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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3
Autoren: Frank Borsch
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suchen, das kein Morgen mehr kennt. Die Einschläge der Patronenschiffe sind zahlreich, sie wirbeln Staubwolken auf, die bis in die oberen Schichten der Atmosphäre reichen und sich erst in Jahrzehnten wieder gelegt haben werden. Die Erde wird ein dunkler, kalter Ort sein. Ein Ort, der bestenfalls Aussichten auf ein kurzes Leben voller Entbehrungen und Gewalt bietet.
    Die Menschen wollen weg von der Erde, nur weg - und sie finden ihre Gegenstücke in Milliarden Seelen, eingesperrt auf Sigma V, sind zu allem bereit, um ihrem Gefängnis zu entkommen. Kälte, Hunger, der erbitterte Kampf um das Überleben, den die Erde für sie bereithält, kann die gefangenen Seelen nicht abschrecken. Die Seelen auf Sigma V sind ihrer selbst längst überdrüssig, jeder beliebige Ausweg erscheint ihnen erstrebenswerter, als auch nur einen Augenblick länger mit sich selbst eingeschlossen zu sein.
    Der Transfer gelingt.
    In einer Minute brechen Millionen von Menschenseelen aus ihren Körpern aus, finden sich auf Sigma V wieder, dem Gefängnis, auf dem nichts unmöglich ist.
    In derselben Minute brechen Millionen von Seelen aus dem Gefängnis von Sigma V aus, finden sich in den Körpern von Menschen wieder.
    Am Ende dieses Tages wird die Erde den Seelenspringern gehören. Millionen von Menschen werden auf ihr verblieben sein. Die Mutigen, die entschlossen sind, in der neuen Welt, die heraufzieht, zu bestehen, ebenso wie die Ängstlichen, deren Furcht so groß war, dass ihre Seelen die Fesseln ihres Körpers nicht zu sprengen vermochten. Die Klugen, die erkannt haben, dass Sigma V eine Falle darstellt, ein ewiges, auf sich selbst zurückgeworfenes Leben, das die Hölle ist. Die Schlichten, die nicht genug Fantasie besitzen, um zu verstehen, dass ihre Welt am Ende angelangt ist. Sie alle werden sich, wollen sie überleben, mit der neuen Welt versöhnen müssen, sie zu ihrer eigenen machen. Nicht anders als Pasong selbst es tut.

    Immerhin, sie werden eine Welt haben, auf der sie um das Überleben ringen können. Der Seelensplitter, den Pasong dem Menschen Rodrigo mitgegeben hat, ist zu ihm zurückgekehrt. Rodrigo, der Lauscher der Strawberry Bitch , ist kein Mensch mehr. Er hat den Platz des Bewahrers eingenommen. Rodrigo wird die Erde nicht vernichten. Er wird ihr Wächter sein, sollten die Seelenbewahrer einen weiteren Vorstoß wagen.
    An einem Bach lässt Wolf anhalten. Die Rast ist unnötig. Die Kräfte der Dummköpfe sind beinahe unerschöpflich, Pasong besitzt die Kraft der Jugend, und Carmel wird um jeden Preis mithalten. Bleibt er zurück, hat er den letzten Halt verloren, an den er sich noch klammert. New Providence ist unwiderruflich zerstört.
    Doch Wolf hat Mitleid mit den Verletzten. Die Dummköpfe setzen die Tragen sachte ab. Die Frau in dem Mädchenkörper, Ekin, stöhnt. Der Mann, Paul, rührt sich nicht. David und Wolf klettern hinunter zum Bach. Sie tauchen Tücher ins kalte Wasser und gehen zu den Verletzten. David legt sein Tuch dem Mädchen auf die Stirn.
    »Blitz«, murmelt er. Er ist zu dumm, um zu erkennen, dass er ihren falschen Namen sagt. »Blitz, bitte bleib bei uns. Bitte lass mich nicht allein.« Dann heult er. Ein Dummkopf kennt keine falsche Scham.
    Pasong dirigiert einen seiner Körper zu der Frau. Er stützt sich mit den Vorderpfoten auf ihren Brustkorb, sieht Ekin ins Gesicht und schnüffelt. Sie ist bleich. Schweiß steht ihr auf der Stirn. Ihre Augen sind geschlossen, aber Pasong sieht, dass sie sich unter den Lidern bewegen. Sie riecht nach Blut und Schweiß und Urin. Auch nach Tod? Ein Splitter des Luftfischs hat ihren Oberkörper durchschlagen, knapp unter dem Schlüsselbein. Carmel hat sie verbunden. So schnell, dass das meiste Blut in ihr geblieben ist. Vielleicht lebt sie. Sie hat einen jungen Körper, der leben will. Ekin ist mehr als ein Mensch.
    Neben ihr liegt Paul. Wolfs Bewegungen sind fahrig, als er mit dem kalten Tuch über die Wunden streicht. Pasong schnüffelt an dem Körper. Er riecht nach verbranntem Fleisch. Die
Feuerwalze aus dem explodierenden Luftfisch hat ihn überrollt. Sie hätte ihn auf der Stelle getötet, wenn Paul sich nicht zu Boden geworfen und Ghis Leiche einen Teil der Hitze abgefangen hätte. Paul ist zäh. Pasong weiß es. Ein Splitter seiner Seele hat jahrelang in Paul gelebt. Aber er wird es nicht schaffen. Ohne Haut kann kein Mensch leben, und Paul besitzt nur noch Reste davon, die nicht der Erwähnung wert sind. Der Anblick, der Geruch schmerzen Pasong. Er
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