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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3
Autoren: Frank Borsch
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winselt. Pauls Leiden sind unnötig. Er, Pasong, wartet auf den Augenblick, an dem sein Körper stirbt. Er wird Paul aufnehmen, er wird in ihm weiterleben.
    Wolf, der sich für seinen Vater hält, streicht über Pasongs Fell, um ihn zu trösten, dann gibt er den Befehl zum Aufbruch. Die Erfahrung hat ihn gelehrt, vorsichtig zu sein. Wolf fürchtet Verfolger. Pasong weiß, dass seine Sorge unbegründet ist. Die Wachmannschaften von New Providence sind entweder tot, auf Sigma V oder auf der Erde auf und davon. Marita hält ein Auge auf die Letzteren. Und selbst wenn sie einem dieser Wächter begegneten, was sollte geschehen? Der Wächter würde nicht kämpfen. Homeworld Security, die USAA, die menschliche Zivilisation … wofür er gelebt hat, existiert nicht länger. Ein Wächter würde einfach nur froh sein, irgendjemanden zu treffen. Froh, sich ihnen anschließen zu dürfen, zu jemandem dazuzugehören.
    Sie marschieren weiter, schweigend und bereits mit einer Routine, als hätten sie seit Wochen nichts anderes getan. Am Abend schlagen sie ihr Nachtlager am Waldrand auf. Ein Teil der Dummköpfe holt Wasser aus dem Brunnen eines verlassenen Bauernhofs, der in der Ferne sichtbar ist. Die übrigen Dummköpfe sammeln Holz und entfachen ein Feuer. Wolf weiß, ebenso wie Pasong, dass es klüger wäre, auf das Feuer zu verzichten. Es ist weithin sichtbar. Doch Wolf sehnt sich wie die Übrigen danach. Sie brauchen etwas, an dem sie sich wärmen können. Dunkle Rauchwolken haben den Himmel überzogen. Sie hängen tief. Es fühlt sich an, als wollten die Wolken sie erdrücken.

    Die Flammen schlagen hoch und vertreiben die Beklemmung. Sie alle versammeln sich um das Feuer und essen und trinken. Pasongs Körper - es sind beinahe zwei Dutzend - balgen sich um das Wasser und das Brot. Wie es sich für Wolfsjungen gehört. Nach dem Essen legt Wolf sich auf den Rücken und sieht abwechselnd in das Feuer und in den Himmel. Pasong schmiegt sich mit seinen Körpern aneinander und an ihren Vater. Er spürt, wie die Anspannung den Wolfsmenschen verlässt, als sein wimmelnder Nachwuchs ihn wärmt. Pasong schließt die vielen Augen und räkelt sich in der Wärme seines Vaters.
    Irgendwann heult Wolf auf. Pasong schlägt seine vielen Augen auf und sieht, weshalb Wolf heult: Eine Lücke in den Rauchwolken hat den Blick auf den Mond freigegeben. Pasong fällt vielstimmig in das Heulen ein.
    Dann schließt er die Augen und schläft.
    Morgen erwartet ihn das Unerfahrene.
    Pasong kann es kaum abwarten.

    Mensch!
    Darf ich dir einen letzten Tipp geben? Lächle! Zahllose Studien haben bewiesen, dass Lächeln einen positiven Effekt auf die menschliche Psyche ausübt, insbesondere in schwierigen Zeiten. Und sorge dich nicht um die Zukunft! Sie liegt nicht in deiner Hand. Sie hat es nie getan. Deshalb: Klatsche, als ginge es um dein Leben! Eine neue Welt wird geboren. Begrüße sie! Umarme sie! Mach sie zu deiner!
     
    - Auszug aus »Everybody smile and clap your hands for the end of the world as we know it!«, gepostet von User »anonymous«.
    Letztes Posting im AlienNet-Subforum /Sing-Sing-Sing vor Zerstörung des Netzes am 5. Januar 2067 um 14 Uhr 58 und 51 Sekunden (GMT)

Originalausgabe 8/08
Redaktion: Angela Kuepper
    Copyright © 2008 by Frank Borsch Copyright © 2008 dieser Ausgabe
    by Wilhelm Heyne Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
www.heyne.de
Umschlagbild: Dirk Schulz
     
    eISBN : 978-3-641-03045-2
    www.randomhouse.de
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