnehin innerhalb von kürzester Zeit als obsolet erweisen würden.
    59b zeigte auf eine Öffnung in der Sperre. Es war ein Fluttor, das jetzt, kurz vor dem Tiefstand der Ebbe, geöffnet war. Der Smartie schnaubte und setzte sich in Bewegung. Damit hatte der Angriff begonnen. Es brauchte kein weiteres Signal. Ungestört glitt das Kommando durch das Tor. Ein rechteckiges Hafenbecken erwartete sie, darum herumgruppiert eine Reihe von baufälligen Lagerhallen und Gleise, die in Prellböcken mündeten: Immingham Dock. Anfang des vorigen Jahrhunderts als Übergabepunkt zwischen Eisenbahnen und Passagierschiffen erbaut, Ende des vorigen Jahrhunderts dem Zerfall überlassen, hatte es in den späten 2030ern eine kurze Nachblüte erlebt, als die Regierung das Eisenbahnsystem des Landes zum Vehikel der nationalen Rettung erkoren hatte. Es war ein verzweifelter Plan gewesen, und Melvin, der in Deutschland erlebt hatte, wofür man Eisenbahnen stattdessen benutzen konnte, wünschte sich, er wäre gelungen. Aber die Rettung war ausgeblieben, und schließlich hatte die britische Regierung sich an der deutschen ein Vorbild genommen und der Anlage einen neuen Zweck gegeben …
    Das Kommando hielt im Hafenbecken an. Melvin sah neben den Köpfen der Smarties die Mündungen von Gewehren aus dem Wasser ragen. Er machte sich aus 59bs Seilen los, zog sein eigenes TAR-21 von der Schulter und entsicherte es. Fast ohne einen Laut zu verursachen, lösten sich zwei Smarties von dem Kommando und kletterten aus dem Becken. In zwei langen, flachen Sätzen hatten sie die Wand einer Lagerhalle erreicht - und rissen mit bloßen Händen die Pflastersteine aus dem Boden. Melvin verfolgte, wie einer der Smarties
ein Kabelbündel aus der neu geschaffenen Öffnung zog und der zweite es mit dem Gerätepark von Alien-Tech verband, den er auf dem Rücken trug. Dann hob der Smartie mit den Geräten alle vier Hände: Das Wachnetz war in ihrer Hand; es war von dem Ansturm von Alien-Technologie überrannt worden.
    Melvin und die übrigen Smarties gingen an Land. Blitzschnell verschwanden sie zwischen den Lagerhallen. Kurz darauf, als Melvin 59b eine Treppe hinauffolgte, hörte er mehrfaches Klatschen, als wäre eine Melone am Boden zerplatzt. Melvin kannte es von früheren Überfällen: Die Smarties waren auf Wachen gestoßen und hatten mit einem Schwung ihrer Pranken die Köpfe von den Körpern getrennt. Es war der denkbar humanste Tod: Die Pranke eines beschleunigten Smarties glich für einen gewöhnlichen Menschen einem Blitz aus heiterem Himmel. Er starb, noch bevor er es merkte.
    Melvin und 59b machten auf dem Treppenabsatz Halt. Ein kleines, schmutziges Fenster gestattete ihnen einen Blick in die Halle. Im grellgelben Licht altmodischer Natriumdampflampen campierten Hunderte von Menschen in der Halle. Manche schliefen, andere waren mit Würfel- und Kartenspielen
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